69 - tried and failed

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Wer das letzte Kapitel noch nicht gelesen hat, kann da gerne nochmal vorbeischauen, ansonsten viel Spaß beim Lesen und das Voten bitte nicht vergessen x

Das frühe Aufwachen aufgrund der Schule am nächsten Morgen war zum Glück auf unserer Seite, denn so konnten mein Dad und Janet nicht sehen, wie Louis und ich aus einem Zimmer kamen, uns gleichzeitig im Bad fertig machten und uns auch voreinander umzogen. Zwar hatte ich Angst vor dem heutigen Aufeinandertreffen, gerade aus dem Grund, wie wir gestern auseinander gegangen waren, aber Louis nahm mir diese ein bisschen, in dem er mich umsorgte und sich liebevoll um mich kümmerte. ,,Morgen bist du achtzehn Hazza, dann kann dir keiner mehr was anhaben", Louis stand vor mir, fuhr mit seinen Händen durch meine Haare, was mich genießerisch die Augen schließen ließ. Über mein Lippen kam ein kleines Seufzen.

,,Ich hoffe es, ich hab trotzdem ein mulmiges Gefühl im Magen", gestand ich Louis, sah dann doch wieder in meine blaue Heimat. ,,Kann ich mir vorstellen, aber das liegt sicher nur daran, weil Desmond und Janet hier sind. Du wirst sehen, wenn sie Sonntag erstmal wieder weg sind, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus", Louis gab mir ein paar aufmunternde Küsse auf die Lippen und kostete den letzten richtig aus, bevor wir dann in die Schule gehen mussten und uns erstmal nicht mehr nahe sein konnten. Zum Glück war Eleanor auch heute noch krank, was den Start in den Tag noch um einiges besser machte, zumindest bis wir wieder Zuhause waren.

Dort erwartete mich mein Vater auf dem Sofa sitzend. ,,Harry, könnten wir einmal unter vier Augen reden?" Schluckend sah ich zu Louis, der mir mit einem Blick Mut zusprach. Da ich nicht ablehnen konnte nickte ich folglich und ging dann mit meinem Vater rauf in mein Zimmer. Janet blieb, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen auf der Couch sitzen. ,,Also, was gibt es?" Fragte ich sofort, da ich hier schleunigst wieder raus wollte, setzte mich währenddessen auf meinen Schreibtischstuhl. ,,Ich weiß ja, dass du Janet nicht besonders magst Harry, aber sie ist nunmal deine Stiefmutter, früher hast du dich doch auch nicht so respektlos verhalten. Ich glaube der Ort tut dir nicht so gut, wie du zugibst."

,,Tut mir leid das sagen zu müssen, aber kennst du mich und Gemma eigentlich richtig? Immer wenn wir versucht haben mit dir zu reden, weil uns etwas gestört hat, hast du weggehört. Uns hat es im Herzen weh getan, das du Mum so schnell ersetzt hast und uns Janet förmlich aufzwingen wolltest. Uns hat der Verlust so weh getan und als wäre das nicht genug Veränderung ist Janet direkt bei uns eingezogen." Ich wischte die Tränen weg, die sich einen Weg meine Wangen runterbahnten und schluckte den schweren Kloß in meinem Hals runter. ,,Und ich hab mich nicht respektlos verhalten, ich hab mich nur endlich mal gegen ihre Schikanen gewehrt. Sie hat mir förmlich ins Gesicht gesagt, das ich von ihr nicht gewünscht bin und du saßt daneben und machst auf heile Welt. Soll ich etwa auch nur immer weiter stumm lächeln und schweigen? Dann müsstest du aber auch wieder damit leben, das jeder Tag für mich ein Albtraum ist und ich aus meinem Zimmer nicht heraus komme.

Doncaster ist das beste, was mir nach Mums Tod hätte passieren können. Siehst du nicht, das ich endlich glücklich bin und nicht mehr nur daran denke, das ich Schuld an Mums Tod bin? Louis hat mir so sehr geholfen, er hat auch einen schweren Verlust erlitten und mir als erster endlich ein Gefühl von Verständnis gegeben." ,,Harry", mein Vater seufzte schwer und kam dann langsam auf mich zu, ,,du bist nicht Schuld an Annes Tod. Niemand hätte das vorher sehen können." ,,Nein, aber wäre ich eher Zuhause gewesen, genau wie sie mich darum gebeten hatte, hätte ich einen Krankenwagen rufen können und der hätte sie sicher retten können", nun flossen mir doch wieder die Tränen und ich konnte sie nicht aufhalten, der Schmerz saß so tief und schnitt sich wie Glassplitter in mein Herz.

,,Du weißt nicht, ob sie dadurch den Herzinfarkt überlebt hätte Harry. Sie hatte immer schon Probleme mit dem Herzen gehabt. Manchmal geht das Schicksal unergründliche Wege." ,,Aber nicht den Weg, mir meine Mutter wegzunehmen", schluchzend zog ich mir die Knie an die Brust, während mein Vater sich vor mich hockte. ,,Es tut mir leid Harry, ich bitte dich trotzdem, netter zu Janet zu sein, sie trägt schließlich dein Geschwisterchen in ihr." Redete er weiter auf mich ein und hörte nicht auf. Die Stimmen in meinem Kopf wurden unerträglich laut. ,,Ich kann das alles nicht Dad, ich komm damit nicht klar, das ist alles so viel für mich", meine Atmung ging hektisch und hilflos schaute ich mich im Raum um, immer auf der Suche nach Louis, obwohl ich genau wusste, das er unten war. ,,Aber wie wäre es, wenn wir einen Neustart versuchen würden? Du kannst gleich am Sonntag wieder mit uns nach Hause fliegen, jetzt wo du so viel selbstbewusster bist wirst du die Schule und die Leute dort sicher schaukeln und ich werde mich bemühen, dir besser zuzuhören."

,,Nein", hektisch schüttelte ich den Kopf, meine Hände fingen an zu zittern wie Esbenlaub. Ich wollte nicht weg von Louis, ich wollte nicht zurück nach Irland auf meine alte Schule. Mein weniges Selbstbewusstsein und mein kleiner Ort des Glücks würden sofort zusammenbrechen, wie ein Kartenhaus bei einem leichten Windstoß. ,,Ich brauche keinen Neustart. Mir geht es gut hier. Ich will nicht zurück", brachte ich abgehackt meine nächsten Sätze zustande, meine Kehle schnürte sich immer weiter zu. ,,Ich bitte dich Harry, denk doch einmal darüber nach. Wie sieht das denn bitte aus? Wie sehe ich aus, wenn mein eigener Sohn nicht nach Hause zurück kommen möchte?" ,,Mein Zuhause ist hier bei Jay und Dan. Bei Louis."

,,Das ist doch Schwachsinn. Nur weil du hier jetzt ein paar Monate gewohnt hast, macht das diesen Ort nicht gleich zu deinem Zuhause." ,,Der Ort macht es auch nicht zu meinem Zuhause, sondern die Leute hier", versuchte ich es ihm zu erklären, doch er schien einfach nicht zu verstehen was ich meinte. ,,Deswegen hab ich über sowas mit Mum gesprochen", murmelte ich leise zu mir selbst. ,,Was hast du gesagt?" Fragte mein Vater etwas gereizt nach, sein harscher Unterton ließ mich zusammenzucken. ,,Nichts, egal. Aber ich werde nicht wieder nach Irland gehen." ,,So wie du dich gerade benimmst ist es aber wohl besser, wenn du mit zurückkommst. Janet hat Recht, dein Respekt ist echt ein wenig flöten gegangen."

,,Ab morgen bin ich achtzehn, falls du das vergessen haben solltest." ,,Aber ich bin immer noch dein Vater, falls du das vergessen haben solltest." ,,Das kannst du nicht machen", erwiderte ich, meine Tonlage wurde etwas höher. ,,Du bist mein Sohn, da kann ich machen was ich will. Also, entweder du überlegst es dir bis Sonntag freiwillig, indem du Janet und mir etwas mehr Respekt entgegen bringst, oder ich werde die Entscheidung für dich treffen." Das Gespräch hatte einigermaßen gut angefangen, doch nun war es schon wieder in eine völlig falsch Richtung gekippt, die ich nicht wahrhaben wollte, alles was ich jetzt nur noch wollte war in Louis Armen zu liegen, mich auszuweinen und mich darüber zu beschweren, wie unfair mein Vater mich behandelte.

Natürlich war das für meinen Vater sicher auch kein leichtes Gewicht zu tragen, dass sein Sohn nicht mehr nach Hause wollte, aber er hatte das schließlich alles ins Rollen gebracht. Er war ganz allein an dieser Situation Schuld, über die ich mich sicher nicht mehr beschweren wollte, denn ich liebte es hier in Doncaster. ,,Ich weiß gar nicht, warum Mum dich geheiratet hat", schluchzte ich in meiner Wut, denn meine Mutter war so eine herzensgute Person gewesen und mein Vater ist einfach nur verdammt jähzornig, wenn etwas nicht so läuft wie er möchte. ,,Ich hab deine Mutter geliebt, sag sowas nie wieder oder wir fliegen auf der Stelle zurück mein Freundchen. Ich wollte wirklich versuchen, es dir irgendwie Recht zu machen und das mit dir zu klären, aber irgendwann reicht es dann auch."

Ich zog meine Beine noch näher an meine Brust, um mich irgendwie zu schützen, während mein Vater durch seine Worte immer weiter Stiche in mein Herz jagte. Als würde er immer weiter auf mich eintreten, während ich schon längst am Boden lag. So schlimm war es früher in Irland nie gewesen. Unsere Gespräche waren oft im Streit ausgeartet, aber niemals so heftig. Irgendwas musste sich über die Zeit in der ich hier war verändert haben. Ich hatte sogar noch Hoffnung gehabt, das mein Vater und ich irgendwie Frieden schließen, aber diese verflog langsam. Mehr als froh war ich dann, als er ging und kurz darauf Louis im Raum stand, der mich verweintes Häufchen Elend sofort erblickte und in seine Arme zog. Er redete beruhigend auf mich ein, während ich ihm alles erzählte und vor mich hinweinte. Ein Teil in mir wollte sich am liebsten einfach wieder wie früher verkriechen und so still wie möglich bleiben, um keine Probleme zu verursachen. Doch Louis wollte ich das nicht antun.

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Da scheint sich nichts klären zu lassen :( Ob Harry wirklich mit zurück nach Irland müsste?

Wir sind schon bei Kapitel 69, ich hätte ehrlich nie gedacht, dass das Buch doch so lang wird. Ich hoffe euch stört das nicht😹😽
All the love xx

Lovely Silence - Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt