Kapitel 25

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,, Es tut mir leid." Lynn seufzte am anderen Ende des Hörers.
,, Du hast ja jetzt mit ihm telefoniert."
,, Ich weiß, ich habe trotzdem ein schlechtes Gewissen." Ich setzte mich auf den Balkon, den mein Zimmer netterweise hatte.
,, Marco, so etwas passiert schon einmal aber im Endeffekt hat Jonas ja sogar mit den ganzen Quatschköpfen telefonieren, mit denen du unterwegs warst. Er hatte seinen Spaß und ist glücklich und ich denke, dass es das ist, was zählt."
,, Ich sage es dir viel zu selten, Lynn. Aber ich liebe dich. Und ich vermisse dich." Stille am Ende der anderen Leitung.
,, Ich liebe dich auch, sehr sogar." Ich schluckte schwer. Wir hatten in letzter Zeit stark aneinander vorbei gelebt und ich war mir sicher, dass auch Lynn das gemerkt hatte.,, Ich hoffe, dass dieser Urlaub unserer Beziehung gut getan hat. Ich mache mir sorgen um uns." Auch wenn ich es nicht wollte, die erste Träne verließ meinen Augenwinkel.
,, Ich mir auch.. Ich möchte dich nicht verlieren. Wir haben so viel durchgemacht, wir können das jetzt nicht einfach so aufgeben."
,, Das können wir nicht und das werden wir nicht, mach dir da keine Sorgen drum.
Schau doch, wie toll unsere Beziehung im Urlaub war, ich war und bin überglücklich. Jede Beziehung hat seine Hochs und Tiefs. Es geht wieder hoch, das merke ich. Ich meine, hallo. Ich will aus dem Klunker an meinem Finger einen Ehering machen, weil ich mein Leben mit dir verbringen will.
Schau doch mal, was wir uns alles aufgebaut haben. Schau dir unseren Sohn an. Ich möchte nicht nur ein Kind mit dir, ich möchte mehrere. Wie wäre es mit einer Fußballmannschaft?" Ohne dass ich wirklich in Stimmung dazu war, musste ich anfangen zu lachen.
,, Wollt ihr mich besuchen kommen, an meinem Geburtstag? Ich habe mit Jogi geredet, er hat da kein Problem mit und das würde mich wirklich glücklich machen."
,, Da lasse ich mich nicht noch einmal bitten, ich buche gleich die Flüge und das Hotel. Und morgen rede ich denn mit Jonas Kindergärtnerin, von der darf ich mir bestimmt wieder was anhören." Wir beiden lachten erneut auf.
,, Sag ihr liebe Grüße von mir, dann müsste sie eigentlich ganz schnell ganz leise werden."
,, Ich hasse diese Frau und sie hasst mich aber weißt du, wie wenig mich das interessiert? Gar nicht nämlich. Ich kann nichts dafür, dass sie so eifersüchtig auf was auch immer ist."
,, Darauf, dass du bald meinen Nachnamen tragen wirst und nicht sie?"
,, Oh bitte, als ob sie wirklich denken würde, dass du sie haben wollen würdest. SIE IST VIERZIG!" Ein ganz lautes Lachen konnte ich mir nicht verkneifen und kurz darauf ging im Zimmer neben mir das Licht an, was mir aber ziemlich egal war.
,, Sehen wir mal ganz davon ab, dass sie auch nicht wirklich schön ist. Sowohl von innen als von außen aber solange sie lieb zu Jonas ist ist es okay, dass sie uns nicht leiden kann." Lynn seufzte und ich konnte vor mir sehen, wie sie ihre Augen verdrehte.
,, Oh, Marco. Ich muss dich korrigieren. Dass sie MICH nicht leiden kann. Hast du mal gesehen, wie sie dich immer ansieht? Igitt!"

Ich musste am nächsten Tag früh raus, als hatten wir bereits kurz danach aufgelegt.
Irgendwie fühlte ich mich beim zu Bett gehen anders als in den letzten Tagen. Glücklich, wunschlos glücklich.
Endlich hatte ich wieder eines dieser Gespräche mit ihr führen können, welches wir früher fast täglich geführt haben.
Ihre Krankheit hatte vieles verändert, besonders hatte sie uns verändert und das für immer. Ich hatte aber das Gefühl, dass es momentan in eine positive Richtung ging.

Gerade, als ich dabei war, einzuschlafen, fiel mir etwas ein, was mich wieder stocksteif in Bett sitzen ließ.
Lynn hatte schon bald ihre erste Nachuntersuchung. Sie war, nachdem sie und Jonas zu mir kommen würden.
Ich konnte nicht dabei sein, ich musste tausend Kilometer entfernt hoffen, dass es ihr gut ging und der Tumor nicht zurückgekehrt war. Ich tappte quasi für Stunden im Dunkeln und konnte einfach nur hoffen. Hoffen, dass sich diese Horror nicht wiederholen würde. Hoffen, dass sie tatsächlich gesund bleiben würde.
Ich seufzte und drehte mich auf die andere Seite meines Bettes.
Irgendwie wollte ich diesen Gedanken nicht näher an mich heranlassen, ich wollte und konnte nicht. Viel zu große Angst bekam ich davor, mir sämtliche Szenarien ausmalen zu müssen, die meine Befürchtungen bestätigten. Viel zu große Angst hatte ich davor, Lynn zu verlieren.
Ich konnte und wollte sie nicht verlieren. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen. Ohne sie wäre mein Herz so unendlich leer.

Erneut drehte ich mich auf die andere Seite meines Bettes und versuchte nun, an die positiven Dinge zu denken.
Unsere Hochzeitsvorbereitungen nahm Lynn bald in die Hand und ich war gespannt, was sie sich einfallen ließ, bevor ich ihre Pläne selbst zu Gesicht bekommen würde.
Sie hatte Geschmack und genau deswegen vertraute ich ihr in dieser Sache zu hundert Prozent. Bis wir überhaupt erst einmal einen Termin gefunden hatten verging sicher auch einiges an Zeit, ich kannte diese ewigen Wartezeiten von meinen Schwestern und sie waren zum kotzen.
Wir hatten uns vorgenommen, dass wir nach einem Termin im Winter Ausschau halten würden.
Eine Hochzeit im Schnee war etwas, das Lynn sich von klein auf gewünscht hatte. Ungewöhnlich, ich weiß.
Normalerweise würden alle am liebsten nur im Sommer heiraten aber Lynns Augen strahlten, wenn sie eine Hochzeit im Winter sah oder von dieser sprach. Ich erinnerte mich noch genau an ihre Worte:,, Ich weiß auch nicht, was mich daran fasziniert. Vielleicht ist es die Tatsache, dass ein Winter doch eigentlich so kalt ist und in gewisser Weise auch die Herzen der Menschen kälter macht. Bei Hochzeiten habe ich aber das Gefühl, dass sie die Herzen der Menschen erwärmen und im Winter kommt so etwas für mich besonders zur Geltung.
Die unendliche Liebe, die auf so einer Hochzeit gefeiert wird. Die unendliche Liebe von allen Beteiligten. Das ist das schönste, was ich mir vorstellen kann."
Wenn man über ihre Worte nachdachte, könnte man fast meinen, sie wäre poetisch aber das war einfach nur Lynn, wenn sie von etwas erzählte, von dem sie begeistert war.
Wenn man über ihre Worte nachdachte, begannen sie Sinn zu ergeben..
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ES TUT MIR SO LEID, DASS DAS KAPITEL SO "KURZ" IST. Ich wollte euch aber heute auf jeden Fall von etwas zum Lesen geben und natürlich auch das Zitat aus dem allerletzten Kapitel von "Fix you".
Hier kommt es, viel Spaß, natürlich würde ich mich über eure Gedanken zu diesem Zitat freuen.❤
"Die Sonne geht auf, genau dann, wenn man friert. Man erwärmt sich an der Sonne, jeder Strahl trifft unser Herz - plötzlich Sonnenfinsternis."

fix you - Ich rette Dich [ Marco Reus ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt