27. Kapitel

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Ich hasste mein Leben, hatte ich das schon mal erwähnt? Wenn nicht konnte ich gerne nochmal wiederholen. Ich hasste mein Leben. ,,Du guckst als ob du eine Leiche gesehen hast", warf Haily ein und ich konnte mein Blick nicht von dem Tisch wenden, der in der Mitte von der Lagerhalle stand. ,,Ich bin danach eine Leiche...", meinte ich und schluckte. Über den Tisch war ein weißes Lagen gespannt und ein Kissen lag darauf. Die ganze Halle roch nach Desinfektionsmittel. Am liebsten wäre ich auf der Stelle umgedreht und abgehauen. Egal ob ich dann ein Feigling gewesen wäre. ,,Es wird alles gut", versuchte mich Tessa aufzumuntern und warf mir ein warmes Lächeln zu. ,,Total...es wird ja nur an meinem Bein rumgeschnitten", erwiderte ich. Die Hallentür ging auf und Luca trat mit einem Rucksack in die Halle. ,,Hast du den hochprozentigsten Alkohol mitgebracht den du im Keller deines Dads gefunden hast?", wendete sich nun Haily an Luca und ich riss meinen Blick von dem Tisch. ,,Wollt ihr mich etwa unter Alkohol setzen?", fragte ich etwas perplex. ,,So toll ihr diese Idee finden mögt...Dean hat ein Alkohol Organ, was heißt ihr bräuchtet riesige Mengen, um den Typen ruhig zuschalten...ihr macht den damit nur noch hyperaktiver", warf Tyler an und ich sah zu ihm. ,,Soll ich das jetzt als Kompliment nehmen?", fragte ich und er verdrehte die Augen. ,,Naja wenn Alkohol nicht hilft, vielleicht ein kräftiger Schlag auf seinen Hinterkopf, ich mach das gern, das hilft bestimmt", meinte Claire und ich funkelte sie wütend an. ,,Vielleicht hilft ihn dieser Schlag wirklich mal beim Denken. Ich stimme dafür", sagte Tyler und ich schnaubte. ,,Fragt mich hier überhaupt wer nach meiner Meinung?", fragte ich wütend. ,,Du bist eine laufende Wanze, die diese Feuerreiter genau zu uns führen kann, wenn sie es wollen, also geht es hier nicht nur um dich", meinte Tyler und ich knurrte. ,,Ach schön, dass dir dein Arsch mal wieder über den deines Bruders geht", knurrte ich und musste mich zusammenreißen nicht auf Tyler los zu gehen. ,,Ähm...glaube das wäre nicht wirklich von Vorteil, wenn ihr euch die Köpfe einschlagt...", meinte Stuart und griff nach meinem Handgelenk, was mich sofort beruhigte. ,,Okay, Plan B. Wade?", richtete sich nun Tessa an Wade, welcher etwas aus seiner Jackentasche rausholte. ,,Das könnt ihr sowas von vergessen!", brüllte ich förmlich, als ich das Tütchen mit den Pillen sah. ,,Dean, du wirst die Schmerzen bei Bewusstsein nicht aushalten...", fing Tessa an und nahm die Drogen entgegen. ,,Ihr wisst, was letztes Mal passiert ist, da habe ich Stuart beinahe zusammengeschlagen", fuhr ich fort und ging paar Schritte von Tessa weg. ,,Falls ihr das durchzieht, könnt ich Dean sicherhalber festbinden? So nur zur Sicherheit?", warf Stuart ein und ich sah ihn an. ,,Danke für nichts", murmelte ich und er lächelte einfach nur schulterzuckend.

,,Also nur nochmal fürs Protokoll...", fing ich an und drehte die hellgrüne Tablette in meiner Hand. ,,Du wirst dadurch ganz ruhig, das Einzige ist, was passiert, dass sich dein Geist öffnet, nichts schlimmes, du denkst nur etwas freier als sonst", erklärte Wade und ich seufzte. Ich war eine Gefahr für dieses Rudel und wenn man es nur mit diesem Eingriff und der Tablette ändern kann, dann sollte ich es tun. Ich legte mir die Tablette auf die Zunge und spürte wie sie sich langsam auflöste. ,,Hast du das schon jemals gemacht?", fragte ich, als Tessa mich etwas zurück auf den Tisch drückte. ,,Nein, aber alles wird gut", meinte sie und zwang sich zu einem Lächeln. ,,Hast du das gesehen? In deinen Visionen?", fragte ich und vor meinen Augen flackerte es etwas. ,,Nicht wirklich, aber ich hab da so ein Gefühl", meinte sie und ich seufzte. Das brachte mich jetzt gar nicht weiter. ,,Stuart", krächzte ich und versuchte seine Hand zugreifen, jedoch griff ich daneben, weil plötzlich fünf Hände auftauchten, wo keine die Richtige war. Und da war es auch schon soweit, ich merkte wie ich keine Kontrolle mehr über meine Hand hatte und es mir schwarz vor Augen wurde. Die Drogen wirkten.

Bewusstseinserweiterung hatte es Wade genannt, ich würde es eher wie ein nie endendes buntes Karussell beschreiben, was sich schnell drehte und ich nicht aussteigen konnte. Das Karussell erinnerte mich an das Karussell, was ich als kleines Kind immer auf dem Weihnachtsmarkt gefahren hatte...aber was suchte das ausrechnet in meinem Drogenrausch? Plötzlich wurde das Karussell langsamer und ich konnte die Umgebung sehen. Das Karussell stand in einer nicht endeten Leere. Mein Blick schweifte über die weiße Gegend und plötzlich sah ich einen schwarzen Wolf, der einfach nur da stand und mich musterte. Ich stieg aus dem Karussell und ging langsam auf den Wolf zu. Er besaß fast die selben blauen Augen wie Tyler, jedoch waren sie blasser, nicht so intensiv blau. ,,Dad?", fragte ich vorsichtig und blieb stehen. Der Wolf bewegte sich auf mich zu und mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus. Es war mein Dad, aber wie war das möglich? Ich kniete mich hin, um auf Augenhöhe mit dem Wolf zu sein. ,,Wie ist das möglich?", und streckte eine Hand aus, um an die Wange des Wolfes zufassen, jedoch griff ich in die Leere. ,,Es ist ein Traum, Dean", sagte der Wolf und verwandelte sich zurück in einen Menschen. Er sah genauso aus, wie auf den Bildern, die ich von ihm gesehen hatte. Seine dunkelbraunen Haare waren ungefähr so lang wie meine und er trug einen drei Tage Bart. ,,Du siehst aus wie Tyler nur paar Jahre älter", platze es aus mir raus und er stieß ein raues Lachen aus. ,,Es ist schön dich zu sehen", meinte er und lächelte mich an. ,,Find ich auch...aber wer sagt mir, dass du der echt bist? Ich meine du hast eben gesagt, dass es ein Traum ist...also kannst du auch einfach nur eine Täuschung sein", fragte ich und zog meine Augenbrauen hoch. ,,Wieso sollte es nicht möglich sein? Ich meine es gibt Werwölfe, Feuerreiter und sonst für Wesen, von welchem man auch nicht glauben würde das sie existieren", meinte er und griff in seine Hosentasche. ,,Und wahrscheinlich genau deshalb bin ich hier, wegen den Wesen, die dir das hier angetan haben", fuhr er fort und deutete auf mein Bein. ,,Und da hoffte ich mal für einen Moment Ruhe davon zu haben", seufzte ich und mein Dad holte etwas aus seiner Hosentasche. Es war ein schwarzer Stein, der wenn Licht darauf fiel, leicht violett funkelte. ,,Das ist Obsidian. Wenn er in das Herz eines übernatürlichem Wesen gestoßen wird, saugt er die ganze Kraft heraus und man wird wieder das, was man vorher war. So könnt ihr die Feuerreiter töten, da sie aus Leichen und Asche geschaffen wurden", erklärte er und drückte mir den Stein die Hand. Ich drehte den Stein in meiner Hand und strich über die glatte Oberfläche. Mit diesem Stein würden alle unsere Probleme verschwinden...einfach alle. Sogar Stuart könnte ein normales Leben führen...er könnte dadurch wieder ein Mensch werden. ,,Aber pass auf, der Stein hat eine sehr mächtige Wirkung auf uns. Wenn er zulange mit dem Herzen in Kontakt kommt, tötet er uns", sagte er und strich mit seiner Hand über meinem Arm, was ich jedoch nicht spürte. ,,Und wie merke ich, wann es richtig ist ihn zu entfernen?", fragte ich und sah von dem Stein hoch zu ihm. ,,Das wirst du merken, wenn es Zeit ist. Töte die Feuerreiter und mach ihren Anführer unschädlich", meinte er und stand auf. ,,Wieso ich? Wieso hast du nicht mit Tyler geredet? Ich meine er ist der Alpha. Ich bin nur ein einfacher Wolf", sagte ich und sprang ebenfalls auf die Beine. ,,Du bist stärker als du glaubst", das waren seine letzten Worte, bevor er in der Leere verschwand.

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