Noch bis spät in die Nacht blieben wir in der Bar und verließen sie erst als eine der letzten. Das Adrenalin von dem Kuss auf der kleinen Bühne pumpte immernoch in meinen Adern und das ich mich das wirklich getraut hatte konnte ich immernoch nicht so ganz fassen. Doch ich war schon ein kleines Stück weit stolz auf mich und Louis erst Recht, was mich mit Glücksgefühlen förmlich beflügelte. Da wir alle ein bisschen Alkohol getrunken hatten, abgesehen von Gemma, konnte keiner mehr Auto fahren, sodass wir uns zu Fuß auf den Weg nach Hause machten. Erst trennten sich dann Niall und Maren von uns, danach Bebe und Melly und kurz bevor wir unser Haus erreichten, mussten auch Zayn und Liam in eine andere Straße abbiegen, sodass wir uns dann auch von diesen verabschiedeten und den Rest des Weges nur noch zu dritt passierten.
Der Mond stand schon relativ tief am Himmel, als wir nach Hause kamen und die Sonne würde sicher schon bald wieder aufgehen. Doch ich war so hundemüde, ich fühlte mich als könnte ich den ganzen nächsten Tag durchschlafen. Ich stützte mich kichernd an Louis ab, als ich mir die Schuhe auszog, während Gemma uns anschaute, als wären wir die letzten Volltrottel. Uns beide schob sie dann die Treppe hoch, brachte uns in Louis Zimmer und nachdem wir einander gute Nacht gewünscht hatten, ging sie rüber in meins, um sich dort schlafen zu legen. Wir dachten gar nicht richtig über den Fakt nach, dass jetzt schon Samstag war und wir mit Sicherheit nicht vor Janet und meinem Dad wach sein würden. Es fühlte sich einfach zu gut an, neben Louis einzuschlafen, sodass ich all das andere vergaß. Wir zogen uns bis auf die Boxershorts aus, gaben uns noch einen letzten Kuss, der nach purem Alkohol schmeckte, bevor wir die Decke über uns legten, ich mich an Louis schmiegte und relativ bald darauf einschlief.
Noch nie wurde ich so unsanft aus dem Schlaf gerissen, wie an diesem Morgen oder Nachmittag oder vielleicht sogar schon Abend. Ich hatte nichtmal eine richtige Orientierung, plötzlich fing jemand an zu kreischen, als würde ein ganzes Dorf in Flammen stehen und ich erschrak mich so hart, das ich aus Louis Bett fiel. Ruckartig öffnete ich meine Augen und erkannte Janet im Türrahmen stehen. Diese blickte immer wieder geschockt zwischen Louis, der ebenfalls aufrecht im Bett saß, und mir, der auf dem Boden lag, hin und her. Wir beide trugen nur unsere Boxershorts und das wir so gemeinsam in einem Bett geschlafen hatten drückte wohl mehr aus, als tausend Worte. Mein Körper fühlte sich unendlich leer an, meine Gliedmaßen zitterten und hilflos sah ich zu Louis, der sich langsam aus dem Bett erhob und auf Janet zuging.
,,Janet, ganz ruhig bitte. Denk an das Baby, möchtest du dich vielleicht hinsetzen?" Louis zeigte auf unser Bett, doch Janet schüttelte wie wild den Kopf und rief dann hysterisch nach meinem Vater. ,,Was ist denn hier los?" Brummte dieser, als er keine Minute später ebenfalls im Türrahmen stand. Janet fing an zu weinen und geschockt und mehr als verwirrt blickte ich sie an. ,,Ich..ich hab nach Harry gesucht, wie du gesagt hast, aber in seinem Zimmer, da..da hat nur Gemma geschlafen, da komm ich hier rein und sehe, wie die beiden miteinander rummachen. Louis..er..er hat mich als erstes bemerkt und heftig geschubst, ich hab Angst, dass er das Baby verletzt hat", stammelte sie sich eine pure Lüge zurecht, die mich fassungslos machte. ,,Sie lügt Dad", widersprach ich sofort, ,,Louis und ich haben noch geschlafen, als sie herein gekommen ist. Ich bin erst durch ihren ohrenbetäubenden Schrei wach geworden. Er hat ihr sofort angeboten sich zu setzen, damit dem Baby nichts passiert."
Mein Freund war kreidebleich im Gesicht, doch ich musste nicht anders aussehen. Ich wollte so gern zu ihm, ihn in den Arm nehmen oder zumindest seine Hand halten, aber ich hatte nichtmal die Kraft dazu aufzustehen. ,,Achja und was macht ihr dann zusammen in einem Zimmer, nur auf Unterwäsche?" Mein Vater sah mich skeptisch an und in dem Moment war mir schon klar, dass er uns nicht glauben würde. Ich sah zu Louis, der mir auf meine stumme Frage hin zunickte. ,,Louis und ich, wir..wir..", bevor ich die Worte über die Lippen bringen konnte ergriff mich ein Schluchzen und mit zitternden Händen versuchte ich, mir die Tränen von den Wangen zu wischen, doch sie kamen ohne Unterbrechung nach. So hatte ich mir das Outing vor meinem Vater nicht vorgestellt. Ich wollte es in Ruhe machen und definitiv nicht an diesem Wochenende. Ich hatte das Gefühl, das mein Leben mich hasst und es liebte, mir eins nach dem anderen reinzuwürgen.
Plötzlich spürte ich Louis Präsenz neben mir, ich hatte nicht gemerkt, wie er zu mir gekommen und sich neben mich gesetzt hatte, doch alleine das gab mir schon so viel Kraft. ,,Soll ich es sagen?" Raunte er mir fragend ins Ohr, seine Augen waren ebenfalls schon ganz rot und er schien die Tränen noch gerade so zurückhalten können. Meine Hand legte ich auf seine Wange und mit all der Liebe, die ich für ihn empfand, blickte ich ihn an. ,,Ist schon in Ordnung, ich muss es tun", antwortete ich leise und rappelte mich dann langsam auf, meine Beine zitterten unaufhörlich. ,,Hör zu Dad, seit ich vierzehn bin, weiß ich, das ich anders bin. Mum hat es auch sofort geahnt und sie war die erste, der ich das anvertraut hatte." Ich atmete tief durch, sammelte alle Kräfte zusammen, die ich noch besaß und brachte den Satz schnell über meine Lippen. ,,Ich bin schwul. Ich liebe Louis und das ist der Grund, warum wir in einem Bett schlafen. Er hat Janet nicht einmal berührt, bitte, einmal in deinem Leben musst du mir glauben", ich sackte wieder zurück auf meine Knie neben Louis, der mich sofort in seine Arme schloss. All meine Kraft war mit diesen Sätzen aufgebraucht.
,,Des, Baby, Harry belügt dich von vorn bis hinten, das hat er schon immer, das weißt du doch. Er hat dich nie geliebt, immer nur seine ach so tolle Mutter. Jetzt steht der auch noch auf Jungs, das ist nun wirklich nicht zu tolerieren. Er hätte besser in Irland bleiben sollen, seit er hier ist, ist er nur noch mehr verweichlicht, sieh ihn dir doch mal an", Janet blickte herablassend auf mich hinab, während ich wie ein Häufchen Elend auf dem Boden saß und Louis mittlerweile aufgesprungen war. ,,Erstens, sprich nicht so über Anne, sonst vergess ich mich wirklich", knurrte Louis, wenn Blicke töten könnten, würde Janet jetzt nicht mehr so selbstsicher auf ihren Beinen stehen. ,,Zweitens, wir leben im 21.Jahrhundert, wer da noch glaubt, Homosexualität ist krank gehört zurück in die Steinzeit. Obwohl selbst da haben die sicher schon mehr Gehirn besessen als du. Ich liebe Harry mehr als mein Leben, ihm geht es hier tausendmal besser, als in Irland."
Mein Freund hatte sich während der Ansage schützend vor mir aufgebaut und kaum war er fertig damit, drehte er sich wieder zu mir um und nahm mich erneut in eine liebevolle Umarmung. Mein Vater hatte das Spektakel bis jetzt sprachlos verfolgt und auch jetzt schien er mit sich zu hadern, was die richtigen Worte für diese Situation sein könnten. Es wunderte mich, dass Gemma von diesem Lärm noch nicht wach geworden war, doch das war wohl auch besser so. Und zum Glück waren Jay und Dan arbeiten, die hatten schon genug Theater wegen mir mitgemacht. ,,Janet", nun räusperte sich mein Vater und blickte seine Frau an, ,,welchen Grund hätte Louis haben sollen, dir weh zu tun?" Sofort brauste die Frau auf und fiel aus allen Wolken. ,,Du weißt doch selbst, wie sehr Harry mich schon immer gehasst hat. Jetzt musste sein kleiner schwuler Freund ihm daraus helfen und mich zumindest einmal angreifen, wenn sie mich schon nicht vollständig loswerden können." ,,Das ist doch Bullshit", entfuhr es Louis, während ich wimmernd meinen Kopf in meinen Händen versteckte. Alles tat so schrecklich weh. Ich wollte, dass es endlich aufhörte.
Die Diskussion fühlte sich so aussichtslos an, mein Vater war schon immer auf Janets Seite gewesen und das würde er jetzt sicher auch nicht ändern. Er seufzte schwer und fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht. ,,Ich war nicht dabei, ich kann nicht sagen, was wirklich passiert ist", fing mein Vater an, was mich schon den Kopf schütteln ließ, denn es hörte sich an, als würde ein 'aber' folgen und das war noch nie gut für mich ausgegangen. Mein Herz begann ungesund schnell zu klopfen und ich klammerte mich an Louis, meinem letzten Halt, fest. Auch er drückte mich fest an seine Brust, sodass ich selbst sein Herz förmlich zittern hören konnte. Das konnte alles nicht wahr sein, konnte nicht einmal etwas in meinem Leben glatt gehen? ,,Harry, ich weiß du bist jetzt achtzehn, aber es ist wohl für alle Beteiligten am besten, wenn du endgültig mit zurück nach Irland kommst."
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*rennt schnell weg und versteckt sich wieder* Was soll Larry jetzt bloß tun? :(
All the love xx
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Lovely Silence - Larry Stylinson
FanfictionEin Tag kann alles verändern. Harry ist gebrochen und seine Familie kann das nicht mehr mit ansehen, zulange hält die Situation jetzt schon an. Sie schicken den stillen Teenager zu alten Freunden, an einen Ort, fernab von Zuhause, wo er zur Ruhe ko...