⚡︎ siebzehn ⚡︎

6.2K 543 39
                                    


Taehyung

„Taeby, warte!"
„Du kannst mich mal!", Schnauze ich zurück und lege einen Zahn zu, bis ich schließlich anfange zu joggen. Ich hatte absolut keine Lust auf Jungkook und seine dämliche Visage. Der Kerl kann mir gestohlen bleiben.

„Taehyung!" Natürlich hat der Vollidiot mich schneller eingeholt als ich ‚Jungoch' sagen kann und packt mich grob bei der Hüfte, ehe er mich wieder einmal über seine Schulter wirft.

„Sag mal, geht's noch? Lass mich sofort wieder runter oder ich beiße dich noch einmal und dieses Mal treffe ich hoffentlich etwas Überlebenswichtiges!"
„Halts Maul, Baby. Ich hab langsam keine Lust mehr darauf, dass du mir immer davon rennst. Außerdem wollte ich mich entschuldigen." Jungkooks Ton ist ruhig, aber bestimmt.

Er geht mit federnden Schritten weiter, während ich mal wieder auf seiner Schulter abhänge und Hoseok aus dem Augenwinkel beim Lachen zusehe.
„Ich nehme die Entschuldigung nicht an, wenn du mich nicht sofort runterlässt," erkläre ich patzig und Jungkook bleibt stehen.

„Gut. Wie du willst."
Auf einmal sind seine großen Hände um meine Oberschenkel verschwunden und somit auch die Kraft, die mich auf Jungkooks Schultern gehalten hat. Ehe ich überhaupt reagieren kann, falle ich Vorwärts runter, direkt mit dem Kopf Richtung Boden.

Ich habe nicht einmal die Zeit erschrocken zu schreien, da fange ich mich irgendwie mit meinen Armen ab, mache eine kleine Rolle und lande schließlich auf dem harten Asphalt.
„Taehyung!" Hoseok steht sofort besorgt neben mir und als ich aufsehe, erkenne ich das Jungkook ungerührt weiterläuft.

„Dieses Arschloch," zische ich und spüre Tränen in mir aufsteigen. Nicht schon wieder. Ich schlucke das blöde Gefühl im Magen runter und richte mich auf, um mir den Dreck von den Klamotten zu klopfen. Dann sehe ich lächelnd zu Hoseok: „Keine Sorge, mir geht es gut."

„Hoffentlich hast du jetzt meine Entschuldigung angenommen," ruft Jungkook mir zu, aber geht ungerührt weiter. Ihn scheint es einen feuchten Dreck zu interessieren, ob ich mich nun verletzt habe, oder nicht.

Ich streichele mir einmal unwohl über den linken Arm, der tatsächlich etwas weh tut, aber ich würde einen Teufel tun und das den beiden anderen sagen. Sie halten mich sowieso schon für schwach und die Tatsache, dass mich ein Sturz von Jungkooks Schulter verletzten kann, beweist es nur einmal wieder mehr.

„Ich würde deine Entschuldigung nicht in hundert Jahren annehmen," knurre ich, aber Jungkook ist mittlerweile so weit voraus gelaufen, dass er es vermutlich nicht einmal mehr hört. Hoseok steht immer noch neben mir und mustert mich, aber ich lächele ihn nur wieder an und laufe dann langsam mit ihm weiter.

„Taehyung, ich mag dich eigentlich wirklich. Du könntest echt versuchen, mit Jungkook und dem Rest von uns klar zu kommen." Hoseoks Meinung kommt aus dem Nichts und ich bin fast sofort wieder auf Hundertachtzig. Ich atme  einmal laut aus und konzentriere mich auf den Boden, während ich versuche freundlich zu bleiben.

„Ich war meine ganzen letzten Jahre lang Einzelgänger, es ist verdammt schwer für mich in einem Rudel zu leben. Außerdem spüre ich nichts von dieser Mateverbindung und Jungkook nervt mich gewaltig," murre ich schließlich nur und damit ist für mich das Gespräch beendet.

Nennt mich kindisch, aber ich bin ein verdammter Dickkopf. Ich werde mich von niemandem dazu überreden lassen, von meinem Standpunkt abzuweichen, egal ob ich falsch liege oder ungerecht handele.

Hoseok zuckt nur mit den Achseln, scheinbar hat er schon mit dieser Art von Antwort gerechnet. Ich kümmere mich nicht weiter darum. Schweigend laufen wir weiter bis zu unserem Lager, wo die anderen unser erbeutetes Essen begutachten.

Ich beginne gar nicht erst irgendwelche Gespräche, sondern nehme mir stattdessen Pang und meinen Rucksack, die scheinbar irgendjemand neben den Schlafplatz von Jungkook gelegt hat. Pah, als ob ich neben dem schlafen würde. Er hat zwar einen großen Unterschlupf und es sieht um ehrlich zu sein sehr trocken und gemütlich aus, aber ich kann gut und gerne auf eine Nacht mit ihm verzichten.

„Leg dein Zeug da wieder hin." Jin taucht auf einmal hinter mir auf und ich wirbele zu ihm herum. Ich bin eh schon schlecht gelaunt, aber er schafft es, dass ich direkt wieder das Bedürfnis habe jemanden zu schlagen.

„Warum?", frage ich bissig und behalte meinen Besitz in meinen Armen.
„Weil wir im Moment noch keinen eigenen Schlafplatz für dich haben und da Jungkook dein Mate ist, wirst du bei ihm schlafen. Außerdem kann er so kontrollieren, dass du nicht abhaust."

Kontrollieren. Abhauen. Demnächst heißt es noch ‚überwachen'. Ich fühle mich hier eher wie in einem Gefängnis, als wie in einem Rudel oder einer kleinen Familie.

„Niemals. Da schlafe ich lieber unter freiem Himmel," zische ich, aber Jin hebt nur eine Augenbraue und sieht nach oben. Ich tue es ihm gleich und erblicke direkt schwere dunkle Wolken. Meine Nase juckt und die Haare an meinen Armen stellen sich auf, ein sicherer Zeichen dafür, dass es regnen wird. Na super.

Unter anderen Umständen hätte ich mir einfach eine Brücke oder einen Hauseingang gesucht, aber die anderen Wölfe werden mich wohl kaum weggehen lassen. Mir bleibt also nicht viel anderes übrig, als bei meinem Arschloch von Mate zu schlafen. Es sei denn ich will, dass mein weniges Hab und Gut komplett durchnässt wird. Und egal wie stark das Immunsystem eines Werwolfes ist, eine Nacht im Regen macht uns nicht viel gesünder.

„Na gut," fauche ich und schmeiße Pang und meinen Rucksack zu Jungkooks Unterschlupf.
„Aber wehe der Idiot behält seine dreckigen Pfoten nicht bei sich!"
Jin grinst triumphierend und sieht mich mit einem undefinierbaren Blick an.
„Ich wünsche dir eine wunderschöne Nacht, Taehyung!"

Underground DogsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt