⚡︎ achtundzwanzig ⚡︎

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Taehyung

Letztlich bin ich dann doch enttäuscht. Jiyong und ich haben noch stundenlang das Buch durchgeblättert und etwas zu den verschiedensten Fähigkeiten von Omegas herausgefunden, aber nichts war dabei, was an mein Problem erinnert.

Klar, ich bin erstmal erleichtert überhaupt etwas über mich erfahren zu haben. So scheint es beispielsweise total normal zu sein, dass ich mich verwandele, wenn ich Angst habe und das ich so kratzbürstig gegenüber Alphas sein kann, ohne mich sofort unterwerfen zu müssen. Trotzdem haben wir noch keinen einzigen Anhaltspunkt zu dem Wesen gefunden.

„Und nur jeder vierhundertste Werwolf ist ein Omega? Das ist so krass!"
Ich bin immer noch über die Zahlen erstaunt und Jiyong schmunzelt, während er die Knöpfe meines Hemdes schließt. Naja, eigentlich ist es sein Hemd, aber er hat sich das Recht herausgenommen, es mir zu schenken. Ebenso wie ein paar neue, bequeme Schuhe, eine Jacke, zwei Hosen und zwei weitere Pullover.

Wenn es nach ihm gegangen wäre hätte er mich noch weiter ausgestattet, aber ich bin dann etwas ausgeflippt. Ich kann ja so schon kaum die Kleidung annehmen, auch wenn ich mich verdammt wohl in ihr fühle.
„Du siehst so gut aus", raunt G-Dragon leise und lässt seinen Blick einmal über meine Erscheinung schweifen, während ich mich im Badezimmerspiegel bewundere.

Ich muss ihm da recht geben, ich sehe wirklich gut aus, zumal meine Haare gewaschen und geföhnt sind und meine Haut so weich wie ein Babypopo wirkt.
„Hast du jemals darüber nachgedacht zu Modeln, Taehyung?"
Der Alpha steht hinter mir und legt seine Hände an meine Hüfte. Ich zucke überrascht zusammen, aber lasse es geschehen.

„Nein, ich kann das doch gar nicht. Und wer hätte schon einen Streuner von der Straße genommen?"
Ich sehe durch den Spiegel zu G-Dragon, der die Stirn runzelt. „Ich habe mein eigenes Label, kleiner Omega. Und ich brauche immer wieder neue Gesichter, die meine Mode repräsentieren. Und du wärst perfekt."

Sein wärmer Atem streift meinen Nacken und ich bekomme eine Gänsehaut. Leicht grinsend lässt G-Dragon von mir ab, während ich mir das Gesagte durch den Kopf gehen lasse.
„Du könntest dein Rudel unterstützen, denn natürlich würdest du dafür Geld bekommen. Vielleicht hättet ihr so die Chance, die Straße erstmal hinter euch zu lassen."

Meine Gedanken schweifen zu Jimin und Jin, die an einer Tankstelle arbeiten müssen um irgendwie Geld für eine winzige Wohnung zusammenzukratzen, während wir immer noch im Müll nach Nahrung suchen. Im Winter wird es wieder schrecklich kalt und das Leben draußen ist hart. Einen festen Job, bei dem ich mir nicht meine Nase kaputtmache und genug Geld verdiene, um die anderen zu unterstützen, wäre genau das Richtige.

„Es würde dir ganz sicher Spaß machen. Und keine Sorge, ich wäre die ganze Zeit dabei und würde aufpassen, dass dir niemand blöd kommt. Das Modelbusiness ist hart, aber ich bin ja an deiner Seite."
Meine Wangen röten sich bei Jiyongs Worten und schließlich nicke ich schüchtern.

„Warum nicht? Ich... kann es ja mal ausprobieren."
Er beginnt zufrieden zu Lächeln, ehe er meine Hand nimmt und mich aus dem riesigen und viel zu gut ausgestatteten Badezimmer zieht. Ich stolpere ihm hinterher und kann dabei nicht aufhören, von einem Ohr zum anderen zu Grinsen.

Als wir uns unten im Eingangsbereich wiederfinden, kommen auch Jin und Namjoon zu uns. Ersterer sieht irgendwie anders aus als sonst und strahlt glücklich, während unser Alpha mehr als nur genervt wirkt. Irritiert lasse ich Jiyongs Hand los und kratze mich verlegen am Nacken.

„Hallo Drachi!" Jin kichert und winkt Jiyong einmal zu, der nur schmunzelnd die Arme vor der Brust verschränkt. Mit steigt ein merkwürdiger Geruch in die Nase, der von Jin ausgeht und ich werde stutzig, als ich Alkohol erkenne. Jin ist angetrunken?!

„Ich war zu ablenkt, während ich gelesen habe, aber Seokjin scheint ein paar Gläser zu viel von deinem guten Wein gehabt zu haben", bemerkt Namjoon und sieht spitz auf seinen Gefährten hinab, der jetzt etwas schwankend auf mich zugeht.

„Taetae, du bist sooo süß, weißt du das? Ich bin immer total gemein zu dir, dabei fand ich dich nur am Anfang scheisse, aber jetzt geht es. Und du bist sooo hübsch, wirklich! Wir beiden sollten Stripper werden und dann reich und dann fliegen wir in den Urlaub und dann-"

„Hier wird niemand Stripper", unterbricht Namjoon ihn wütend und ich erstarre, als Jin urplötzlich auf mich zuspringt und seine Arme um meinen Hals schlingt. Überfordert halte ich den Älteren an der Hüfte fest, da er wieder gefährlich schwankt.

Jiyong beginnt jetzt zu lachen, während ich verzweifelt zu Namjoon sehe.
„Nimm ihn weg, bitte!"
„TaeTae, magst du mich etwa nicht?" Jin schießen plötzlich Tränen in die Augen und überfordert sehe ich zu ihm, als er mich verletzt loslässt.

„Was? Doch, natürlich mag ich dich!", versuche ich ihn zu beruhigen und bin selber erschrocken darüber, dass meine Worte wahr sind. Aber wem mache ich etwas vor? Ich habe einen Modeljob angenommen, mit dem Gedanken, dass Rudel damit zu unterstützen!

Bin ich jetzt schon so weit, dass ich die Idioten in mein Herz geschlossen habe? Das kann nicht sein. Das darf nicht sein!

„Dann ist ja gut", lächelt Jin jetzt friedlich und dreht sich zu Namjoon um. „Und wir gehen jetzt nach Hause, ich will nicht mehr bei Drachi bleiben. Dann fühle ich mich schlecht!"
Blitzschnell sieht Jin wieder zu mir und kneift die Augen zusammen. „Was trägst du da überhaupt für Klamotten?"

„Äh, das sind Jiy-"
„Hier, Bitteschön." Ich werde unterbrochen, als eines der Hausmädchen mir plötzlich eine Tüte mit den restlichen Sachen in die Hand drückt. Sofort werden meine Wangen rot und Jiyong beginnt zu lachen.

„Ich habe Taehyung etwas eingekleidet", erklärt er ganz entspannt und Namjoon beginnt ebenfalls zu lächeln. „Nett von dir, mein Freund."
G-Dragon nickt nur und sieht dann zu mir, weshalb sich meine Wangen noch stärker röten.

„Ich werde dich benachrichtigen, okay? Dann kannst du wegen des Jobs zu mir kommen, oder ich hole dich ab."
Namjoon und Jin sehen verwirrt zwischen uns hin und her, aber ich stimme Jiyong bloß zu und sehe dann verlegen auf dem Boden. Jin zuckt mit den Schultern und beginnt eine Melodie zu summen.

„Ich danke dir für deine Hilfe. In einem der Bücher waren die ein oder anderen hilfreichen Informationen." Namjoon verbeugt sich vor Jiyong und ich bin erleichtert zu hören, dass der Alpha scheinbar etwas gefunden hat. Dann ist dieser Tag doch mehr als erfolgreich gewesen.

„Dann los nach Hause. Die anderen sollen sich keine Sorgen machen." Namjoon verabschiedet sich von Jiyong, Jin ebenso, wobei er mehr kichert als das er spricht und beide gehen los zur Haustür, die bereits von einem der Mädchen geöffnet wurde.

Ich gehe jetzt auch etwas auf Jiyong zu und möchte mich genau wie die anderen vor ihm verbeugen, aber er nimmt mich bloß an der Taille und haucht mir einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Erschrocken sehe ich ihn an, aber er lächelt nur verschmitzt.

„Komm sicher nach Hause, Engel."

Underground DogsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt