XV.

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PoV Changbin

~Auszug XII.~

Nach einem weiteren kurzen Marsch kam ich an seiner Haustür an. Vorsichtig setzte ich ihn auf den Boden samt seinem Rucksack und zog mir meine Kapuze tief ins Gesicht. Schließlich klingelte ich und kurz darauf wurde die Tür von einer Frau mittleren Alters geöffnet. Bevor sie überhaupt realisiert hatte was sie gerade sah und Fragen stellen konnte drehte ich mich um und preschte davon.

Niemand würde hiervon erfahren.

Niemand.

~Ende XII.~

Ich lief nach Hause. Hätte ich ihn doch besser liegen lassen sollen? Ich hätte darauf achten sollen, wer mich alles sehen konnte. Hat mich jemand gesehen oder war ich sicher?

Ich schüttelte den Kopf und vertrieb diese Gedanken aus meinem Kopf. Jetzt war es sowieso zu spät. Jetzt werde ich für meine Taten gerade stehen müssen.

~~~

Ich stand vor meiner Haustür.
Ich stand schon vor 10 Minuten vor der Haustür.
Ich werde weitere Minuten vor der Tür verbringen.

Will ich das erleben, was gerade hinter diesen Türen vor sich geht?

Nein.

Muss ich trotzdem in die Hölle gehen?

Ja.

Ich seufzte.
Die Klingel werde ich auf keinen Fall betätigen. Also nahm ich meinen Rucksack von meiner Schulter und kramte nach meinem Schlüssel. Nachdem ich ihn gefunden hatte schob ich ihn vorsichtig und leise ins Schloss. Langsam umdrehen und die Tür leise aufdrücken.
Klirr
Naja so viel zum Thema leise.
Ich öffnete die Tür nur so weit, sodass ich durchpasste. Ich zwängte mich auf die andere Seite um zu gucken, was dieses klirrende Geräusch erzeugt hatte.

Es waren Glasscherben. Sie bedeckten den gesamten Flur. Das konnte nur eines bedeuten:
Meine Mutter.

~~~

Um euch mal aufzuklären...
Ich lebe mit meinem Vater und meiner Mutter in diesem Haus.
So weit so gut.
Mein Vater liebt meine Mutter sehr. Er würde alles für sie tun. Und mit alles, da meine ich auch alles.
Meine Mutter wünschte sich schon immer eine Tochter. Einen Jungen wollte sie nicht. Und wie es das Schicksal so wollte, ich bin ein Junge geworden.

Nun hatte sie einen Jungen, mit dem sie wohl leben musste. So wuchs ich also mit der Liebe meines Vaters und der Toleranz meiner Mutter auf.
Sie ging mir so gut es ging durch Arbeit aus dem Weg, während mein Vater sich um mich kümmerte.

Als ich 7 Jahre alt war erlitten meine Eltern einen Autounfall als sie mich von meinen Großeltern abholten.
Und so kam es, dass meine Mutter schwer verletzt wurde und schließlich arbeitsunfähig.
Keine Möglichkeit mehr mich zu ignorieren.
Der Autounfall setzte ihr sehr zu.
Glasscherben des Autos verletzten ihr rechtes Auge, auf dem sie schließlich erblindete. Außerdem wurde ihre komplette rechte Seite zerquetscht, sodass sie nicht mehr arbeiten konnte.
Ihr Leben machte keinen Sinn mehr, weshalb sie alles in Alkohol ertränkte.

Sie gab meinem Vater die Schuld.

Zu diesem Zeitraum fing schließlich auch mein Vater an mich zu verabscheuen. Meinetwegen machte meine Mutter ihn fertig.
Er tat alles für sie.
Er arbeitete von früh bis spät und tat alles um ihr zu helfen, aber sie blieb stur.
Ich war die Wurzel ihrer Probleme.
Mein Vater gab es schließlich auf und gab mir die Schuld für ihr Verhalten.

Somit hassten mich meine beiden Eltern. Sie ignorierten mich, aber sie taten mir nie etwas. Ich durfte weiter bei ihnen Leben, durfte zur Schule gehen und bekam täglich Essen.

Im Alter von 15 Jahren beging ich einen Fehler.
Einen sehr schweren Fehler.

Mein Leben zerbrach.

Mein Vater hasste mich endgültig. Meine Mutter hasste mich schon von Anfang an.

So kam es schließlich dazu, dass meine Mutter sowie auch mein Vater mich schlugen.
Und Schlimmeres.

Ich werde den selben Fehler nicht noch einmal begehen.

Ich halte mich von meinen Eltern so gut es geht fern. Aber gut ist nicht gut genug.
So wurde ich weiter geschlagen, manchmal in den Keller gesperrt und andere Sachen.

Mein Leben ist die reinste Hölle.

Bis heute hat sich daran nichts geändert.

~~~

Vorsichtig machte ich mich auf den Weg durch die Scherben vorbei am Wohnzimmer. Meine Mutter saß auf dem Sofa und blickte leer an die Wand. Mein Vater saß neben ihr und hielt ihre Hand.
Es sah so friedlich aus.
Ich wollte mich weiter in Richtung meines Zimmers bewegen, aber zu spät.
Ich wurde bemerkt.

„Halt!“ rief mein Vater. Ich zuckte zusammen und mein Körper begann leicht zu zittern. Widerwillig setzte ich einen Fuß vor den anderen bis ich schließlich vor ihnen stand. Ich hielt meinen Blick gesenkt. Ich wollte das mir dargebotene Bild nicht sehen.
Ich ertrage es nicht.
Nicht mal nach all den Jahren.

„Wo warst du?!“ zischte mein Vater mich an.
Ich schwieg.
Ich konnte ihnen nicht erzählen was ich gemacht habe.
„Entweder du beantwortest mir diese Frage jetzt oder es setzt was!“
Ich hielt meinen Mund weiterhin.
Er stand auf und lief langsam auf mich zu. Bei jedem Schritt fing mein Körper an stärker zu zittern. Bei jedem seiner Schritte zuckte ich zusammen.

Bedrohlich leise flüsterte er „Wir wissen Bescheid.“

Ich kenne nur eine Person, die so guten Kontakt zu meinen Eltern hat.
Oh Hyolin.
Meine Freundin.
Meine Eltern zwingen mich dazu. Natürlich für Geld.

Ich hätte es wissen müssen.
Ich darf mir keine Fehler erlauben.
Das heute war definitiv ein Fehler.

Sie hat uns gesehen. Meinen Eltern hat sie auch Bescheid gesagt.
Das endet unschön.

Und damit hörte ich ein Klatschen und meine Wange durchzuckte ein stechend glühender Schmerz. Weiteres folgte...

~~~

Kapuze tief ins Gesicht gezogen lief durch das Schultor.
Ein dumpfes Geräusch ließ mich abrupt anhalten und umdrehen.
Kopflos stürmte ich los.
Es war Lee Felix.
Und er ist gestürzt.
Ich musste ihm helfen.

Ein Räuspern ließ mich inne halten. Meine Freundin stand vor dem Schuleingang.
Ich vergaß.
Schule und nach der Schule sind zwei verschiedene Welten.

Ich drehte mich um und lief auf sie zu.

Sie bewahrt mich davor Fehler zu machen. Und dafür liebe ich sie.

Wir passen gut zusammen.
Das wird niemand ändern oder jemand ersetzen.

Ich habe meinen Entschluss gefasst.

Nichts und niemand wird mir mein Leben weiter zerstören.

Nichts.

und

Niemand.

Mein Entschluss steht fest.

But Why?!   ×>Changlix< Fanfiction German×Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt