Kapitel 43

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,, Oh, Papa! Schau! Das Meer!" Das Meer war klar und wunderschön, selten hatte ich etwas so verzauberndes gesehen.
,, Setz dich, wir sind gleich gelandet und dann kannst du weiter staunen.", mahnte ich meinen Sohn an.
,, Also sind wir gleich in Guade.. Gouda?" Ich konnte mir ein Lachen nicht nicht verkneifen und sah Jonas amüsiert an.
,, Guadeloupe."
,, Oh, das kann ich nicht aussprechen. Sprachen die wenigstens Deutsch?"
,, Nein, Zwerg. Die sprechen Französisch." Er sah mich mit großen Augen an.
,, Kannst du Französisch, Papa?"
,, Oh, nein. Das kann ich nicht." Nachdenklich sah Jonas aus dem Fenster.
,, Aber Mama." Ich schluckte, legte einen Arm um ihn und zog ihn an mich.
,, Ja, ich weiß.. Ich weiß.." In einigen Tagen würde ich Jonas erzählen müssen, dass seine Mutter nicht zurückkam. Vielleicht heute sogar, vielleicht auch erst, wenn wir wieder zurück in Deutschland waren.
,, Papa, du bist traurig." Etwas überrumpelt sah ich zu Jonas.
,, Ach, was. Nein." Er seufzte.
,, Nein, ich kenne dich. Du musst mir nichts erzählen, aber ich umarme dich, dann tut dir nichts mehr weh." Ich schmunzelte und musste in nächsten Moment tatsächlich die Tränen zurückhalten.
,, Oh, Jonas. Du bist ein so wunderbares Kind! Der Papa hat dich unendlich lieb."
,, Das weiß ich schon.", gab er frech zurück und grinste mich an.

,, AHHHHH!! DA DARF ICH REIN?" Ich lachte und sah Jonas zu, wie er aufgeregt durch den Sand hüpfte. Das Meer nun ich echt zu sehen, schien ihn sehr aufgeregt zu machen.
,, Später, ja. Zuerst müssen wir unsere Sachen in unser Häuschen bringen, dann können wir zurück kommen." Tatsächlich hatte ich wieder eine Wohnung gemietet, da mir die Zeit mit Jonas sehr wichtig war und ich in dieser schwierigen Zeit keine Fans oder Presse-Leute gebrauchen konnte.
Dieser Urlaub würde dieses Loch in meinem Herzen nicht füllen, er gab mir aber die Möglichkeit, dieses Loch zumindestens sporadisch abzukleben. Mit der Zeit würde es heilen, auch wenn ich noch weit davon entfernt war.
Lynn fehlte mir nämlich mit jeder Faser meines Körpers, ich sehnte mich nach ihr.
Nach ihrem Lächeln und ihrer unwiderstehlichen Lache.
Ich sehnte mich nach dem Gefühl von Freiheit und Liebe, das Lynn umgab.
Kurz schüttelte ich den Kopf und ermahnte mich, dass das nicht das Richtige war, was ich hier dachte.
Für diesen Urlaub war sie ganz offiziell aus meinem Kopf verbannt worden.

Nachdem wir die Sachen dann im Grunde nur abgestellt und uns umgezogen hatten, waren wir schon auf dem Weg zum Strand, an welchem keine Menschenseele zu sehen war. Glücklicherweise.
,, MIT DEM FLAMINGO, OCH BITTE, KEIN NEIN, PAPA!", rief Jonas, der im Sand spielte.
,, Dann komme ich aber mit ins Meer." Ich wollte ihn nicht auch noch verlieren, das wäre für mich schlimmer als Lynns Verlust.
Er war mein Fleisch und durch ihn floss mein Blut.
Jonas war eine kleine Kopie von mir, die irgendwann vielleicht in meine Fußstapfen treten würde.
Das musste er nicht denn ich wusste, wie hart das Fußballgeschäft war.
Eine so ehrliche, reine und auch verletzliche Seele hatte es in dieser Branche schwer, sehr schwer sogar.
Mein Sohn sollte das tun, was ihm Spaß machte, was auch immer es war. Ich würde ihn immer zu 100 Prozent unterstützen.

,, Ich hatte Spaß! Danke Papa, bis morgen früh!", sagte Jonas und rieb sich seine müden, kleinen Augen.
Er räkelte sich gemütlich in seinem Bett und ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
,, Schlaf gut, kleiner Prinz."

Ich saß auf dem Balkon der kleinen, altmodisch und doch wunderschön eingerichteten, Wohnung und sah auf das Meer, welches mit der untergehenden Sonne tanzte.
Seufzend sah ich ihr dabei zu, wie sie die schönsten Farben, die ich je gesehen hatte, auf die Erde leuchtete und mein Herz gleich mit einfing und es für einen ganz kurzen Moment erwärmen ließ, bevor es wieder zu dem Klumpen wurde, zu welchem es sich in den letzten Wochen entwickelt hatte.
Gekränkt sah ich weg. Weg vom wunderschönen Meer, gefangen von meinen sich immer um Lynn kreisenden Gedanken.

Auf einmal sprang ich auf und lief wie von der Tarantel gestochen durch die Wohnung, um einen Block und Stift zu suchen.
Damit setzte ich mich auf den Balkon und schrieb alle seltsamen Worte rund um Lynns Verschwinden auf, die ich in den letzten Wochen zu hören bekommen hatte.
,, Du lernst, ohne sie zu leben", fiel mir als allererstes ein.
,, ..aber es ist besser, wenn ich es hierbei belasse und dein tolles Leben nicht noch mehr zerstöre."
,, Ich kann euch das aber nicht antun, okay?"
,, Sie liebt euch mehr als alles andere auf dieser Welt und das auch wenn sie sich, warum auch immer, dazu entschieden hat, dass sie euch dafür verlassen muss.
Sie scheint euch schützen zu wollen."
,, Sie wird merken, dass das nicht der richtige Weg ist.
Sie braucht euch dafür."
,, ..Sie hat aber gesagt, dass sie dort bereits ist und dann tat sie mir etwas leid." (Hölle!)
,, Sie hat nur irgendetwas von "du müsstest nicht leiden, wenn sie weg ist" gefaselt."
,, ..sieht verdammt scheiße aus. Augenringe bis nach Jerusalem und Wert auf ihr Äußeres legt sie momentan auch nicht wirklich."
,, ..schaut wirklich nicht gut aus und wenn sie nicht gerade ebenfalls durch eine Trennung gehen würde (...) sofort zum Arzt geschickt.."
Diese Sätze waren für mich wie ein Puzzle, das unlösbar schien.
Vielleicht fehlten mir auch einfach nur noch wichtige Teile, um es zusammenzusetzen.
Das Einzige, das für mich bis jetzt klar war war, dass es etwas war, das sie nicht mit uns durchstehen wollte. Sie schien uns irgendetwas nicht antun zu wollen, uns vor etwas beschützen zu wollen, wüsste ich nur was.
Sie schien auch nicht gut mit der Trennung klar zu kommen, der letzte Anhaltspunkt ließ mich jedoch stocken.
Um mir jedoch selbst ein Bild dazu machen zu können, müsste ich sie sehen können.
Ich müsse sehen, was meine Schwester gesehen hat, um ihren Gedanken zu verstehen..
In diesem Moment ging etwas wie eine helle Lampe in meinem Kopf an, die Rädchen hatten hart genug gearbeitet, um diese zum laufen zu bringen.
Ein schlimmer Verdacht kämpfte sich hervor, welcher auf mit ihren Beschwerden aufeinander passte, die sie schon hatte, als ich im Trainingslager war und sich immer vermehrten.
Sie hatte sie heruntergespielt.
In diesem Moment gab ich mir die Schuld dafür.
Ich hätte es merken müssen, ich alleine.
Ich konnte die rosa-rote Brille in den letzten Wochen einfach nicht abnehmen können, vor lauter Glück. Es schien so, als wollte ich es nicht wahr haben und mein Gehirn hatte sich tatsächlich vor der Wahrheit verschlossen, obwohl sie doch so klar und offensichtlich war.
Nun saß ich hier.

,, Verdammt!" Ich vergrub die Hände in den Haaren und begann auf einmal hysterisch zu weinen, die Gefühlsachterbahn lud ihre kompletten Gefühle bei mir ab.

,, Oh, Lynn..", flüsterte ich kaum verständlich und drückte mir schließlich die Hand vor den Mund, damit niemand mich Schluchzen hören würde..

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Ich lebe tatsächlich auch noch, tut mir leid!
Nun ja, die letzten Tage war die Zeit für das Schreiben einfach nicht drin AAABEEER morgen bekomme ich endlich mein Zeugnis und glaubt mir, ich bin so aufgeregt und ich hoffe, dass sich diese Arbeit, Mühe und die ganzen Tränen gelohnt haben.
Wünscht mir Glück und allen, die ihre ebenfalls noch bekommen drücke ich auch ganz fest die Daumen!❤
ÜBRIGENS:
Ich bin gerade dabei, einen zweiten Teil für dieses Buch zu planen und das Ende und die groben Handlungen stehen auch schon. Glaubt mir, ich bin so aufgeregt, euch schon bald davon berichten zu können aber erstmal liegt mein Fokus auf den Handlungen momentan.
Hackt mir nicht den Kopf ab!❤😃

fix you - Ich rette Dich [ Marco Reus ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt