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Beverly

Es war bestimmt der ungünstigste Moment der Welt, um eifersüchtig zu werden. Aber es machte mich wahnsinnig, dass Trish versuchte, für Aidan da zu sein, und nicht ich. Allerdings konnte ich das auch nicht sonderlich gut. Sie kannte ihn und Addie wesentlich länger, als ich es tat.

Aidan saß auf der Couch, die Ellenbogen auf die Knie gestützt, und rieb sich im zehn Sekundentakt übers Gesicht. Und Trish hockte vor ihm, berührte ihn an der Schulter, an den Knien, umarmte ihn, fuhr ihm über die Haare. Dinge, die ich hätte tun müssen und sollen. Dabei murmelte sie ihm immer wieder Dinge zu, die ich nicht genau hören konnte und eigentlich auch nicht wollte. Er nickte, schüttelte den Kopf, ab und zu murmelte er etwas zurück, oder gab keine Reaktion von sich. Letzten Endes nahm sie ihm die Vodkaflasche aus der Hand, und stellte sie auf den Couchtisch. Und gleichzeitig sah sie auch noch gut aus! Sie wirkte vielleicht ein bisschen müde, aber offenbar gehörte sie zu den Menschen, die selbst erschöpft, gestresst, mit zerzausten Haaren und Blutflecken auf dem T-Shirt noch gut aussehen konnten. Das war nicht fair. Ich hatte nicht einmal die Zeit gehabt, mir meine Haare zusammenzubinden.

Ich drehte mich um, um dem Kaffee, den Trish fürsorglicherweise für Aidan aufgesetzt hatte, beim Fertigwerden zuzusehen. Ja, ich war vielleicht ein kleines bisschen eifersüchtig, aber auch nur, weil ich an die unzähligen Male zurückdenken musste, in denen die beiden mit Blicken geflirtet hatten.

Plötzlich tauchte Trish neben mir auf und griff über mich, um zwei Tassen aus dem Regal zu nehmen, während ich nur stur die Kaffeemaschine anstarrte, als ob ich diejenige wäre, die auf das scheußliche Getränk warten würde. Der Kaffee wurde fertig. Sie nahm die Kanne heraus.

„Ich hab das gesehen", bemerkte sie leise, während sie Kaffee in eine Tasse goss, und ich wie bescheuert daneben stand, ohne etwas zu tun.

„Was?", fragte ich, um Gleichgültigkeit bemüht.

Sie lächelte mich amüsiert an und goss Kaffee in die zweite Tasse. „Zwischen mir und Aidan läuft nichts."

„Aha."

Ihr Lächeln wurde breiter. „Ich meine es ernst. Wir flirten ab und zu, aber er gehört zu meinen besten Freunden. Ich nehme ihn dir schon nicht weg, keine Sorge." Wegnehmen? Etwas störte mich an ihrer Formulierung. „Ich meine, wenn ich wollte, könnte ich schon", lenkte sie ein bisschen zu selbstsicher ein, woraufhin ich meinen Blick von ihr abwandte, denn ich wusste, dass sie recht hatte, selbst, wenn sie es nur aus Spaß gesagt hatte. Sie bemerkte meine verunsicherte Reaktion und legte den Kopf schräg.

„Hey, war nur ein Witz. Wir sind gute Freunde und seine Schwester hat gerade versucht, sich umzubringen. Ich will wirklich nur für ihn da sein." Für ihn, oder für seinen Körper?

„Das kannst du auch besser, als ich." Ich gab mir größte Mühe, nicht wie eine verbitterte, eifersüchtige Ehefrau zu klingen. Vermutlich scheiterte ich. Trish ging um mich herum, zum Kühlschrank, um die Packung Milch herauszunehmen, und einen Schluck in eine der Tassen zu schenken, bevor sie den Milchkarton zurückstellte.

„Glaub ich nicht", entgegnete sie gelassen. „Ich habe es jedenfalls nicht geschafft, ihm die Schuldgefühle zu nehmen. Eher im Gegenteil..."

Ich hatte gehört, was sie zu Chase und Aidan gesagt hatte. Was sie ihnen vorgeworfen hatte. Und es war mir unter diesen Umständen nicht wirklich passend erschienen, aber andererseits, hatte sie bestimmt nicht unrecht gehabt. Selbst ich hatte schon ganz am Anfang gemerkt, dass Addie der Schützling der Jungs war. Vielleicht wurde ihr genau das nun zum Verhängnis.

„Ich kann nichts mehr für ihn tun." Sie nahm die beiden Kaffeetassen, stellte den schwarzen vor Aidan auf den Couchtisch, und setzte sich mit ihrem an den Küchentisch.

Shadow Girl (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt