Kapitel 15

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Drei Tage später steht Harry vor mir und ungläubig schaue ich ihn an. "Was meinst du damit, dass wir langsam mit dem Training anfangen können?"

"Jeder hier muss etwas dafür tun, um bleiben zu können. Glaubst du, du bekommst Wohnung und Kohle, weil es uns Spaß macht?", antwortet er trocken und kramt weiter einer Kommode. Wenn man es Büro nennen kann, befinden wir uns gerade in diesem, allerdings hat Harry bereits angekündigt, dass es heute wieder nach Zatago geht. Unauffällig huscht mein Blick einmal über die Rückansicht seines gutgebauten Körpers, bevor er sich wieder zu mir dreht. "Nein, aber..." Ich weiß auch nicht, was ich erwartet habe. Hätte doch sein können, dass Harry seinem alten guten Freund, in diesem Fall mir, ein nettes Zuhause geben möchte oder nicht?

"Siehst du. Zayn wird dein Mentor sein, er ist der Beste", erklärt er weiter und zieht endlich eine kleine Kiste hervor. Grinsend läuft er damit zum Schreibtisch und legt sie dort ab. Neugierig über dessen Inhalt gehe ich ebenfalls darauf zu und hebe eine Augenbraue, als ich die ganzen kleinen Kabel sehe. "Was ist das?", frage ich. "Damit kannst du dich verkabeln. Zayn steht nicht so auf kleine Fische. Wie ich schon einmal erzählt habe, reizt ihn der Kick und er ist schon ganz scharf darauf, dich zu seinem Komplizen zu machen. Ich denke, er kann dir später besser erklären, was ihr damit macht. Hier, nimm die Schachtel mit." Harry verschließt sie wieder, ehe er sie mir in die Hand drückt. Oh Gott, ist das der Startschuss für meine Verbrecherkarriere?

"Was ist mit Liam?", hake ich nach, was Harry kurz die Stirn kräuseln lässt, doch schnell schüttelt er den Kopf. "Er ist lieber Einzelgänger", ist seine knappe Antwort, ehe er mir dann mit einem Blick in die Augen schaut, den ich nicht einordnen kann. 

Ein paar Momente verharren wir so, ehe er lächelt und leise sagt: "Komm, lass uns los fahren." Er dreht sich um, läuft vor und verwirrt schaue ich nach unten und lege meine Hand auf meinen Bauch. Mir ist plötzlich ganz flau im Magen und im Schnelldurchgang gehe ich unser Frühstück durch, doch eigentlich war nichts Verdorbenes dabei. Vielleicht werde ich krank. Ein bisschen verwirrt beeile ich mich dann aber hinterher zu kommen.

Die Straßen sind recht leer und schnell sind wir auf der anderen Seite der Golden Gate Bridge, um den Privatweg von Zatago entlang zu fahren. Harry stellt seinen schmuddeligen Dodge ab und steigt dann aus. "Ich habe vorhin Zayn schon geschrieben. Er ist schon da und bereitet ein paar Dinge vor", informiert mich Harry und lotst mich dann hinter die Scheune. Erstaunt bleibe ich wie angewurzelt stehe. Wenn man ankommt, lässt sich nicht im geringsten erahnen, dass hinter der großen Scheune noch so etwas wie eine Halle steht. Und obwohl ich jetzt schon das dritte Mal hier bin, hatte ich sie bisher nicht entdeckt. Schnell schüttle ich mich und renne los, um Harrys Vorsprung ein zweitens Mal für heute aufzuholen, welcher soeben das Gebäude betritt.

Es sieht aus wie eine Sporthalle, überall liegen Matten, Kästen, Ringe, Seile und Zayn hat sich in ein sportliches Outfit geschmissen, welches ich bei ihm noch nie gesehen habe. "Hi", grinst er in unsere Richtung und klappert mit einem Stift auf einem Notizbuch rum, als hätte er schon ewig auf uns gewartet. "Hey Zayn", begrüßt Harry ihn und klatscht freundlich mit ihm ein. "Hallo", sage ich etwas langgezogen und mustere skeptisch die aufgebauten Utensilien und Hindernisse. Zayn lacht und boxt mir gegen den Oberarm, woraufhin ich ihm einen bösen Blick zu werfe. "Wehe, das gibt einen blauen Fleck, du Esel."

"Das wird Spaß machen", meint er daraufhin und mit hochgezogener Augenbraue schaue ich ihn an. "Was genau?"

"Parkour."

"Parkour?", wiederhole ich zweifelnd, während ich mich bereits volle Kanne auf die Fresse fliegen sehe, wodurch mein makelloser Körper sämtliche Blessuren davon trägt.

"Ganz genau. Wir sind Taschendiebe. Selbstverständlich wollen wir unentdeckt bleiben, aber natürlich kann es immer mal wieder passieren, dass man uns auf frischer Tat ertappt und wir flüchten müssen. Beim Parkour lernst du mit deinem Körper Hindernisse zu überwinden, die dir bei der Flucht im Weg stehen. Klettern, springen, rollen, hangeln... das alles bringe ich dir bei und helfe dir, die Fähigkeiten auszubauen und irgendwann zu perfektionieren. Natürlich machen wir nicht nur Sport", erklärt er schmunzelnd weiter. "Zur Erholung zeige ich dir, wie du Schlösser knackst, reiche Leute mit einem Blick erkennst und dann schauen wir mal, wie gut du wirklich bist. Wenn ich zufrieden bin, nehme ich dich mit zu einem Einbruch", lacht er.

"Einbruch?", hauche ich und komme mir dabei wie ein dummer Schüler vor, "Geht das nicht über Taschendiebstahl hinaus?" Völlig gleichgültig zuckt Zayn mit den Schultern und grinst dann: "Irgendwann wird dir langweilig und du brauchst eine neue Herausforderung. Außerdem... mag ich das Wort Taschendieb. Einbrecher klingt so..."

Harry räuspert sich, unterbricht damit Zayn und geht schon ein paar Schritte rückwärts: "Gut, ich denke, ihr kommt dann alleine klar. Wir sehen uns später."

"Was hast du denn jetzt vor?", halte ich ihn auf, weil mich das wirklich interessiert. Er könnte doch mitmachen oder nicht? Harry hält kurz inne, setzt dabei aber einen verdammt verführerischen Gesichtsausdruck auf und macht dazu noch eine obszöne Handbewegung. "Ich habe jetzt Bock auf einen richtig geilen Ritt. Von daher werde ich mit Olli in die Kiste hüpfen, ihn ein bisschen streicheln und dann ordentlich die Sau raus lassen."

Oh, er... hat einen Stecher? Perplex starre ich ihn an und will einen passenden Konter geben, doch mir fällt partout nichts ein. Wo hat sich meine Schlagfertigkeit gerade versteckt? Harry lacht etwas und dreht sich dann um, um zu gehen, während ich ihm noch immer hinterherschaue. "Hey!", Zayn gibt mir einen leicht Schlag auf die Brust und bittet um Aufmerksamkeit, "Hier spielt die Musik."

"Sorry", murmle ich und schaue noch einmal über meine Schulter zur Tür, doch Harry ist verschwunden. "Fang!", höre ich Zayn rufen und rasch drehe ich mich um, gerade rechtzeitig um einen Ball zu fangen. "Entspann dich, er hat von seinem Pferd gesprochen. Und Kiste sagt er immer zum Stall", grinst er nun und verwirrt schüttle ich den Kopf. "Selbst wenn nicht, wäre mir das so ziemlich egal", antworte ich ihm und werfe den Ball zurück. Der Schwarzhaarige verzieht den Mund und nickt, erwidert zu seinem Glück allerdings nichts. Der Ball landet wieder an der Seite, bevor Zayn mich bittet mitzukommen.

"Wie du siehst, habe ich hier einen kleinen Parcours aufgebaut. Harry hat mir erzählt, dass du eigentlich ganz sportlich bist, dennoch halten wir in diesem Buch immer unsere Zeiten fest. Ich würde dich bitten, diesen Parcours einmal so schnell zu durchlaufen, wie du nur kannst."

"Was soll das denn bringen?", frage ich, weil ich den Sinn dahinter nicht verstehe. Schnell und flink als Taschendieb, ja. Aber muss man sich wirklich die Zeiten aufschreiben? "Nun, leichte Schwankungen sind normal, aber sobald man irgendwie auffällig langsamer wird, wollen wir an uns arbeiten. Außerdem steckt auch immer noch ein bisschen Spaß dahinter und es reizt doch irgendwie, sich gegenseitig zu battlen oder nicht?" Ja, gut. Da hat er wirklich Recht. Ich liebe Wettkämpfe, die spornen an und man holt alles aus sich heraus.

"Okay, ich bin dabei", stimme ich schließlich nach ein paar weiteren Erklärungen zu. Ich renne durch den langen Hindernisparcours einmal, zweimal und ein drittes Mal, aber beim vierten Mal passe ich. Erschöpft schmeiße ich mich rücklings auf eine Matte und strecke alle Viere von mir, während Zayn sich zu mir setzt und die Zahlen von der Stoppuhr notiert. Seiner Meinung nach bin ich erstaunlich schnell, weshalb er nach einer kurzen Verschnaufpause damit beginnt, mir zwei Sprungtechniken zu zeigen. Es beeindruckt mich jetzt schon, wie schnell er über irgendwelche Hürden hüpft, als wären sie gerade mal fünf Zentimeter hoch.

Die Zeit rast. Ich bekomme es kaum mit und erst als Zayn meint, dass es für heute genüge, stelle ich erstaunt fest, dass wir bereits 18 Uhr haben. Gemeinsam räumen wir noch die benutzen Sachen weg und als wir die Halle wieder verlassen, weiß ich schon ganz genau, dass ich trotz meiner Fitness die nächsten zwei Tage mit Muskelkater zu kämpfen haben werde.

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Parkour! Ziemlich beeindruckende Sportart, findet ihr nicht? Macht das jemand von euch?

Und falls euch die unterschiedlichen Schreibweisen irritiert haben: Es ist durchaus richtig so. Parkour ist die Sportart und der Parcours ist die Hindernisstrecke.


Zatago - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt