XXVI.

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PoV Felix

Dreimal dürft ihr raten, auf wen die Fäuste wieder einhageln.
So schwer zu erraten dürfte es nicht gewesen sein, stimmt's?

Momentan befand ich mich erneut in einem Kreis gefangen. Es wunderte mich nicht wirklich. Obwohl es mir bislang nur ein einziges Mal passiert ist, habe ich mich an dieses Gefühl schon gewöhnt.
Alle umzingelten sie mich und ab und zu traf mich ein Schlag, wo schon gefühlt hundert Schläge vorher ihren Platz fanden.

Dieser eine Nachmittag in der Sporthalle schien wohl der Grundstein für meine jetzige Situation gewesen zu sein.
Alle sind sie der festen Überzeugung ich sei schwul, was ich ja auch bin.
Jedoch ist schwul sein in dieser Gesellschaft wohl ein Verbrechen und inakzeptabel.

Wir haben hier an der Schule zwar mehrere schwule Paare, unter anderem ist auch einer meiner anfänglichen Mobber, welcher auch in einer Beziehung mit einem Jungen ist, aber das interessiert ja niemanden.
Schwul sein ist ja nur bei mir etwas Schlimmes.
Sie brauchen nur ein Opfer, an dem sie den Frust ihres sonstigen Lebens auslassen können.

Wer eignet sich da besser, als ein unauffälliger, schwacher und schwuler Junge?

Und so rutschte ich also in den Fokus der Aufmerksamkeit. Sonst unbemerkt und schlicht, gut in die Gesellschaft integriert und nicht herausstechend, und nun der Mittelpunkt der, nicht gerade gut gemeinten, Aufmerksamkeit.

Wie konnte mein Leben sich so schnell verändern?

Meine Umgebung habe ich, so gut es mir möglich ist, ausgeblendet. Natürlich spüre ich den Schmerz, der meinen Körper umnebelt, aber es wird bisschen erträglicher.

So viele Menschen stehen glaube ich nicht mehr im Kreis, oder?

Der einzige Vorteil, den ich aus dieser Situation erkennen konnte ist, dass man von hier unten eine ganz gute Sicht hat. Während es weiterhin Fäuste und Tritte auf mich hagelte, konnte ich mir einen guten Umblick vom ganzen Kreis verschaffen.

Jungen und Mädchen mit düsteren Blicken, angespannten Körpern oder auch hämischen Grinsen konnte man viel zu viele finden. Dazu kamen noch die Schaulustigen. Als letztes kamen dann noch die, die mich schlugen und traten. Eine bunte Menge, aber alle sind sie nur hier, um mich leiden zu sehen.

Mit meinen Blicken durchkämmte ich die Menge. Vielleicht findet ja doch Mal Hilfe.
Oder auch ne weitere Tracht Prügel.

„Hey! Wo glotzt denn du so blöd hin? Denkst du allen Ernstes, dass jemand dir helfen würde? Sieh mich gefälligst an! Mit dir bin ich noch lange nicht fertig!"

Somit begann der ganze Spaß nochmal von vorne.

Aber härter.

So langsam verschwand meine Kraft aus meinem Körper.

Wie lange ging das schon?
Wie lange muss ich noch?

Mein Körper begann unkontrolliert zu zittern. Von den Schmerzen muss ich erst gar nicht anfangen. Sie werden langsam unerträglich, aber das interessiert hier ja niemanden.

Egal, wie schlimm es noch werden könnte, es geht nicht mehr schlimmer. Und somit ließ ich meinen Blick wieder durch die Menge gleiten.

Auf der einen Seite konnte Chan sehen. Er zitterte. Aus seinem Gesicht kann man lesen, wie aus einem Buch. In sein Gesicht stand Schock geschrieben. Dazu kommt ein Hauch von Wut und Widerwillen. Ich verstand ihn. Er fing meinen Blick auf und ich schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Daraufhin versuchte er sich an einem gequälten Lächeln, was ihm aber misslang.

Ich ließ meinen Blick weiter schweifen.
Die Flut an Schlägen und Tritten ebbten immer noch nicht ab.
Ich weiß nicht wie lange ich es noch aushalten, bevor ich abklappe.
Dieses Mal geht es bestimmt nicht so gut aus, wie letztes Mal.

Etwas weiter entfernt sah ich Minho auf die Gruppe zu stürzen. Die Augen weit aufgerissen und den Mund geöffnet, um etwas zu rufen. Bevor er sich jedoch durch die Massen des Kreises schlagen konnte, hielt ihn jemand auf. Ich glaube es ist Woojin.

Der Blick, den Woojin Minho zu warf, war warnend. Sie hielten einen eindringlichen Blickkontakt. Die Situation wird zu meinen Ungunsten ausgehen. Das war schon von Weitem zu sehen.

Minho versuchte gegen Woojin anzukämpfen, aber Woojin hielt dagegen und schüttelte den Kopf. Er stieß ihn leicht zurück. In seinem Blick lag ein Flehen. Er wandte sich in meine Richtung und sah mich an.
Es tat ihm leid.

Minho wandte sich so, dass er die Mitte des Kreises sehen konnte. Seine Augen immer noch weit aufgerissen und den Mund offen. Auch er fing meinen Blick, wie zuvor Chan auch, auf. Er war hilflos.
Ich verstand, warum er mir nicht helfen konnte.

Leicht deutete ich ein Kopfschütteln an und versuchte mich an einem Lächeln.

In wenigen Minuten werde ich abklappen. Es ging einfach nicht mehr. Ich hielt es schon lang genug aus. Ich werde mich einfach gehen lassen.

Ich weiß nicht, wie lange sie mich schon schlugen, aber ich gebe auf. Ich kann nicht mehr.
Im diesem Moment war mir alles egal.

Bis ich den Blick von einer bestimmten Person auffing. Unsere Blick trafen sich und niemand wandte sich ab.

Dieser Blick hätte für die Unendlichkeit anhalten können, aber ich verlor mein Bewusstsein.

Das Letzte, was ich sah, war wie Changbin versuchte gegen den Kreis anzukämpfen und versuchte sich einen Weg in die Mitte zu bahnen

Aber er gab auf.

But Why?!   ×>Changlix< Fanfiction German×Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt