Kaum das ich den Schlüssel im Schloss herumgedreht und die Tür geöffnet hatte, kam Louis mir entgegen. Er hatte eine Decke um seine Schultern gewickelt, sah aber mittlerweile definitiv wieder besser aus, als noch heute Nacht. ,,Harry, wo warst du so lang? Die Schule ist doch schon seit Stunden aus und ich hab dir unendlich viele Nachrichten hinterlassen und mir Sorgen gemacht." ,,Tut mir leid", murmelte ich, war betrübt Louis wieder einmal enttäuscht zu haben. Ich setzte mir die Mütze vom Kopf und legte sie auf die Kommode, wo auch meine Handschuhe hinkamen. Die Jacke hing ich auf und der Rucksack landete in der nächsten Ecke. Ich wollte mich schon aufmachen, die Treppe hochzulaufen, doch Louis hielt mich zurück.
,,Schön hiergeblieben. Wirst du mir jetzt bitte sagen, was passiert ist und wo du gesteckt hast?" Louis kam auf mich zu, legte die Decke um meine Schultern, um mich zu wärmen. Ich hatte gar nicht wirklich mitbekommen, wie ich zu zittern begonnen hatte. ,,Deine Lippen sind schon ganz blau", stellte Louis besorgt fest, ,,was machst du nur für Sachen?" Er nahm mich bei der Hand und führte mich ins Wohnzimmer, verfrachtete mich dort auf das Sofa und kümmerte sich dann darum, den Kamin anzumachen. Erst als das Feuer brannte und Wärme abgab, kam er wieder zu mir und nahm mich mitsamt der Decke in den Arm.
Nun war ich an der Stelle, an der Louis gestern noch war. Nun müsste ich mich ihm anvertrauen und ich wusste, dass es das Richtige sein würde, dennoch nahm die Angst solch eine Überhand, wie schon lange nicht mehr. ,,Bin ich dir genug?" Fragte ich aus dem Nichts, versuchte gegen die Tränen anzukämpfen, die dennoch kamen. ,,Natürlich. Du bist mehr als genug, mehr als ich mir jemals hätte erträumen können. Du hast mir geholfen, wieder zu meinem wahren Selbst zu finden. Wer lässt dich das Gegenteil denken?" Louis drückte mir einen Kuss auf die Stirn und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, bevor es dann in einem schweren Takt weiterschlug.
,,Eleanor..sie..sie hat", schluchzend krallte ich mich an Louis, versteckte mein Gesicht in seinem Pullover, damit er nicht noch mehr meiner Tränen sah, die ich vergoss. ,,Harry, bitte erzähl mir, was sie gemacht hat. Schluck nicht alles herunter." Hauchte Louis, in seinen Armen kam ich mir so vertraut vor, wie sonst auf keinem Platz dieser Erde. ,,Sie hat gesagt, ich wäre eine Schwuchtel und dadurch nicht das, was du wirklich brauchst, geschweige denn genug für dich bin. Sie meinte, du wärest nur aus Mitleid mit mir zusammen und du würdest noch merken, wie sehr du sie vermisst." Das zu wiederholen schmerzte mir unheimlich. Auch wenn ich eigentlich wusste, dass Louis mich liebt, der schwache und unsichere Junge aus Irland, der kein Wort gesagt und am liebsten in Stille gelebt hatte, kämpfte sich mehr und mehr zurück an die Oberfläche.
,,Harry, hör mir mal zu, das ist völliger Schwachsinn. Erstmal, Eleanor weiß gar nicht was ich wirklich brauch, sonst würde sie das nicht behaupten. Alles was ich brauche bist du. Wenn ich dich lachen höre, schlägt mein Herz höher. Ich weiß das ich in dir jemanden gefunden habe, der mir immer zuhört und mit dem ich immer über alles reden kann. Wenn ich in deine grünen Augen sehe, dann fühle ich mich Zuhause. Und das mit dem Mitleid ist auch total bescheuert. Wir beide hatten schwere Zeiten, aber wir haben uns zurück ins Leben gekämpft und was ist so schlimm daran, sich gegenseitig Kraft zu geben? Und ernsthaft, Eleanor vermissen? Nie im Leben. Sie war ein Fehler, ein Fehler den ich nie wieder begehen werde. Denn ich hab dich gefunden und ohne es wirklich zu wollen hast du mir mein Lächeln zurückgegeben."
Mit großen Augen sah ich in Louis blaue Augen, bei denen ich mich ebenso Zuhause fühlte. Sie gaben mir Kraft, ließen mein Herz schneller schlagen und jede seiner Berührungen fühlte sich elektrisierend an, als würde ein Stein weniger auf meinem Herzen lasten. ,,Ich weiß ehrlich nicht, wie jemand wie ich dich verdient hab, ich liebe dich so sehr", ich nahm Louis Gesicht zwischen meine Hände und legte unsere Lippen aufeinander, die sich wie ein Puzzle zusammen fügten. Durch jeden Kuss fühlte ich mich ein Stück sicherer, verstandener, einfach geliebt. ,,Das müsste ich eher dich fragen, schließlich war ich am Anfang das größte Arschloch dieses Planeten. Aber ich liebe dich auch so unendlich Harry, bitte glaube niemals etwas anderes.
Eleanor denkt vielleicht, dass wir schwach sind und sie uns durch ihren lächerlichen Versuch mit dem Gerücht auseinanderbringen kann, aber das kann sie nicht. Zusammen sind wir stärker als das", atemlos drückte ich beflügelt von seinen Worten wieder meine Lippen auf seine. Noch in der Schule vor wenigen Stunden fühlte ich mich so schlecht und ungeliebt, doch einmal mehr zeigte mir das Leben, was für ein Engel mir mit Louis geschickt wurde. Ich hatte vielleicht nicht oft Glück und häufig wurden mir Steine in den Weg gelegt, doch wenn das Endergebnis aus Louis und mir, gemeinsam, bestand, dann würde ich selbst den höchsten Berg erklimmen, durch jeden Ozean schwimmen und jede Klippe überwinden.
Er war der erste, der mich nach dem Tod meiner Mutter wieder richtig und ehrlich zum Lächeln bringen konnte, er hatte einen großen Teil dazu beigetragen, das ich mein Schweigen und meine Vorliebe allein zu sein, gebrochen hatte. Er war mein Glück. Einige Tränen rollten mir über die Wange, aber diesmal nicht aus Trauer, sondern einfach vor Liebe, Liebe die ich so stark und ausgeprägt noch nie gespürt hatte. Louis küsste jede einzelne Träne weg und strich mit seinem Daumen über meine Wange.
,,Ich hab eine Idee, pack ein paar warme Sachen ein, Decken, Kissen, Schlafzeug und dann genießen wir ein wenig Zweisamkeit. Ich werde dir zeigen, wie sehr ich dich liebe und wie sehr Eleanor mir am Arsch vorbeigeht." Ein wenig schmunzelnd, das Louis das Fluchen wohl niemals lassen konnte, nickte ich aufgeregt und küsste ihn noch einmal. ,,Danke, dass ich immer auf dich zählen kann." ,,Da gibt es nichts zu danken Haz", Louis entließ mich aus der Umarmung, sodass ich nach oben ging und ein zwei Pullover in meinen Rucksack packte. Dazu kam noch eine Jogginghose und Decken und Kissen legte ich daneben, um diese gleich nicht zu vergessen. Was immer Louis auch vor hatte, er würde es mir nicht sagen, selbst wenn ich ihn auf Knien anflehen würde.
Aber gegen ein wenig Zweisamkeit hatte ich tatsächlich nichts, vielleicht würde mir das sogar helfen, in der Liebe zu Louis noch sicherer zu werden und die Angst mehr und mehr abzuschütteln. Ich hatte keine großen Hoffnungen, aber wenn ich das erreichen könnte, dann könnte uns Eleanor nichts mehr anhaben. Und das wollte ich für Louis unbedingt schaffen, er hatte nicht verdient so drangsaliert zu werden. ,,Haz, ich bin eben in der Garage, alles nötige ins Auto packen, packst du mir bitte auch ein paar Pullover, Unterwäsche und meine Lieblingsjogginghose ein?" Rief Louis von unten, hörte schon wie er die Tür öffnete. ,,Ja, mach ich", rief ich zurück, musste dann ein wenig Lächeln, weil es mir so vor kam, als wären wir ein alt eingesessens Ehepaar.
Schnell war alles zusammengepackt, bei Louis Unterwäsche musste ich ein wenig schlucken und vielleicht packte ich auch mit Absicht die ein, die seinen Hintern so gut betonte. Denn verdammt, dieser Hintern machte mich verrückt. Über Sex hatten wir noch nie wirklich gesprochen, Louis wusste, ich war Jungfrau und ich wusste, er hatte schon einiges an Erfahrung. Aber etwas mit Jungs würde für uns beide eine Premiere sein und vielleicht war das sogar mein Vorteil. Geschweige denn er wollte überhaupt in irgendeiner Weise intim mit mir werden.
Doch bevor ich mir noch länger den Kopf zerbrechen konnte, rief Louis nach mir und flott machte ich die Rucksäcke zu, nachdem ich überprüft hatte, ob wirklich alles eingepackt war. ,,Hast du deinen Eltern schon Bescheid gesagt? Es scheint ja, als würdest du über Nacht wegbleiben wollen." Fragte ich, als ich unten meine Schuhe anzog und Louis schon bereit mit dem Schlüssel in der Hand an der Tür stand. ,,Mach dir darum mal keine Sorgen, alles geklärt. Aber schließ jetzt bitte einmal deine Augen, während ich die Sachen verstaue, damit du nicht siehst, was ich noch in den Kofferraum gepackt hatte." Seufzend befolgte ich Louis Anweisung, denn wenn er Überraschung plante, dann war er immer so glücklich. Und kurz darauf saß ich im Auto, lauschte der Musik im Radio und freute mich auf die gemeinsame Zeit mit Louis. ,,Dieses Wochenende gehört nur uns."
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Na was meint ihr hat Louis geplant? Wird es den beiden helfen ein wenig abzuschalten?😽
All the love xx
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Lovely Silence - Larry Stylinson
FanficEin Tag kann alles verändern. Harry ist gebrochen und seine Familie kann das nicht mehr mit ansehen, zulange hält die Situation jetzt schon an. Sie schicken den stillen Teenager zu alten Freunden, an einen Ort, fernab von Zuhause, wo er zur Ruhe ko...