Kapitel 8

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Nach dem Essen führt mein wahrgewordener Traum von Mann mich zurück nach unten in das gleiche Büro, in dem ich auch schon gestern Abend saß. Zayn ist ebenfalls mit dabei und nimmt gemeinsam mit uns Platz. 

Sofort wird mir die Verschwiegenheitserklärung mit einem edlen Kugelschreiber vorgelegt. Nervös greife ich zu und halte den Stift fest in meiner Hand. Weil ich jedoch nichts weiter mache, höre ich Zayn lachen: "Das ist nur, dass du die Klappe hältst. Du unterschreibst hier keine Versklavung oder so. Du kannst jederzeit wieder verschwinden." Verstehend nicke ich. Ja... ja, er hat Recht. Da steht wirklich nur, dass ich nichts weitertratschen darf, was in diesen Räumlichkeiten oder in den Wohnstätten der Involvierten besprochen wird. 

Mich interessiert brennend, was das große Geheimnis der beiden ist und bevor ich es mir anders überlege, setze ich den Stift an und signiere auf dem Formular. Zufrieden nickt Tyler und nimmt es wieder entgegen, als ich es ihm reiche. "Sehr schön. Ich freue mich wirklich sehr, dass du nun mit an Bord bist, Louis", grinst er und heftet das Blatt in eine noch leere Mappe. "Moment... noch bin ich nirgends an Bord, damit das klar ist. Ich will erst wissen, was das jetzt für ein Job ist."

"Entschuldige meine voreilige Wortwahl, nur ist bisher noch niemand wieder abgesprungen, nachdem erstmal die Verschwiegenheitserklärung unterschrieben war", erklärt Tyler gelassen und lehnt sich im Stuhl zurück, ehe er mich nachdenklich mustert. "Was sind deine Fähigkeiten?", fragt er auf einmal heraus. "Wie? Was meinst du für Fähigkeiten?", hake ich nach. Mir fällt da spontan sowas wie reiten und blasen ein, was ich ihm auch liebend gerne demonstriere, wenn er möchte... doch ich bezweifle, dass er das hören möchte.

"Naja, bist du vielleicht ein Computerfanatiker oder handwerklich begabt?"

"Ähm... naja, keine Ahnung. Ich bin sportlich und kann schnell rennen, Geschicklichkeit liegt mir, ich kann organisieren, oh und ich kann gut zeichnen." Nachdenklich nickt Tyler und schaut zu Zayn. Dieser hebt mit einer arrogant aussehenden Geste die Arme, während er sich im Designersessel zurücklehnt: "Projekt Montreal. Das habe ich dir gleich gesagt."

Ich rolle mit den Augen. Immer diese Geheimsprache, das ist ja wie im Kindergarten. Wie ein Geistesblitz kommt mir plötzlich ein Gedanke, den ich besser vor der Unterschrift bedacht hätte. "Äh, kurze Frage... was passiert bei Vertragsbruch? Also nur falls ich mich doch irgendwie aus Versehen verplappern sollte?", wage ich es zu fragen und bekomme dafür von Tyler ein verschmitztes Grinsen. "Das möchtest du nicht wissen." Ohhh doch, ich denke schon. 

Er reicht mir die Mappe mit meiner eben unterschriebenen Erklärung und deutet auf das Kleingedruckte. Das Kleingedruckte, natürlich, wo auch sonst. Meine Augen werden groß bei den dort zu lesenden Worten. Bei Nichthaltung werden einem sofort sämtliche Rechte an Wohnung, Konten und Autos entzogen, zudem muss sämtliches Vermögen vom eigenen Konto gezahlt werden und man muss den Bundesstaat verlassen. Okay, das sind aber merkwürdige Klauseln. Ich bezweifle, dass das alles so rechtens ist. Und so langsam bestätigt sich meine Vermutung, dass hier nicht alles ganz koscher läuft. Wenn dem so sein sollte, ist dies wohl weniger eine Verschwiegenheitserklärung, als eine Einverständniserklärung zur völligen Existenzaufgabe bei Verrat.

Als ich wieder meinen Kopf hebe, klatscht Tyler in die Hände. "Nun gut, wir würden uns wünschen, dass du ins Projekt Montreal eintrittst", fängt er an. Ja, das habe ich mittlerweile auch begriffen. Wenn du mir jetzt noch erklärst, was dein geliebtes Projekt Montreal ist, machst du mich glücklich, Schnucki.

"Zunächst möchte ich dir ein paar Regeln erklären. Regel Nummer eins, lasse dich niemals erwischen." Mein Blick huscht zu Zayn, welcher mich breit angrinst, denn genau diese Worte hatte er mir letztens auch im Nachtclub zugeflüstert. Irgendwie komme ich mir plötzlich wie in einer Sekte vor... "Regel Nummer zwei, gebe niemals eine Straftat zu, erst Recht nicht in der Öffentlichkeit, wenn andere Menschen zuhören könnten." Ich nicke, denn auch das ist mir nicht neu. "Und Regel Nummer drei... untereinander ist Ehrlichkeit ein absolutes Muss. Wir arbeiten im Team und müssen einander vertrauen können. Wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Aber bitte gebe sie im Team auch zu, damit man möglichst zügig eine Lösung findet und versuche nicht, etwas zu vertuschen. Das mit den 2000 Dollar war übrigens ein Test. Du hast es mir nicht vollständig wiedergegeben, aber du warst ehrlich. Das ist gut."

Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Bin ich wirklich gerade auf dem Weg in ein kriminelles Geschäft einzusteigen? Irgendwie hört sich das alles so an. Wo bin ich nur gelandet?

"Gut, ich denke, für heute reicht das. Den Rest machen wir morgen oder so, aber jetzt ist es schon ziemlich spät", beendet er dann seinen kleinen Monolog und wie auf Kommando fange ich an zu gähnen. Aber ich will doch noch wissen, was dieses verfluchte Projekt ist...

Wir stehen auf und als Zayn sich mit einem brüderlichen Handschlag von mir verabschiedet, bin ich etwas überrumpelt. Die behandeln mich alle so gut hier, das bin ich gar nicht gewohnt.

Wie ein treuer Dackel, laufe ich hinter Tyler die Treppe hinauf in seine Wohnung. Mir brennen so viele Fragen auf der Zunge. Da er aber meinte, dass es für heute genug wäre, halte ich mich zurück. Wir sind kaum fünf Minuten drinnen, da klingelt es auch schon wieder und ich denke, dass Zayn etwas vergessen hat. Zu meiner Überraschung steht dort aber ein Pizzabote mit zwei Kartons in der Hand und sofort liegt der herrliche Duft frischgebackener Pizza in Luft. Mir läuft das Wasser im Munde zusammen und rasch will ich Besteck aus der Küche holen, werde aber direkt von Tyler aufgehalten. "Brauchst du nicht, sie ist schon geschnitten, wir können sie ohne Messer und Gabel essen." Noch besser! Grinsend hüpfe ich zu ihm ins Wohnzimmer, wo er mir auch direkt eine Schachtel in die Hand drückt: "Hier, die ist für dich." Seufzend lasse ich mich auf die Couch fallen und bekomme große Augen, als ich nach Öffnen der Schachtel eine Hawaii-Pizza entdecke - mein Favorit. Erstaunt sehe ich zu Tyler: "Woher wusstest du das?"

Achselzuckend nimmt er auf dem teuren Sessel Platz: "Kein Plan, irgendwie... siehst du wie ein Hawaii-Liebhaber aus." Er grinst in sich hinein und nimmt dann das erste Stück in die Hand, von dem er genüsslich abbeißt. Kurz überlege ich wirklich, ob man wie ein Hawaii-Liebhaber aussehen kann, widme mich dann aber doch lieber der leckeren Pizza. 

Nachdem unsere Bäuche gefüllt sind, sinke ich tiefer in die Designermöbel, während Tyler im Fernsehen nach einer lustigen Komödie Ausschau hält. Es fallen kaum Wörter zwischen uns und doch fühle ich mich so wohl wie schon lange nicht mehr. Erst als wir beide um die Wette gähnen, beschließt er, den Abend zu beenden und schaltet das TV-Gerät aus.

Im Flur hält er inne und schaut mich grinsend an. "Gute Nacht, Louis." Er steht mir recht nahe, weil ich noch ins Badezimmer möchte und kann daher das erste Mal seine grünen Augen genauer inspizieren. Sie funkeln mich strahlend und freundlich an, doch plötzlich kommen sie mir irgendwie bekannt vor. Irritiert kräusle ich die Stirn und sofort wendet Tyler den Blick ab und verschwindet ohne ein weiteres Wort in seinem Schlafzimmer. Was war das denn?

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Ja genau, was war das denn? :D

Louis ist doch ziemlich naiv, da einfach so mitzumachen oder? Was meint ihr?

Zatago - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt