⚡︎ acht ⚡︎

6.8K 561 48
                                    


Taehyung

„Hör auf ihm so auf den Hintern zu starren." Ich erkenne aus dem Augenwinkel, wie Jimin Jungkook etwas zur Seite schubst und dieser rot wird. „Er ist mein Mate, ich darf das!"
„Also reduzierst du ihn nur auf seinen Körper?"
„Was? Nein, natürlich nicht!"

Die beiden fangen an sich zu streiten, während ich langsam weiterlaufe. Vielleicht finde ich ja eine gute Gelegenheit um abzuhauen, denn die beiden sind wirklich sehr abgelenkt. Eigentlich sollten wir drei Nahrung suchen gehen, genauso wie Jin und Yoongi, aber Jimin und Jungkook zanken nur.

Glücklicherweise muss ich nicht zusammen mit Jin laufen, der Kerl ist mir dann doch zu gruselig.
Immer weiter komme ich Richtung Innenstadt, hinter mir noch immer die beiden Idioten und ich komme nicht umhin mich unwohler zu fühlen.

Ich mag so grosse Menschenansammlungen nicht, sie machen mir Angst und außerdem gaffen sie mich immer an. Zwar bin ich weder gepflegt noch gut gekleidet, aber trotzdem ziehe ich immer wieder die Aufmerksamkeit der anderen auf mich. Und das nervt.

„Warte auf uns, Cutie", ruft Jimin und als ich mich umdrehe, sehe ich wie Jungkook ihn grob gegen eine Hauswand gestoßen hat.
„Nenn' ihn nicht so, du Affe, sonst hast du gleich meine Faust in deinem Maul und dann kannst du gar nichts mehr sagen!"

Beruhigend hebt Jimin die Hände und ich hebe eine Augenbraue. Zu mir ist Jungkook immer ganz nett, aber allgemein scheint er eher aggressiv zu sein. Gruselig und komisch, einfach nur seltsam dieser Kerl. Und mit so jemandem soll ich den Rest meines jämmerlichen Lebens verbringen? Auf keinen Fall.

Ich laufe also weiter, ohne auf die beiden zu achten und bin schon nach wenigen Metern im Strom der Menschen gefangen. Es riecht unfassbar schlecht nach Abgasen, Müll und Parfüm, weshalb ich versuche größtenteils durch den Mund zu atmen. Tapfer laufe ich einfach mit, habe aber ziemlich schnell die Orientierung verloren.

Jimin und Jungkook kann ich auch nicht mehr sehen und aufgrund der vielen anderen Gerüche sind sie für mich auch nicht mehr ausfindig zu machen.
Naja egal, dann bin ich die wenigstens los.

Schulterzuckend, aber schon etwas zufriedener, bahne ich mir einen Weg durch die Menschenmassen. Ich werde dabei mehrfach von irgendwelchen kleinen Kötern angekläfft, die ich aber meistens mit einem gezielten Tritt oder einem bösen Knurren zum Schweigen bringen kann. Unverständlich, was die Menschen an solchen winzigen Tölen finden.

Immer weiter gehe ich in dem Getümmel unter, bis ich mich dazu entscheide ein wenig mehr an den Rand zu laufen. Hier sind viele kleine Imbissbuden, Cafés und Restaurants, die man nur besuchen darf, wenn man Geld besitzt. Was ich leider nicht tue.

Aber wenn man an solchen Orten in die kleinen Seitenstraßen abbiegt, gelangt man oft auf Hinterhöfe, in denen Essensreste entsorgt werden. Und da die Menschen sehr strenge Vorschriften haben, ist das Essen meistens noch gut und genießbar. Es sieht zwar nicht mehr gut aus, aber es macht satt und dank meiner guten Nase kann ich unterscheiden, was krank macht und was nicht.

Schließlich Lande ich auf einem der besagten Hinterhöfe und sehe mich erstmal misstrauisch um. Man weiß nie, wer oder was hier in der Nähe ist, aber zum Glück scheine ich alleine zu sein. Zufrieden möchte ich mich gerade daran machen, den Müll zu durchkämmen, als plötzlich eine unscheinbare weiße Tür aufgeht.

Ein Mann mit Mütze auf dem Kopf und einem Sack voll kalter Nudeln tritt auf den Hof. Ich rieche ganz genau, dass das Essen alt, aber noch gut ist.
„Jaja, ich bring den Kram raus! So eine Verschwendung...", murrt der Mann Richtung offener Tür und anstatt mich wie gewöhnlich zu verstecken, springe ich geistesgegenwärtig vor ihn.

„Ich nehme Ihnen das ab!", quieke ich mit etwas zu hoher und aufgeregter Stimme, sodass der Mann mich erschrocken ansieht und einen Schritt zurück macht. Er will etwas sagen, und ich bin mir sicher es wäre nichts nettes, aber er schließt den Mund doch wieder.

Dann beginnt er mich zu Mustern, sein kritischer Blick gleitet über meine alten Klamotten, meinen dreckigen Körper und meine schmale Gestalt. Er hebt eine Augenbraue und scheint in Gedanken das perfekte Bild eines armen Obdachlosen erschaffen zu haben.

Schließlich reicht er mir den Sack mit den Nudeln ohne irgendetwas zu sagen, dreht sich um und verschwindet wieder in dem Gebäude, nicht ohne die Tür vorher extra laut zuzuknallen.
Ich stehe da wie bestellt und nicht abgeholt und halte den Sack in den Händen.

Oh Gott. Davon könnte ich mich vermutlich sieben Tage ernähren, denke ich und kann mir ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen.
Dann drehe ich um und überlege, wo ich jetzt hingehen sollte. Am besten an einen sicheren Ort. Wo hatte ich noch einmal meine Sachen gelassen?

Scheisse.
Bei diesen anderen komischen Werwölfen.
„Dummer Taehyung", Fluche ich leise und beiße mir dann auf die Unterlippe.
Ich brauche meine Sachen, bis ich alles Notwendige wieder zusammengesucht habe, können Wochen vergehen und bis dahin bin ich vielleicht tot. In meinem Rucksack ist alles was ich besitze.

Also müsste ich wohl zurückgehen und mit den anderen Wölfen meine Beute teilen, denn sie werden mir die Nudeln wohl kaum alleine überlassen.
Ich kann ja auch noch in ein paar Tagen abhauen.
Seufzend mache ich mich auf den Weg, den ich auch gekommen bin und bete, dass ich heile wieder zurückfinde.

„Wenigstens kommst du nicht mit leeren Händen, TaeTae, und kannst diesem blöden Jin mal zeigen, was in dir steckt", muntere ich mich selber auf und muss dann doch tatsächlich ein bisschen Lächeln.

Vielleicht bekomme ich ja dann das erste Mal in meinem Leben die Anerkennung anderer.

Underground DogsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt