XXXV.

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PoV Changbin

Ich fühle mich schrecklich.

Wie in Zeitlupe brach Felix vor meinen Augen zusammen.
Lautes Jubeln brach aus und beförderte mich in die Gegenwart zurück. Nach wenigen Minuten löste sich der Kreis auf und die Schüler verstreuten sich in verschiedene Richtungen. Jeongin, welcher kurz vor dem Zusammenbruch stand, wurde von Chan ins Krankenzimmer gebracht. Er wehrte sich zuerst gegen Chan, aber der Schock saß zu tief, sodass er aufgab und leise schluchzend von Chan weggebracht wurde.
Nur noch Felix und ich blieben übrig.

Ich löste mich aus meiner Starre und eilte auf ihn zu. In dem Moment war mir sowieso alles egal, aber zum Glück sind alle gegangen. Vor Felix stürzte ich mich auf meine Knie und streckte meine Hand nach ihm aus.
Meine Hand zitterte extrem.

Vorsichtig versuchte ich Felix auf den Rücken zu drehen. Als mir das gelang, rutschte ich näher an ihn heran. Seine Brust hob sich im Gegensatz zu seiner vorigen Schnappatmung kaum.
Etwas in meiner Brust zog sich zusammen und löste Angst in mir aus.
Sofort streckte ich meine Hand aus und versuchte, Felix's Puls an seinem Hals zu fühlen. Sein Puls ging flatternd und schwach.

Von der Panik gepackt holte ich mein Handy und wählte sofort die Nummer vom Notruf. Ich bin mir nicht sicher, ob man mich verstehen konnte aufgrund meiner erstickten und zitternden Stimme.
Die Minuten bevor der Krankenwagen kam fühlten sich unendlich an und die Panik breitete sich weiter aus.
Mir wurde abwechselnd heiß und kalt.

In der Ferne konnte man das Martinshorn hören. Erleichtert atmete ich aus. Danach zog der Krankenwagen auch schon zu uns auf den Hof. Alles ging so verdammt schnell und ehe ich mich versah saß ich im Krankenwagen bei Felix auf dem Weg zum Krankenhaus.

Die Fahrt zog sich ewig hin und ich wurde von Minute zu Minute nervöser. Felix's Zustand beunruhigte mich. Er lag rein bewegungslos auf der Pritsche und das Beatmungsgerät gab rasselnd zischende Laute von sich.

Ich sah ihn an und gab dabei keinen einzigen Laut von mir. Die Stille war erdrückend. Mein Herzschlag hörte sich unormal laut an. Er ging auch schneller als gewohnt und das lag nicht an der Aufregung.
Es lag rein an ihm.
Er lässt mein Herz höher schlagen.

Endlich kamen wir im Krankenhaus an und auch dort verlief alles in Eile.
Letztendlich befand ich mich vor Felix's Krankenzimmer und wartete darauf, dass die Ärzte und Krankenschwestern ihr Werk vollbrachten und ich endlich zu ihm rein kann.

In letzter Zeit konnte ich an nichts anderes als ihn denken. Er war die letzten Tage nicht in der Schule gewesen, weshalb meine Gedanken und Sorgen mich fast umbrachten.
Ich mag es zwar nicht zugeben, aber ich kann ohne ihn nicht.
Es fehlt einfach etwas ohne ihn.

Endlich kamen die Krankenschwestern und Ärzte aus dem Zimmer. Sofort sprang ich auf und eilte auf einen der Ärzte zu. Ich setzte zum fragen an, jedoch wurde ich schon im vorhinein unterbrochen.
„Sie können jetzt zu ihm. Wir würden sie bitten, vorsichtig mit ihm umzugehen, da sein Zustand noch instabil ist. Sobald ihnen irgendetwas unormal vorkommt oder Probleme auftreten sollten, sagen sie sofort Bescheid.“ damit verschwand der Arzt  und ich stürmte zur Tür.
Bevor ich die Tür aufreißen konnte, atmete ich tief durch und mäßigte mich.
Ich möchte nicht, dass ihm wegen mir noch mehr Schaden zukommt.

Einmal tief durchgeatmet und dann die Tür einen Spalt breit geöffnet. Bevor ich die Tür weiter öffnete sammelte ich mich noch einmal und versuchte meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen.
Er ging rasend schnell.

Dann trat ich endgültig durch die Tür und schloss diese hinter mir.
Mir lief ein eisiger Schauer über den Rücken, als ich langsam, mit meinem Blick fest auf Felix fixiert, näher zu ihm ging. Vorsichtig zog ich mir einen der Plastikstühle aus der Ecke hervor und postierte ihn neben dem Bett von Felix. Ich ließ mich auf dem Stuhl nieder und sah Felix schweigend an.

Ich habe einen schwerwiegenden Fehler begangen.

Wie konnte ich ihm nur so etwas antun?

Ich bin gefühlskalt, egoistisch und rücksichtslos. Das ist unverzeilich und ich möchte auch nicht versuchen, mich heraus zu reden, aber ich wurde dazu gezwungen. Meine Eltern haben mich in der Hand. Ebenso wie meine "feste Freundin". Lange werde ich diesem Zwang und dem Druck nicht mehr standhalten.

Ich wurde selbst gemobbt aufgrund meiner Vergangenheit und dennoch griff ich zu dem Mittel jemand anderes zu mobben, nur um selbst nicht wieder gemobbt zu werden.
Um mein Image aufzubauen und aufrechtzuerhalten.
Um einen Rang zu verteidigen.

Alles nur für ein Image und einen Rang.

Um meiner Vergangenheit zu entkommen.

Aber jetzt lasse ich jemand anderen durch die Hölle gehen und tue ihm das an, was mir angetan wurde. Dabei sollte ich doch am besten wissen wie sich so etwas anfühlt.
Ich weiß doch selbst wie schmerzhaft und schrecklich es ist.
Dennoch wurde ich zum Monster.
Was eine Position, eine Stellung oder ein Rang in der Gesellschaft aus einem macht.
Ein kaltblütiges, egoistisches und herzloses Monster.

Das bin ich.

Ich kann nicht zulassen, dass Felix noch etwas passiert, dass ihm noch so etwas widerfährt.
Er hat es nicht verdient.

Ich werde mich seinetwegen ändern.
Ich sollte aus meiner Vergangenheit gelernt haben.

Es gibt wichtigeres im Leben, als ein Rang in der Gesellschaft, als ein Ruf, den man sich errichtet hat.
Die Ketten des Zwangs, die man sich somit selbst auferlegt hat, haben mich gefesselt.

Ich werde mich aus diesen Fesseln lösen. Niemand kann mich zwingen. Niemand wird mich dazu zwingen können etwas zu tun, was ich nicht möchte.
Ich werde mich von alledem befreien und so leben und handeln wie ich es für richtig halte.

Ich werde mich ändern.

Es gibt so viel wichtigeres wofür man leben kann.
Es gibt Freiheit.
Es gibt schöne Momente.
Es gibt Erinnerungen.
Es gibt Erfahrungen.
Es gibt Freunde.

Es gibt Liebe.

Ich griff nach seiner Hand und hielt sie fest. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Leichte Panik überkam mich.
Mein Herzschlag legte ebenfalls zu und ich wurde unruhig.
Sanft drückte ich seine Hand.
Ich werde alles tun, um mich seinetwegen zu ändern.
Er hat es verdient.

Im nächsten Moment zerriss ein ohrenbetäubendes Geräusch die Stille. Ein durchgehender fiepender Ton durchdrang meine Ohren.

Ich riss meinen Kopf herum. Die Augen geschockt weit aufgerissen sah ich zum Herzschlagmonitor.
Eine durchgehende Linie zog sich über den Bildschirm.
Dazu kam der durchgehende Ton.

Mein Herzschlag setzte aus.

Herzstillstand.

Herzstillstand

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But Why?!   ×>Changlix< Fanfiction German×Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt