Kapitel 22

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Als ich morgens aufwachte, saß Lynn bereits draußen und sah mit aller Ruhe auf das Meer.
,, Hey, Frau.", sie zuckte leicht zusammen und sah mich an.
,, Naja, noch nicht ganz Frau, trifft es am besten." Konterte sie grinsend.
,, Ich bin echt glücklich, dass du ja gesagt hast." Ich setzte mich neben sie.
,, Wie jetzt, wieso sollte ich nein sagen?"
,, Naja, man weiß ja nie." Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie die Augen verdrehte.
,, Ich bitte dich, Marco. Als ob ich nein gesagt hätte."
,, Stimmt auch wieder.", gab ich nun zurück und widmete mich meinem Handy.,, Soll ich es meinen Eltern sagen, deine wissen es schließlich schon." Ich hörte den Stuhl nach hinten rutschen und sah auf.
,, Wie, die wissen es schon?" Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen.
,, Ich habe deine Eltern vorher gefragt, ob ich dich heiraten darf. Weißt du noch, als ich einmal mit Jonas bei ihnen war?" Entsetzt sah sie mich an und lachte schließlich.
,, Du bist bescheuert, Marco."
,, Warum denn bescheuert? Mir war das halt wichtig..", ich überlegte kurz und fügte dann hinzu:,, Nicht, dass ich mich von einem nein hätte abhalten lassen aber das war so eine kleine Sicherheit für mich."
,, Ich liebe dich."
,, Ich liebe dich auch."

,, Ach, Mama." Lynn sah auf. Jonas stand neben ihr und sah verliebt auf ihren Ring.,, Wenn ich nicht ein Junge wäre.." Lachend zeigte ich ihm an, dass er sich zu uns setzten sollte, was er schließlich auch tat.
,, Also möchtest du auch einen Ring haben?", fragte Lynn ihn.
,, Oh, nein. Aber als Mädchen ja.", antwortete er grinsend und sah noch immer auf ihren Ring.,, Das werde ich nie nie nie vergessen."
,, Wirst du nicht, dafür sorge ich.", mischte ich mich ein. Verwirrt blickte er zu mir.
,, Davon gibt es ein Video und ein Foto für die Öffentlichkeit gibt es gleich auch, die sollen schließlich den Mund gestopft bekommen." Jonas verstand nicht, was ich dort von mir gab und wenn ich ehrlich war, war es auch deutlich besser so.
Bevor ich jedoch der Öffentlichkeit das gab, auf was sie nur wartete, rief ich meine Familie an, denn ich wusste dass heute alle beisammen waren.
,, Hallöchen, Marco. Wie geht es euch Urlaubern?", nahm meine Mutter das Telefon nach Ewigkeiten ab.
,, Uns geht es bestens."
,, Besser könnte es uns nicht gehen!", rief Lynn dazwischen. Meine Mutter begann zu lachen.
,, Das heißt also, du hast sie tatsächlich gefragt?"
,, Ja, natürlich habe ich.", ich nickte während ich antwortete, was ziemlich unnötig aber einfach eine Angewohnheit war.
,, Ach, Junge. Ich bin so froh, dass du so glücklich bist und dass ihr so glücklich seid!", kurz war Stille.,, DER MARCO UND DIE LYNN SIND ENDLICH VERLOBT, ICH DACHTE SCHON ICH KRIEGE DEN JUNGEN NIE UNTER DIE HAUBE!", schrie sie schließlich in Richtung der Anderen und vergaß, dass mir an der anderen Leitung fast das Ohr abfiel.
,, Ach, Mama. Du kannst manchmal echt dramatisch sein.", stellte ich fest.
,, Und du bist ein Spätzünder. Jeder hat halt so seine Charakterzüge."
,, Tz!" Erneut lachte sie auf.
,, Mensch, Marco. Ich bin doch froh, dass du sie hast und sie jetzt endlich heiraten wirst, es war ja immerhin nur eine Sache der Zeit, wann du endlich um ihre Hand anhalten würdest."
,, ÜBRIGENS HABE ICH DIE WETTE GEWONNEN, MANUELA!", schrie meine Oma Brigitte meiner Mutter entgegen. Entsetzt blickte ich zu Lynn.
,, ACH MUTTI, SEI LEISE!", schrie meine Mutter zurück.
,, MANUELA, HÄTTEST DU DEM JUNGEN NICHT ETWAS FRÜHER IN DEN ARSCH TRETEN KÖNNEN, DANN HÄTTE ICH JETZT GEWONNEN UND NICHT DEINE MUTTER!", entgegnete nun mein Vater.
,, THOMAS, HALT DIE GOSCH, HÄTTE ER DAS SPÄTER GETAN HÄTTEN YVONNE UND ICH GEWONNEN ALSO HÖR AUF RUMZUMECKERN!"
,, UND ICH HABE AUF NÄCHSTES JAHR GEWETTET!", schrie Melli und täuschte ein Weinen an. Ich verdrehte die Augen.
,, Dann sage ich jetzt einmal tschüss, Mama. Wir sehen uns."
,, Das stimmt ja gar nicht, wir sehen uns jetzt mehr als einen Monat nicht und du willst mir hier-" Seufzend unterbrach ich sie.
,, Mama, da reden wir wann anders drüber. Tschüss!" Ich verlieh meinen Worten einen gewissen nachdruck, so dass sie schließlich aufgab und sich ebenfalls verabschiedete.
Belustigt sah Lynn mich an.
,, Na, haben sie dir von der Wette erzählt?" Nun entglitten mir endgültig jegliche Gesichtszüge.
,, Wie jetzt.. Du wusstest das?" Lachend sah sie zu Jonas.
,, Wir wussten das, wir durften nur nicht mit wetten."
,, Ihr seid unmöglich!", stellte ich fest und musste irgendwie schmunzeln.

Morgen würden wir tatsächlich schon abreisen und in Frankfurt würden sich unsere Wege für einige Zeit trennen..
Ich könnte weinen, wenn ich daran dachte, denn es war eine lange Zeit, die nun vor uns stand. Wenn man denn davon ausging, dass ich es mit zur WM schaffen würden und darum würde ich kämpfen.
,, Hey, hast du alle Sachen aus dem Urlaub schon in meinen Koffer gepackt?", fragte Lynn und ich schüttelte den Kopf.
,, Noch nicht."
,, Dann mach' das mal, schließlich ist dein Koffer komplett für die Nationalmannschaft gepackt worden und nicht für deinen Urlaub.", erinnerte sie mich an etwas, das ich gerne verdrängen würde.
,, Ja, gleich.." Sie seufzte und setzte sich neben mich, sie lehnte sich an meine Schulter.
,, Ich weiß, dass es schwer für dich ist, wirklich. Aber Marco, das ist dein Traum. Das ist das, was du dir von klein auf erträumt und gewünscht hast und das kannst und darfst du nicht hinschmeißen.
Wir sind so unendlich stolz auf dich.
Wenn du versuchst, die positiven Aspekte für dich herauszuarbeiten, dann ist das viel einfacher, glaub mir."
,, Und was ist, wenn ich gar keine positiven Aspekte sehen möchte?"
,, Sofern es klappt, kommen wir dich auch besuchen, versprochen. Du musst mir aber versprechen, dass du alles gibst, um deinen Traum wahrzumachen. Bitte." Ich sah sie an.
,, Natürlich werde ich das aber ich hader einfach damit, du weißt das."
,, Eben, genau deswegen möchte ich, dass du positiv bist. Ich möchte in keinem Video, Bild oder Interview eine traurige Fratze von dir sehen weil du verdammt nochmal glücklich sein und diese Zeit auskosten sollst. Das ist deine Chance, das weißt du."
,, Das weiß ich."

Jonas lachte, als er in den Pool sprang und schien das Gefühl von Freiheit, was seinen Körper bei diesem Sprung durchströmte, mit jedem Zug auszunutzen.
Es war schön, ihn so unbeschwert und glücklich zu sehen.
Vielleicht sollte ich das auch versuchen. Denn Lynn hatte ja nun einmal Recht.
Das war mein Kindheitstraum und wenn ich mir diesen nehmen lassen würde, wäre ich meines Lebtags nicht mehr glücklich geworden.
Die WM 2014 war schließlich schon schlimm genug für mich gewesen und ich war froh, dass ich Lynn dort an meiner Seite hatte, für welche ich ihr Weltmeister war.
Ohne sie wäre ich sicher schon kaputt gegangen und das wusste sie.
Das war das schöne an unserer Beziehung. Wir retteten einander davor, an einigen Dingen kaputt zu gehen.
Mit Liebe und Feingefühl. Das war das schönste, was man in solch einer Phase bekommen konnte.
,, Du bist nicht allein. Wir schaffen das. Zusammen." Das war für uns fast schon ein Motto geworden, schließlich wurde dieser Satz im Laufe der Beziehung so einige Male geäußert und ohne ihn würden wir Beiden nicht hier stehen, da war ich mir sicher..

fix you - Ich rette Dich [ Marco Reus ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt