⚡︎ sechsunddreissig ⚡︎

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Taehyung

„Jiyong!"
„Hey, Engel!" Der gut aussehende Mann schlägt die Tür seines teuer aussehenden Wagens zu, als ich die Straße hoch in seine Richtung laufe. Das Auto passt so gar nicht hier her und außerdem bewundere ich, wie er dieses Ding überhaupt durch die engen Straßen manövriert hat.

Da ich selber keinen Führerschein habe - wie auch, ohne Geld - ist es für mich immer ein Rätsel wie man diese Höllenmaschinen bedient. Ich bin kein großer Fan von Autos, sie stinken und außerdem gibt es viel zu viele Unfälle, aber trotzdem muss ich zugeben, dass das von Jiyong verdammt schick ist.

„Gefällt es dir?", fragt mich der Werwolf und schließt mich einmal intensiv in seine Arme, als er bei mir ankommt. Ich erwidere die Umarmung nur allzu gerne, ehe ich mich lächelnd von ihm löse.
„Ja, schon", gebe ich zu und ziehe die Nase dabei krauss.

Jiyong lacht und tippt mir auf die Nasenspitze. „Wenn du willst, kannst du mal fahren."
„Ich habe keinen Führerschein. Aber Danke fürs Angebot", grinse ich und mein Gegenüber sieht mich überrascht an.
„Naja, nichts was man nicht ändern könnte. Oh, wie ich sehe trägst du eines meiner Hemden. Du siehst zum Anbeißen aus."

Er sieht an mir hinab und meine Wangen werden rot. Ich hatte mich umgezogen, denn an meinem vorherigen Shirt klebt Blut von Mali. Bevor wir sie Jin gezeigt haben, hatten wir sie notdürftig im Gesicht gesäubert und dafür hat mein Shirt hingehalten.

„Na komm, ich denke du weißt warum ich hier bin. Wollen wir los?"
Ich nicke, auch wenn ich mir nervös auf die Unterlippe beiße. Auf einmal bin ich ziemlich aufgeregt und unsicher, aber Jiyong lächelt mich nur ermutigend an.
„Keine Sorge Engel, du wirst das wunderbar machen. Sonst hätte ich dir den Job nicht angeboten, aber ich habe Vertrauen in deine Fähigkeiten."

„Ja, das haben wir alle."

Erschrocken wirbele ich herum, entsetzt darüber, dass ich den Anschleicher gar nicht gehört habe.
Mit großen Augen will ich Blickkontakt aufnehmen, aber mein Gegenüber hat bloß die Arme demonstrativ vor der Brust verschränkt und pusht so noch einmal seinen Bizeps.

„Jungkook, was willst du?", frage ich verwirrt, aber klinge gleichzeitig ziemlich genervt.
Eben war er noch traurig wegen Mali und jetzt steht er plötzlich hier und sieht dabei ziemlich wütend aus. Er betrachtet Jiyong von oben bis unten und wirkt dabei so, als würde er einen Feind einschätzen wollen. Himmel, was ist denn los mit dem?

„Ich dachte mir, ich passe mal auf das neueste Rudelmitglied auf. Ich begleite dich", äußert er sich, ohne seinen Blick von Jiyong zu nehmen. Dieser hat Jungkooks Geste kopiert, allerdings sieht es bei seiner schmalen Statur viel weniger bedrohlich aus.

Seufzend atme ich aus. „Jungkook, du musst nicht mitkommen. Namjoon kennt Jiyong und vertraut ihm", meine ich ruhig, aber mein Gefährte schüttelt nur den Kopf.
„Namjoon tut das vielleicht. Aber das spricht nicht für die anderen und mich."

Irgendetwas in mir sagt mir, dass Jungkook der Einzige ist, der sich Sorgen macht, auch wenn ich das nicht verstehe und es nüchtern betrachtet vollkommener Bullshit ist.
„Ich verdiene Geld für unser Rudel, ihr könnt alle ganz entspannt bleiben."

Ich drehe mich wieder zu Jiyong um und sehe ihn dann fragend an: „Wie lange wird das heute denn etwa dauern?"
Er überlegt kurz. „Vielleicht ein paar Stunden, je nachdem wie lange wir brauchen, zumal wir dich ja für die verschiedenen Shootings herrichten müssen. Und dann wollte ich noch mit dir Essen gehen." Er zwinkert mir vielsagend zu und ich bin mir sicher, mit ‚Essen gehen' meint Jiyong nicht die nächsten Mülltonnen zu durchwühlen.

Jungkook hinter mir schnaubt abfällig und das Grinsen erlischt auf Jiyongs Blick. Stattdessen wendet er sich meinem Gefährten zu, von dem er glaubte, dass ich nicht einmal weiß, was er für eine Rolle in meinem Leben spielt.
„Was ist dein Problem, huh?", knurrt G-Dragon jetzt und kneift seine Augen ein bisschen zusammen.

„Mein Problem ist, dass du dich an Taehyung ranmachst und es nicht mal zu verstecken versuchst!", faucht Jungkook vorwurfsvoll und mir wird irgendwie ganz warm im Bauch. Trotzdem gehe ich schnell zwischen die beiden, bevor es eskalieren kann.

„Warum auch immer ihr beiden heute so schief gewickelt seid - ich will jetzt jedenfalls zu meinem Job und meine Zeit nicht mit euren sinnlosen Streitereien vergeuden", murre ich nur und marschiere dann mit hochgerecktem Kinn zu Jiyongs Auto. Etwas unvorsichtig reiße ich dann die Beifahrertür auf und lasse mich auf den verdammt weichen Sitz fallen, ehe ich die Tür demonstrativ laut zu schlage. Der arme Wagen.

Ich sehe noch, wie Jiyong Jungkook den Mittelfinger zeigt und mein Gefährte angepisst seine Zunge in seine Wange drückt, ehe G-Dragon mit einem triumphierenden Lächeln zu mir kommt.
„Ich hab ihm klar gemacht, dass er sich verpissen soll und ich bestens auf dich aufpassen werde", erklärt er, als er die Fahrertür öffnet und ebenfalls einsteigt.

Zufrieden nicke ich und sehe kurz in Jiyongs lächelndes Gesicht, aber als wir beiden wieder auf die Straße schauen, steht da niemand mehr. Ich runzele verwirrt die Stirn, aber da höre ich auch schon wie die Tür zur Rückbank geöffnet wird und sich jemand auf die teuren Ledersitze fallen lässt.

„Sag mal-" Angepisst wirbelt Jiyong zu dem Eindringling herum und ich hebe ebenfalls empört meine Augenbraue. Insgeheim bin ich aber trotzdem beeindruckt, dass er sich nicht abwimmeln lässt.

„Du kannst mich mal, Drache. Ich komme mit und passe auf. Entweder du fährst jetzt, oder du hast ein Model weniger. Ganz einfach."
Mit diesen Worten verschränkt Jungkook seine Arme vor der Brust und ich lecke mir einmal unruhig über die Unterlippe, als ich ihn da so lässig auf der Rückbank sitzen sehe.

„Gut, dann fahre ich eben. Wenn du später unbedingt bei Taehyungs und meinem Date dabei sein willst", antwortet Jiyong gespielt unbekümmert und Jungkook zieht scharf die Luft ein, während ich seine Wut förmlich in mir spüren kann.

Vielleicht sollte ich anfangen, für einen Tag ohne weitere Tote zu beten.

Underground DogsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt