Beverly
Ich war wach, noch bevor ich meine Augen geöffnet hatte.
Mein Kopf tat weh, und ich fürchtete, dass jegliche Art von Licht meine Schmerzen nur verschlimmern würde. Ich ertastete den Untergrund, auf dem ich lag. Er war weich. Viele Stofflagen. Es war ein Bett. Der Geruch nach Holz kam mir bekannt vor, allerdings erfreute mich die Erinnerung nicht wirklich.
Stöhnend öffnete ich meine Augen und richtete mich auf, während ich mir den Kopf hielt. Alles drehte sich. Nur schleichend konnte ich ein klares Bild von meinem Umfeld erfassen.
Meine schlimmste Befürchtung war wahr. Ich war wieder in Modoc. Nachdem meine Schmerzen ein wenig abgeklungen waren, schaffte ich es, meine Lage ein klein wenig zu inspizieren. An meinem rechten Arm rasselte wieder die Metallkette, aber ich hatte das starke Gefühl, dass ich sie diesmal nicht loswerden würde. Erst, als ich mich im Zimmer umsah bemerkte ich, dass Chase mit verschränkten Armen, regungslos an der Wand lehnte und mich beobachtete. Ich zuckte zusammen und Verwirrung breitete sich fühlbar auf meinem Gesicht aus.
„Was... was machst du hier? Was ist passiert? Warum bin ich..." Sprechen war meinem Kopf offenbar noch nicht ganz zuzumuten. Jedes Wort, das ich sagte, und sei es auch noch so leise, fühlte sich an, wie eine Explosion unter meiner Schädeldecke. Chase antwortete nicht auf meine Fragen. Er bewegte sich auch nicht. Er sah mich einfach nur an. Es war in dem schwachen Licht schwer zu sagen, aber ich meinte, etwas wie Bedauern, Schuld oder Reue in seinen Augen zu sehen. Vielleicht war es auch Hass, Langeweile oder Gleichgültigkeit. Schwer zu sagen, wenn sich alles dreht, sobald man sich auf einen Punkt konzentrieren will.
Ich versuchte mich daran zu erinnern, was passiert war, und langsam fiel es mir wieder ein. Ich erinnerte mich an Scotch, nicht viel, aber zu viel Scotch, Schach... daran, dass Chase mich matt gesetzt hatte... und dann... Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich die Puzzleteile zu einem Bild zusammenfügte.
„Was..." Ich schüttelte langsam den Kopf. „Nein, warum... Nein. Nein." Mir brach der kalte Angstschweiß aus. Das konnte nicht wahr sein. Ich wollte um jeden Preis leugnen, was ich dachte. Ich wollte, dass er verleugnete, was ich dachte. Mühsam rappelte ich mich auf, und wollte auf ihn zugehen. Zu plötzlich hatte ich meine Schritte beschleunigt, sodass mir die blöde Metallkette beinahe die Schulter ausrenkte, als ich von ihr zurückgehalten wurde.
„Du hast..." Es fühlte sich an, als würde ich keine Luft mehr bekommen. Ich hatte Chase vertraut. Er hatte mich verraten. Er hatte mich hintergangen! Und das Schlimmste war, dass es mich ehrlich überraschte. Ich begann an der Metallkette zu ziehen.
„Nein... Nein!" Ich musste hier raus, und zwar sofort. Er hatte mich bestimmt hier her gebracht, um mich umzubringen. Ich würde sterben. Oder schlimmer, vielleicht würden sie meinem Dämon etwas antun. Das durfte nicht sein, das durfte ich auf keinen Fall zulassen!
Als ich das erste Mal hier gewesen war, war es anders gewesen. Ich hatte mich sicherer gefühlt, vielleicht, weil ich durch eigenes Verschulden hier gelandet war. Aber diesmal hatte ich nichts getan, und das hieß...
Ich musste wie eine Verrückte ausgesehen haben, als ich an der Kette zerrte, und schrie, und weinte, nach Luft schnappte und meine Haare vor mein Gesicht fielen.
„Beverly."
„Nein! Du hast... Ich hab dir vertraut! Lass mich hier raus!"
„Beverly...", wiederholte er, aber ich war noch nicht so weit, aufzugeben. Mein Handgelenk blutete bereits, und mein Dämon kletterte auf mein Bett und schrie mich an, aber ich konnte nicht aufhören. Noch nicht.
Ich weiß nicht, wie lange es brauchte, bis ich schweratmend begriff, dass es zwecklos war, und ich hier keines Falls wegkommen würde. Ich sank auf den Boden, und verfiel in krampfhaftes Schluchzen.
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Shadow Girl (Band 1)
Paranormal„Es ist wie ein Spiel. Entweder du kontrollierst die Schatten, oder die Schatten kontrollieren dich." „Und du? Kontrollierst du die Schatten?" „Manchmal denke ich das." *** Hätte Aidan sein schlechtes Gewissen ignoriert und die unruhigen Nächte weit...