⚡︎ sechzehn ⚡︎

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Taehyung

Ich achte nicht auf die anderen beiden sondern renne einfach los. Renne so schnell ich kann vor diesem Wesen weg, dessen glühender Blick sich in mein Gedächtnis gebrannt hat.

„Taehyung?", höre ich Jungkook verwirrt hinter mir rufen, aber ich achte nicht auf ihn sondern sprinte stattdessen auf die Menschenmengen der größeren Straßen zu. Hier würde mich das Wesen nicht so schnell finden, geschweige denn angreifen.

„Tae!"
Jungkook und Hoseok scheinen mir dicht auf den Fersen, aber ich werde erst langsamer, als es mir durch die vielen Menschen nicht mehr möglich ist zu rennen. „Tae!" Diesmal schließen sich zwei starke Arme um meine Taille und hindern mich daran, überhaupt einen Schritt weiterzugehen.

„Was ist denn los?", fragt Hoseok, der neben Jungkook zu stehen kommt. Im Gegensatz zu mir scheinen beide überhaupt nicht angestrengt, während meine Atmung sich deutlich verschnellert hat. Trotzdem winde ich mich mit zittrigen Händen aus Jungkooks Griff und er lässt es zu.

„Habt ihr es nicht gesehen? Dieses Wesen, mit den roten Augen und dem Armstumpf!"
Panisch sehe ich zu meinem Mate, der aber nur verwirrt schaut. „Da war nichts, Taehyung."

„Doch, klar! D-Das hatte so große Krallen und stand da direkt auf dem gegenüberliegenden Hinterhof! Es hat mich doch sogar angelächelt!" Ich werde immer lauter und versuche mich irgendwie zu beruhigen. Jungkook hat seine Hände nun an meine Oberarme gelegt und sieht mich ernst an.

„Taebaby... da war nichts, du hast dir das vielleicht nur eingebildet. Du bist hier sicher, niemand hat dich angelächelt." Jungkooks Stimme ist ruhig, während ich immer noch hektisch ein und aus atme. Tränen sammeln sich langsam in meinen Augen und ich könnte mich dafür treten, dass ich jetzt anfange zu weinen.

Warum bin ich denn auch so durch den Wind? Aber warum glaubt mir niemand?
„A-Aber ich hab es doch gesehen! Verdammt, ich habe seine gesamte, bedrohliche Präsenz schon seit Beginn des Abends gespürt!", wimmere ich und drehe mich weg, als Jungkook mich in seine Arme ziehen will.

„Und nenn' mich nicht Taebaby," füge ich noch bissig hinzu, klinge dabei aber kein bisschen wütend. Blöde Tränen.
„Wolltest du deshalb so schnell wieder verschwinden?", fragt mich Hoseok jetzt und ich bin froh, dass mich wenigstens einer von den beiden ernst nimmt.

Ich drehe mich wieder zu den beiden um, aber sehe nur Hoseok an. „Ja," schniefe ich und richte mich wieder etwas mehr auf. Nur weil ich gerade in Panik geraten bin, heißt es nicht, dass ich jetzt einen auf Heulsuse machen muss. Erst recht nicht vor Jungkook, der mich gerade so besorgt ansieht, als wolle er mich in Watte packen.

„Wir haben wirklich nichts gesehen, Taehyung. Aber... vielleicht ist das ja so ein Omegading? Das nur du dieses Wesen wahrnehmen kannst?" Hoseok legt den Kopf schräg und ich denke über seine Worte nach.

„Lasst uns zurück zum Rudel kehren und mit Namjoon darüber reden," schlägt Jungkook jetzt vor und schlingt einen Arm um meine Taille. „Pfoten weg du Grabschwolf," zische ich und schlage auf seine Hand. „Böses Händchen!"

„Ganz ruhig, Taeby." Jungkook hebt seine Hände und beginnt, sich zwischen den Leuten hindurch zu schlängeln.
„Taeby?", frage ich ihn verwirrt und auch wenn ich sein Gesicht nicht sehen kann, bin ich mir sicher, dass er grinst. Ich wische mir einmal die Tränen aus meinem Gesicht und folge ihm.

„Ich darf dich ja nicht Taebaby nennen, also muss ich mir was einfallen lassen. Taeby ist eine Mischung zwischen Tae und Baby. Total süß und kreativ, oder?"
„Awww," macht Hoseok hinter mir und ich habe den starken Drang zu kotzen.

„Total scheisse ist das, Jungoch!"
„Jungoch?"
„Ne Mischung zwischen Jungkook und Arschloch. Total süß und kreativ, oder?"

Mein Mate wirft mir über seine Schulter hinweg einen deutlich angepissten Blick zu, während Hoseok neben mir zu lachen beginnt.
„Tae, die anderen mögen dich scheisse finden, aber ich liebe deinen Umgang mit unserem Maknae!"

„Ach genau. Jungoch-"
„Nenn' mich nicht so!"
Ich übergehe seinen Einwand einfach.
„Du bist der Jüngste, richtig? Dann hab mal ein bisschen mehr Respekt vor deinem Hyung!", sage ich etwas verärgert, aber er schnaubt nur abfällig.

„Vor so frechen Flauschebällen wie dir habe ich ganz bestimmt keinen Respekt!"
Ich trete ihm wütend in die Hacken und er zischt erschrocken auf, als er stolpert und dabei fast ein kleines Kind neben uns umrennt.

„Tut mir leid, er muss leider noch laufen lernen," entschuldige ich mich bei dem verstörten Mädchen, während sich Jungkook genervt aufrichtet und diesmal mit längeren Schritten weiterläuft. Hoseok neben mir kichert immer noch und lacht den Jüngsten aus.

„Vielleicht sollte er wirklich mal Respekt vor dir haben, Tae," meint er zu mir, aber mein ach so freundlicher Mate klinkt sich direkt wieder ein.
„Ich werde Tae ganz sicher nicht wie meinen Hyung behandeln! Er ist mein Mate und außerdem hat er komische Wahnvorstellungen von irgendwelchen Monstern! Vor solchen Wölfen muss ich keinen Respekt haben!", wirft Jungkook mir vor und ich verschränke eingeschnappt die Arme vor der Brust, während wir in eine kleinere Seitengasse abbiegen.

„Willst du damit sagen, ich wäre verrückt oder könnte nicht richtig gucken?"
„Verrückt bist du auf jedenfall," knurrt Jungkook nur und schüttelt dann den Kopf.
„Wer weiß was du da wirklich gesehen hast, vielleicht ist es ganz anders gewesen als in deinen Erzählungen."
Er läuft ruhig weiter, so als würde er mir gar keinen Schwachsinn unterstellen.

„Willst du damit sagen, mein Instinkt hätte mich getäuscht und es wäre gar keine Gefahr dagewesen?" Oh, wie ich es hasse, wenn man mir nicht glaubt. Und dann noch behauptet, ich hätte mich geirrt!

Jungkook seufzt und sieht auf einmal gar nicht mehr so angepisst aus wie am Anfang, dafür bin ich jetzt umso kratzbürstiger.
„Nein, natürlich zweifele ich nicht an deinen Instinkten, aber vielleicht übertreibst du ja auch einfach und machst unnötig viel Drama." Seine Stimme klingt verhältnismäßig ruhig, aber ich platze gleich.

„Also Lüge ich?!"
Meine Stimme habe ich schrill erhoben und ich bin richtig wütend. So wütend, dass ich Jungkook in dem Moment am liebsten eine gescheuert hätte.

„Was? Oh, Taehyung, nein, so mein-"
„Du kannst mich mal," unterbreche ich Jungkook knurrend und stapfe an ihm vorbei in Richtung Lager.

„Ich hasse es wie die Pest, wenn man mir etwas unterstellt oder mir nicht glaubt. Aber dank dir, Jungoch, weiß ich ja jetzt wieder, warum genau Einzelgänger sein besser ist: Man muss nicht mit so Arschlöchern wie dir rumhängen!"

Underground DogsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt