Louis nuschelte ziemlich, ich konnte ihn kaum verstehen, was mich vermuten ließ, dass er wohl ziemlich was getrunken hatte. Das bestätigte sich, als er sich weiter dem Bett näherte und sich damit die Alkoholfahne deutlich machte. ,,Ich bin wach Louis, was gibt es?" Fragte ich, nuschelte selbst ein wenig, allerdings vor Müdigkeit und rieb mir den Schlaf aus den Augen. ,,Es tut weh Harry", stammelte er und schmiss sich im nächsten Moment in meine Arme. Zunächst etwas überfordert drückte ich ihn an mich und hoffte, dass Gemma noch immer ihren festen Schlaf hatte. ,,Du solltest am besten schlafen gehen, morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus", versuchte ich es, doch Louis schüttelte aufgebracht mit dem Kopf, seine Augen waren glasig.
,,Zayn hat gesagt, du hilfst mir", sagte Louis, sah mich vorwurfsvoll an und nickte mit dem Kopf, um seine Aussage zu unterstreichen. Das alles konnte ich aber auch nur in der Dunkelheit sehen, da er mir mit seinem Gesicht so unfassbar nahe war. Dennoch musste ich bei dem Geruch von Alkohol, Zigaretten und Schweiß immer wieder mit der Nase rümpfen. ,,Was hast du Zayn denn erzählt? Und wobei soll ich dir helfen?" Flüsterte ich fragend zurück und beschloss im selben Moment, dieses Zimmer so bald wie möglich zu verlassen, da die Unterhaltung wohl noch länger zu gehen schien und ich wirklich nicht wollte, dass Gemma aufwacht. ,,Ich hab ihm nur erzählt das wir jetzt Brüder sind und du mir über die Trennung von Eleanor hinweg hilfst", sagte Louis schmollend und fragte dann mit vorgeschobener Unterlippe, ,,wir sind doch noch Brüder oder?"
,,Ja Lou, keine Sorge, aber wir dürfen unsere Schwester nicht aufwecken, also lass uns doch ein bisschen draußen spazieren gehen, die frische Luft wird dir gut tun", sprach ich und fügte gedanklich hinzu, dass ihn das auch hoffentlich schnell nüchtern machen würde. Zwar hatten Louis und ich den Neuanfang begonnen, dennoch fühlte es sich noch ein wenig komisch an, jetzt so anders mit ihm umzugehen und ich war einfach etwas überfordert. Zumal er betrunken war und sich dadurch verhielt wie ein kleines bockiges Kind. Zum Glück nickte Louis begeistert von meiner Idee und ließ mich unten im Flur gerade noch die Schuhe anziehen, bevor er mich nach draußen in die Kälte zog. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Herbst sich vollständig entfalten würde und dann würden die Temperaturen sicher noch eisiger sein als jetzt. Gerade hielt ich es in meinem Pullover zum Glück gerade noch so aus.
,,Schau die Sterne", Louis hüpfte aufgeregt durch die Gegend und schaute in den Himmel, beobachtete die funkelnden Lichter auf dem dunklen Hintergrund. ,,Vielleicht siehst du ja eine Sternschnuppe", schmunzelte ich und lief, mit den Händen in den Taschen meiner Jogginghose vergaben, den Gehweg entlang. ,,Au ja!" Louis war begeistert und hörte nun gar nicht mehr auf, in den Himmel zu gucken. ,,Lou lass das, sonst kriegst du noch Genickstarre. Wie viel hast du bloß getrunken?" ,,Weiß ich nicht mehr, aber ich war so fertig wegen Eleanor." Louis zuckte mit den Schultern und schaute nun tatsächlich mich an, statt die Himmelskörper.
,,Was ist denn genau vorgefallen?" Fragte ich, hatte das Gefühl das die frische Luft Louis Gehirn tatsächlich langsam freispülte. ,,Ich war bei ihr und hab ihr gesagt, was du gesehen hast. Sie hat es nichtmal abgestritten", seufzte Louis, eine Träne glänzte auf seiner Wange im Licht des Mondes. ,,Und dann hab ich halt gesagt das Schluss ist und bin wieder gegangen. Es war kurz und irgendwie eiskalt, trotzdem macht es mich total fertig, vielleicht macht es mich gerade deswegen fertig. Ich dachte sie liebt mich auch und ich kann die Gefühle ja jetzt auch nicht einfach so abschalten, egal wie sehr sie mich verletzt hat." Der Doncaster raufte sich die Haare, woraufhin ich schnell seine Hände in meine nahm und ihn aufmunternd anlächelte. ,,Sei stolz auf dich. Du hast es hinter dich gebracht und das Krönchen auf deinem Kopf sitzt immer noch perfekt. Gib Eleanor nicht mehr die Kraft dich zu verletzen, das ist es nicht wert."
,,Schwer", nuschelte Louis, ,,und als ich dann bei Zayn war, wussten wir beide sofort was zu tun ist. Nämlich trinken, bis ich mich nicht mehr erinnern kann", nun kicherte Louis wieder, was mich nur den Kopf schütteln und ihn tatsächlich verstummen ließ. ,,Weißt du Louis, ich erzähle dir jetzt mal was", begann ich, wollte ihn damit von seiner Trauer ablenken, aber ihm wohl auch ein bisschen mehr Vertrauen entgegen bringen. Auch wenn der Alkohol noch immer durch seine Adern floss und ich nicht wusste, ob er das Folgende richtig aufnehmen konnte, hatte ich einfach das Bedürfnis es ihm mitzuteilen. Vielleicht würde es ihm helfen, mehr über alles nachzudenken und das in einem anderen Licht als im Moment.
,,Früher hab ich in Holmes Chapel gelebt. Ich kann mich nicht so gut an die Zeit erinnern, schließlich war ich erst drei, als wir nach Irland ausgewandert sind, kurz bevor Gemma geboren wurde, aber ich weiß noch, dass ich es in meiner Heimat geliebt habe. In Irland war es von Beginn an anders. Natürlich das Land ist wunderschön und es gibt sehr nette Leute, nur auf meiner Schule gab es keine. Ich habe nie den richtigen Anschluss gefunden und als noch ein paar andere Dinge passiert sind, da wurde die Ausgrenzung und die Beleidigungen immer schlimmer. Ich habe ihnen die Macht gegeben, mich kaputt zu machen und mich zu kontrollieren. Das selbe darf dir nicht mit Eleanor passieren.
Der Betrug ist was anderes, als das was mir auf meiner alten Schule passiert ist, aber beide haben was gemeinsam. Sie haben mit Vertrauensbruch, neuen Ängsten und viel Schmerz geendet. Ich möchte nicht, dass du dieselben Schäden und Lasten davon trägst wie ich, denn damit habe ich, wie du wohl am eigenen Leibe gespürt hast, immer noch mit zu kämpfen. Du darfst den Schmerz und die Trauer an dich ranlassen, aber du darfst sie nicht gewinnen lassen, sonst bestimmen sie ganz plötzlich über dein Leben, ohne dass du es bemerkst." Während ich sprach war Louis tatsächlich still geworden und hatte mir aufmerksam zugehört. Auch wenn ich mal kurz eine Pause gebraucht hatte, um meine Gedanken neu zu sortieren und durchzuatmen, ließ er mir die Zeit und wartete geduldig ab, bis ich weitersprach.
,,Danke, dass du mir das anvertraut hast Harry", war das erste, was Louis dann sagte, ,,ich kann mir vorstellen, wie schwer dir das gefallen sein muss." Ich nickte und versuchte ein Lächeln aufzubringen, die Erinnerungen die mir durch den Kopf schossen waren nicht meine besten, allerdings bewahrheitete sich das Sprichwort im Moment tatsächlich, das geteiltes Leid halbes Leid ist. ,,Und ich verspreche dir, ich werde die Trauer nicht gewinnen lassen. Egal wie schlecht es mir wegen der Trennung noch gehen mag, du hast mir gerade gute Gründe genannt, das zu überstehen. Aber genauso verspreche ich dir, dass wir auch noch deinen Schmerz besiegen, denn so wie in Irland soll es dir nie wieder gehen."
Louis schenkte mir ein umwerfendes Lächeln und ich glaubte ihm, fühlte mich tatsächlich wohl in seiner Gegenwart. Noch ein wenig spazierten wird durch Doncaster, irgendwann ergriff er dabei meine Hand, was ich mir dadurch erklärte, dass ihn wohl gerade wieder eine Welle der Trauer übermannte, weshalb ich ihm mit meinem Daumen beruhigend über den Handrücken fuhr und ihn mit irgendwelchen Erzählungen ablenkte. Als aber dann schon bald wieder der Morgen graute, wir beide hatten nicht bemerkt, wie schnell die Zeit umgegangen war, gingen wir zurück nach Hause, wünschten uns noch, unpassenderweise, eine Gute Nacht und befanden uns dann wieder in getrennten Zimmern. Seufzend lehnte ich mich kurz an die geschlossene Tür, bevor ich mich dann ins Bett legte und versuchte noch etwas Schlaf zu finden. Denn Gemma würde bald schon wieder abreisen und ich hoffte, dass sich dadurch nicht wieder etwas zwischen Louis und mir verändert.
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Harry hat nun auch ein bisschen Vertrauen in Louis gefasst. Meint ihr, Louis wird es schaffen, dass es Harry besser geht & andersherum?Auch hier das Update ein bisschen früher als gewohnt, bc today is my birthday & es steht noch einiges an❣
All the love xx
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Lovely Silence - Larry Stylinson
FanfictionEin Tag kann alles verändern. Harry ist gebrochen und seine Familie kann das nicht mehr mit ansehen, zulange hält die Situation jetzt schon an. Sie schicken den stillen Teenager zu alten Freunden, an einen Ort, fernab von Zuhause, wo er zur Ruhe ko...