Kapitel 4

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Rasch folge ich meinem Entführer und höre, wie hinter mir die Tür geschlossen wird.

Ohhhhh, hallöchen Popöchen.

Ich kann einfach nicht anders, als den Typen namens Tyler anzustarren. Er ist absolut atemberaubend. Fuck, ich ändere meine Meinung - ich will mich nicht in Blackys Laken räkeln sondern in denen von Tyler. Seine bemerkenswerten Augen sind auf das Notebook vor sich gerichtet. Sein hellbraunes Haar ist eine dichte Mähne, die wild von seinem Kopf absteht, als hätte er es womöglich gerade auf seinem Schreibtisch mit jemandem getrieben. Meine Wangen fangen Feuer, als ich mir vorstelle, dass ich derjenige war und schnell schiebe ich diese Vorstellung wieder beiseite. Jedenfalls sieht seine Frisur beunruhigend attraktiv aus.

Die langen Ärmel seines schwarzen Hemdes hat er bis zu den Ellbogen hochgeschoben, der oberste Knopf ist geöffnet und es ist gerade eng genug, um den fantastischen Körper darunter zu erahnen. 

"Hi Zayn, was gibt's?", fragt er schließlich grinsend in die Richtung des Schwarzhaarigen. Als ob die eben festgestellten Merkmale nicht ausreichen würden, segnete Gott ihn auch noch mit einer verführerischen Stimme und einem betörenden Lächeln. Verdammt, dieser Mann ist Sex auf zwei Beinen.

"Projekt Montreal", antwortet er lediglich und die Stirn runzelnd schaue ich in seine Richtung. Tyler hat eben seinen Namen genannt, aber ich war so von diesem Sexgott abgelenkt, dass ich ihn schon wieder vergessen habe. Projekt Montreal? Was soll das schon wieder sein? Ich drehe meinen Kopf wieder zu Tyler und das erste Mal begegnen sich unsere Blicke. Ein leichter Schauer durchfährt mich, als er mir direkt in die Augen schaut und sein perfektes Gesicht nur auf mich gerichtet ist. Für den Bruchteil einer Sekunde sehe ich Überraschung in seinen Augen aufblitzen, doch so schnell wie sie da war, so schnell ist sie auch wieder verschwunden.

"Projekt Montreal? Bist du dir sicher, Zayn?", fragt er skeptisch nach. Zayn. Stimmt, so ist sein Name, hoffentlich kann ich ihn mir jetzt merken. Benannter legt mir seine Hände auf die Schultern und schiebt mich zu einem Stuhl, auf den ich mich setzen soll. Zayn setzt sich neben mich. "Absolut. Ich war mit Liam im Club und er hat mir das Portemonnaie abgezogen", fängt er an zu erzählen und ich seufze. "Ey, ich habe das das erste Mal gemacht. Es tut mir leid, okay? Ich schwöre, ich mache es nie wieder", zicke ich rum. Ich hätte wissen müssen, dass er mich wegen des Diebstahls mitgenommen hat.

"Siehst du? Das erste Mal, sagt er. Ich habe nichts mitbekommen, lediglich Liam hat mich darauf hingewiesen. Er ist ein Naturtalent." Warte... lobt Zayn gerade meinen Diebstahl? "Ja, oder ein Glückspilz", gibt Tyler murmelnd und nachdenklich von sich. Mit der Zunge schnalzend verschränke ich die Arme vor der Brust: "Von einem Entführer festgehalten zu werden, empfinde ich nicht gerade als Glück."

Ja okay, eine Entführung war es nicht wirklich. Und gegen meinen Willen ist auch übertrieben, schließlich bin ich freiwillig eingestiegen. Irritiert hebe ich eine Augenbraue, als Tyler kurz seine Lippen zu einem Lächeln verzieht. Als würde er sich ertappt fühlen, wischt er mit seiner Hand über den Mund und lehnt sich in seinem Designerchefsessel zurück. "Wie ist dein Name?", fragt er und wippt seinen schwarzen Kugelschreiber zwischen Mittel- und Zeigefinger hin und her.

"Geht euch nichts an", murre ich. "Wie du möchtest", zuckt Tyler unbeeindruckt mit den Schultern, "Warum hast du heute geklaut, wenn du es vorher noch nie getan hast?" Die Frage ist auch nicht besser und eigentlich habe ich auch nicht wirklich Lust, sie zu beantworten. Aber vielleicht kann ich ja schneller wieder gehen, wenn ich mitspiele. Thatralisch werfe ich die Arme in die Höhe und lasse sie dann auf die Armlehnen fallen. "Wenn ihr es genau wissen wollt: Ich bin ein armer Schlucker. Ich habe keine Kohle, mein Vermieter schmeißt mich in", ich schiele kurz zur Uhr, die an der Wand hängt, "36 Stunden raus und ich würde auf der Straße sitzen, wenn ich bis dahin nicht das Geld aufgetrieben habe. Zu verkaufen habe ich nichts und da war das Portemonnaie von Zayn ziemlich einladend."

"Was ist mit deiner Familie?", möchte die leckere Sahneschnitte sofort von mir wissen. "Wohnt in London", gebe ich schulterzuckend von mir. "Aber sie könnten dir doch trotzdem Geld schicken oder nicht?" - "Nicht meine Familie", lache ich bitter. Tylers Blick ist neugierig und irgendwie auch verwundert. Mit Sicherheit will er noch mehr Infos, aber er muss auch nicht alles wissen.

Tylers Augen wandern zu Zayn und wenn mich nicht alles täuscht, kommunizieren sie einfach nur mit Blicken, ehe Tyler seufzt und sich dann vom Tisch abstößt. Er steht auf und geht auf einen Schrank zu, der in der rechten Zimmerhälfte steht.

Himmel, seht euch diesen Knackarsch an. Damn, da zuckt es ja schon fast verdächtigt in meiner Hose. Zu gerne würde ich einfach nur meine Hände auf seine Pobacken legen und...

"Hier, unterschreib das bitte", werde ich aus meinen Vorstellungen gerissen und Tyler steht plötzlich vor mir und hält mir ein Blatt Papier hin. "Was ist das?", frage ich und nehme den Zettel entgegen. Er antwortet mir nicht, aber als ich die Buchstaben selbst lese, wird mir ziemlich schnell klar, was das ist. Eine Verschwiegenheitserklärung. Skeptisch hebe ich wieder meinen Blick und schaue abwechselnd zu den beiden Männern, die mich ebenfalls erwartungsvoll ansehen.

Schluckend richte ich meine Konzentration auf das Formular. Wofür brauchen die bitte eine Verschwiegenheitserklärung? Müsste es nicht andersherum sein und ich sie darum bitte, dass sie schweigsam bleiben und der Polizei nichts von meinem Klau berichten? In den Zeilen finde ich keinen Hinweis, worum es sich genau handelt, lediglich, dass alles, was in diesen Räumen sowie in den Wohnräumen der Involvierten besprochen wird, niemals an Außenstehende geraten darf. 

"Was ist, wenn ich es nicht unterschreibe?", hake ich misstrauisch nach. Mr. Gourmethäppchen zuckt mit den Schultern: "Dann würde ich dich jetzt bitten, diese Räume zu verlassen und nicht mehr hierherzukommen." Wundervoll! Genau, das ist mein Plan! Ich frage mich immer noch, warum ich überhaupt ins Auto gestiegen bin. Grinsend springe ich auf und lege das Blatt auf seinen Schreibtisch. "Ich war nie hier gewesen", sage ich schnell und will mich vom Acker machen.

"Andererseits...", klingt noch einmal Tylers Stimme und wie angewurzelt bleibe ich stehen, "können wir dir erklären, was hier los ist. Wenn dir alles zusagt, bekommst du eine Wohnung, einen Job mit netten Kollegen und ein Leben in Saus und Braus." Hört sich an wie ein Traum. Kritisch drehe ich mich um: "Was soll das für ein Job sein?"

"Das ist der Haken an der Geschichte. Das verraten wir dir natürlich nur, wenn du diese Verschwiegenheitserklärung unterschreibst." Sein Grinsen in seinem Gesicht verrät mir, dass er sich siegessicher fühlt. Und ich hasse ihn schon jetzt dafür, dass er Recht hat, dennoch will ich nicht so schnell nachgeben, auch wenn ich schon ziemlich neugierig bin. Weder Zayn noch Tyler sehen sonderlich übermüdet, überarbeitet oder ähnliches aus und tragen dennoch Designerklamotten, Zayn fährt ein schickes Auto und dieses moderne Büro sagt auch schon einiges aus.

Seufzend lasse ich die Schultern fallen: "Kann ich mir das noch einen Tag oder so überlegen?" - "Natürlich." Tyler nickt und legt das Blatt Papier wieder zurück in die Schublade seines Schreibtisches. "Wir haben aber gerade keine Wohnung mehr frei, das ist dir klar oder?", wirft Zayn wieder ein und mustert Tyler mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Ich weiß. Er schläft bei mir."

"Was?!", entfährt es nicht nur mir, sondern auch gleichzeitig dem Schwarzhaarigen. Also, nicht, dass ich etwas dagegen hätte, in seinem Schlafzimmer zu nächtigen, schließlich wollte ich von der ersten Sekunde an, seine Bettlaken gemeinsam mit ihm zerwühlen, allerdings glaube ich kaum, dass dies auch sein Plan ist. Und dass auch Zayn sichtlich überrascht von seinem Vorschlag ist, verwirrt mich nur noch mehr.

Unbeeindruckt von unserer geschockten Reaktion, zuckt Tyler lediglich mit den Schultern: "Wo sonst? Wie du schon sagtest, haben wir keine Wohnung mehr frei und um diese Uhrzeit fahren auch die öffentlichen Verkehrsmittel nicht mehr. Zudem bezweifle ich, dass unser lieber Neuankömmling sich ein Taxi leisten kann." Eingeschnappt stoße ich die Luft aus und verschränke wieder die Arme vor der Brust. "Etwa doch?", hakt Tyler amüsiert nach und sieht mich an. Nein, natürlich kann ich mir kein Taxi leisten, aber ich hasse es, wenn jemand so etwas Doofes sagt und er auch noch Recht hat.

"Gut, dann hätten wir das ja geklärt."

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Zayniiiiiie :D

Ob Louis' Wunsch, Tylers Laken zu zerwühlen, wohl erfüllt wird? ;)

Zatago - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt