Noch während ich im Badezimmer bin, höre ich es klingeln. Wenn mich nicht alles täuscht, meine ich, Liams Stimme erkennen zu können. Da ich aber nicht wie frisch durchgefickt aussehen will, lasse ich mir Zeit, um mich fertig zu machen. Von der Anrichte nehme ich meine saubere Wäsche und streife sie mir über, ehe ich zum Föhn greife und meine Haare trocken puste.
Erst als ich sicher bin, dass ich vollkommen normal aussehe, verlasse ich das Badezimmer und stolpere fast gegen Eleanor. War sie schon den ganzen Morgen anwesend? Ich dachte, sie schmeißt nur den Haushalt auf Zatago, denn hier habe ich sie noch nie gesehen. "Hi Louis", begrüßt sie mich freundlich. "Hallo Eleanor, wolltest du ins Bad?"
"Ja, ich wollte dort eben sauber machen, wenn du fertig bist?", erkundigt sie sich und schnell nicke ich, hoffe jedoch inständig, dass es nicht mehr nach Testosteron riecht. Muss ja nicht jeder wissen, dass ich mich vom Boss der Ranch durchvögeln lasse. Eleanor schaut mich etwas irritiert an, als ich kichere. Ich schüttle abwinkend den Kopf und laufe dann zum Wohnzimmer, von wo Stimmen zu hören sind. Mein Gehör hat sich nicht getäuscht, denn nach dem Öffnen der Tür sehe ich Liam aufgebracht mit den Armen herumfuchteln und irgendetwas von 'ungeplanten Herausforderungen' faseln. Als wäre er fuchsteufelswild, stampft er im Raum von links nach rechts und wieder zurück.
Verwirrt huscht mein Blick zu Harry, der auch nicht viel glücklicher aussieht und wieder auf die gleiche Zeichnung wie heute Morgen starrt. Jedenfalls glaube ich, dass es die gleiche ist. "Was ist denn hier los?", frage ich und beide Männer drehen sich zu mir um. "Hallo Louis", sagt Liam um einiges ruhiger, "mach dir keine Gedanken. Es geht nur um einen kleinen Auftrag."
Harry schnaubt aggressiv und zischt: "Klein... schon klar. Louis, geh raus. Das geht dich nichts an." Wow, welch Sinneswandel innerhalb von ein paar Minuten. Eben war ich noch gut genug zum Vögeln und jetzt soll ich verschwinden. Meint er das ernst? Mit einem Blick versuche ich ihm genau diese Frage zu stellen, doch er rollt nur mit den Augen. "Nun mach schon." Tzz, was für ein Arsch. Merkt er nicht, dass das verletzend ist? Schön und gut, dass das eine Sache zwischen denen ist, aber kann man das nicht freundlicher sagen?
Ich schlucke meine aufsteigende Wut herunter, um ihm nicht zu zeigen, dass mir das irgendwie nahe geht und verlasse dann geräuschlos das Wohnzimmer. Und jetzt? Ich beschließe zunächst in das Gästezimmer zu gehen, doch auf dem Weg dahin komme ich am Bad vorbei und entscheide mich anders. Grinsend lehne ich mich in den Türrahmen: "Benötigst du Hilfe, schöne Frau?" Eleanor dreht sich zu mir und lacht amüsiert. "Du willst mir helfen? Wie kommt's?"
Ich zucke mit den Schultern: "Ich bin doch kein Proll wie die anderen. Einen Haushalt zu schmeißen ist für mich vollkommen normal."
"Na dann." Und schon schmeißt sie mir einen Lappen zu, den ich auffange. "Fang mit dem Spiegel und den Glaswänden der Dusche an." Grinsend schüttle ich den Kopf und greife dann zum Glasreiniger, um den riesigen Spiel über dem Waschbecken einzusprühen. "Wie bist du eigentlich an diesen Job gekommen?", frage ich nach einer Weile. Sie seufzt.
"Naja, ich war als Putzkraft in einem Hotel in San Diego angestellt. Vor etwa zwei Jahren hat Harry dort genächtigt und ich war für seine Suite zuständig. Ich hatte kein Geld und als Putzkraft verdienst du gerade so viel, damit du überlebst, nicht damit du lebst. Seine Geldbörse lag auf dem Tisch und er war nicht in Sicht... Tja, was ich dann gemacht habe, kannst du dir sicherlich denken. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich ja nicht ahnen, dass er mobile Kameras aufgestellt hat und mich somit erwischt hat. So kam eins zum anderen und er hat mich quasi... aufgenommen? Ja, so könnte man es fast nennen. Ich habe einen sehr gut bezahlten Job, ein luxuriöses Dach über'm Kopf und gute Freunde gefunden. Was will ich mehr?", erzählt sie und lächelt dabei die ganze Zeit.
Als sie die Kameras erwähnt, schiele ich einmal unauffällig durchs Badezimmer, kann jedoch nichts entdecken, was wie eine Kamera aussieht. Da er aber bisher alleine gewohnt hat, glaube ich kaum, dass er das Badezimmer als einzigen Raum nicht überwachen lässt. "Wer kümmert sich um die Videokameras?" Eleanor lacht: "Was denkst du wohl? Harry ist Spezialist, er ist Hacker. Das macht er selbst, da lässt er niemanden ran. Wieso... hast du etwas geklaut?"
Ob Harry wohl noch das Video von unserer Tequila-Nacht hat?
"Haha, sehr witzig. Das würde ich mich in diesem Hochsicherheitstrakt gar nicht trauen", grinse ich ebenfalls zurück und strecke die Zunge raus, während ich mit dem Lappen nun gründlich den Spiegel sauber mache.
Erst als wir das komplette Badezimmer sauber haben, höre ich plötzlich Harrys Stimme, die nach mir ruft. Ich verdrehe die Augen, denn auch, wenn er nicht mehr so grantig wirkt, fühle ich mich gerade wie ein Schoßhündchen. Im Wohnzimmer sitzt Liam nachdenklich über der Zeichnung und lässt einen Bleistift um seine Finger kreisen.
"Was ist?", will ich mit hochgezogener Augenbraue wissen, als Harry sich mit seinen Fingern durch die Haare fährt. "Wir können leider heute doch nicht zum Konzert. Ich muss gleich noch einmal weg und komme wahrscheinlich erst heute Nacht wieder."
"Ist das dein Ernst?", hake ich nach. "Ja, sorry. Aber ich muss das erledigen. Es ist zwar schade um die Karten, aber es geht nicht anders", entschuldigt er sich.
"Ich habe Zeit. Ich kann mit dir gehen, wenn du möchtest", mischt sich Liam ein, "Wir müssten nur noch einmal nach Zatago, damit ich mich umziehen kann." Dieses Mal rollt Harry mit den Augen, doch er steht so, dass Liam es nicht sieht. "Ja klar, gerne", stimme ich lächelnd zu. "Super, das wird toll. Dann lass uns direkt los", freut sich Liam und steht auf.
Harry schweigt, als ich meine Schuhe zubinde und er mich beobachtet. Als ich mich wieder aufrichte, hält er mir etwas vor die Nase. Verwirrt sehe ich ihn an, als ich erkenne, dass es der Wohnungsschlüssel und Geld ist und das nicht gerade wenig. "Was soll ich damit?"
"Na was wohl. Umsonst bekommst du da nichts. Ich bin mir sicher, dass du vielleicht was trinken oder essen möchtest", sagt er und lächelt. Ach, jetzt sind wir wieder freundlich oder wie? Mein Gott, diese Stimmungsschwankungen sind ja schlimmer als bei einem schwangeren Känguru. "Danke", murmle ich und nehme die Scheine entgegen, um sie in mein Portemonnaie zu stecken, auch wenn ich mir irgendwie wie ein kleiner Junge vorkomme, der Taschengeld bekommt.
"Na komm", sagt Liam dann und legt mir einen Arm um die Schulter, "Lass uns gehen." Er öffnet die Wohnungstür und lässt mich vorgehen. Ich freue mich wirklich darauf, mal wieder rauszukommen und hüpfe aufregt die Treppe hinunter. Liam folgt mir und ich höre sein Lachen.
"Liam!", Harrys Stimme donnert durchs Treppenhaus, erschrocken zucke ich zusammen und halte inne. "Was ist?", ruft dieser nach oben und sieht hoch. "NFTC! Denk dran!", sagt er in einer warnenden Tonlage. NFTC? Was soll das denn schon wieder heißen? Liam schnaubt abfällig, wendet sich ab und verlässt ohne eine Antwort das Treppenhaus. Meine Augen huschen noch einmal nach oben und ich sehe Harry, der sich am Treppengeländer abstützt und mich mit einem Blick anschaut, den ich - mal wieder - absolut nicht einordnen kann. Ich weiß nicht, ob die beiden Streit haben oder einfach nur wegen eines Auftrages gestresst sind, doch zaghaft verziehe ich meine Lippen zu einem aufmunterndem Lächeln. Mein Herz stolpert kurz, als Harry es erwidert und mir ebenfalls ein Grinsen schenkt. Da ich mir sicher bin, dass ich gerade rot werde, drehe ich mich schnell um und folge Liam nach draußen.
"Was heißt NFTC?", frage ich ihn, als wir in der Tiefgarage ankommen. "Es ist eine Regel, von der ich hoffe, dass Harry sie ebenfalls einhält", sagt er und steigt in seinen Wagen. "Ja, und was für eine Regel ist das genau?", hake ich nach. "Ist egal. Wenn, dann muss Harry dich darüber aufklären." Zum gefühlt hundertsten Mal für heute verdrehe ich die Augen, greife dann aber zum Gurt und schnalle mich an.
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Voten nicht vergessen, wenn's euch gefallen hat ;)Tja, das wird wohl doch kein Larry-Date...
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Zatago - [Larry-AU]
FanfictionTeil I Verzweiflung. Laut dem amerikanischen Webster-Wörterbuch ist das der Zustand völliger Hoffnungslosigkeit. Und was macht man, wenn man keine Hoffnung mehr hat? Richtig - Dummheiten. Aber sagt man nicht auch, dass dumme Ideen die besten Ideen s...