Aidan
Die Gesichter von Trev und Addie waren unbezahlbar, als ich mit Beverly zur Türe hereinkam. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. Ich wusste nicht, wie ich dreingeschaut hätte, wenn Addie mit einem Typen nachhause gekommen wäre, der blutverschmiert und verletzt war und schlammbedeckte Klamotten trug. Da wäre mir wahrscheinlich auch die Kinnlade runter gefallen, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass ich die Blicke der beiden mehr als köstlich fand.
Ich ignorierte die zwei weitestgehend, während ich Beverly in unser Badezimmer führte. Ich gab ihr ein Handtuch, aber noch im selben Moment, stand Addie in der Türe.
„Aidan?", fragte sie mit einem aufgesetzten Lächeln. Ihre Müdigkeit schien wie weggeblasen, stattdessen stand ihr der Schock ins Gesicht geschrieben. „Kann ich kurz mit dir reden?"
Ich seufzte unmerklich. „Gib Bescheid, wenn du was brauchst", sagte ich zu Beverly, ging aus dem Bad und schloss die Türe hinter mir.
„Was zur Hölle?!", zischte Addie sofort, packte mich am Arm und zog mich weg von der Türe, in die Nähe des Esstisches. Trev stützte sich mit den Armen am Tisch ab und sah mich ungläubig an.
„Hast du den Verstand verloren?", fragte er und meinte die Frage tatsächlich ernst. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, mir geht's bestens, danke der Nachfrage."
Addie starrte mich an. Ich lehnte mich gegen die dunkelgraue Küchenzeile und verschränkte die Arme.
„Ist das das Mädchen, mit dem du dich in letzter Zeit triffst?", fragte Trev nach ein paar Sekunden mit zusammengezogenen Augenbrauen. Addie sah zwischen uns hin und her.
„Du triffst dich mit einem Mädchen?" Sollte es mich beunruhigen, dass Addie so überrascht war? Sie war nicht zu vergleichen mit dem Mädchen, das heute Morgen zerbrechlich in meinen Armen geweint hatte. Sie war unruhig und ihre Augen wanderten aufgebracht hin und her. „Du hast dich seit Jahren mit keinem Mädchen mehr getroffen und dann kommst du mit so einer?!" Sie deutete wild auf die Badezimmertür. Mit so einer? Addie hatte gehöriges Glück, dass ich auch ihr Einverständnis brauchte, um Beverly hier wohnen zu lassen, sonst würde sie das ganz bestimmt nicht noch einmal über sie sagen.
„Addie", sagte Trev beruhigend, aber sie hatte keine Lust sich beruhigen zu lassen, was ich ebenfalls auf den Schlafmangel zurückführte.
„Hast du sie dir mal angesehen?", fragte Addie außer sich und sah Trev ungläubig an. Dann wandte sie sich wieder mir zu. „Sie sieht aus wie eine Mörderin! Wo hast du sie aufgegabelt, am Straßenrand?" Ich erzählte ihr vielleicht lieber nicht, dass ich Beverly tatsächlich auf der Straße aufgelesen hatte. Außerdem sah sie doch nicht wie eine Mörderin aus. Sie war immer noch genau so schön wie an dem Tag, an dem ich sie das erste Mal gesehen hatte. „Du kannst nicht einfach ein fremdes Mädchen mit nach Hause bringen."
„Macht Chase doch auch ständig", verteidigte ich mich, obwohl Chase seine Mädchen für andere Zwecke nach Hause brachte. Und das eher selten, weil er der Meinung war, dass es für einen One-Night-Stand besser ist, in die Wohnung der Frau zu gehen, weil man von dort einen schnellen Abflug machen kann, sobald sie eingeschlafen ist.
„Aber Chase Freundinnen sehen nicht wie Carrie aus", warf Trev ein. Addie nickte bekräftigend, aber ich ließ mich trotzdem nicht kleinreden.
„Sie ist keine Fremde."
„Ach, nein?", fragte Addie herausfordernd. „Wer ist sie? Wie heißt sie? Woher kennst du sie? Wie alt ist sie?" Ich wusste was sie vorhatte. Sie wollte mir beweisen, dass Beverly ein fremdes Mädchen für mich war. Aber ich kannte sie zumindest gut genug, um Addies Fragen beantworten zu können.
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Shadow Girl (Band 1)
Fantastique„Es ist wie ein Spiel. Entweder du kontrollierst die Schatten, oder die Schatten kontrollieren dich." „Und du? Kontrollierst du die Schatten?" „Manchmal denke ich das." *** Hätte Aidan sein schlechtes Gewissen ignoriert und die unruhigen Nächte weit...