Hinter meiner Schläfe dröhnt ein pochender Schmerz, als ich langsam zu mir komme.
Stöhnend schließe ich wieder meine Augen, als das viel zu grelle Licht durch das Fenster hineinfällt. Mit geschlossenen Lidern dreht sich der Raum allerdings so sehr, dass ich einige Minuten einfach nur einen Punkt an der Decke fixiere.
Erst als ich mich etwas an die Helligkeit gewöhnt habe, schaue ich vorsichtig zur Seite. Harry liegt selbst völlig regungslos auf dem Rücken und schläft noch. Eine Hand hat er dabei auf seiner Brust liegen, während die andere schlaff an der Bettkante herunterhängt. Er gibt keinen Ton von sich und lediglich das sichtbare Heben und Senken seines Oberkörpers verrät, dass er noch atmet. Die Decke ist ziemlich weit hinuntergerutscht und verdeckt gerade so seinen Intimbereich. Es reicht allerdings, um zu erkennen, dass er nackt ist.
Ohne mich zu rühren, versuche ich, mir den gestrigen Abend in Erinnerungen zu rufen... gemütliches Lagerfeuer... leckeres Bierchen... ekelhafter Jack Daniel's... köstlicher Tequila... Salz... Zitronen... Harry... heißer Sex.
Ich will grinsen, presse mir aber schnell die Finger gegen die Schläfen und versuche das gnadenlose Dröhnen darin zum Verstummen zu bringen. Bilder vom Abend strömen in mein Gehirn, doch beim Gedanken an Jack Daniel's macht mein Magen einen Salto. Ich will mich wirklich nicht in Harrys Bett übergeben, deshalb riskiere ich es und setze mich auf. Als ich mich nach meinen Klamotten umsehe, entdecke ich lediglich meine Boxershorts. Wo sind meine Hose und mein T-Shirt?
Da ich eh gleich duschen muss, überwinde ich meinen Ekel und streife mir im Schneckentempo meine Unterwäsche über, bevor ich zur Tür hinüberwanke. Mein Bauch meldet sich erneut und kurzerhand renne ich ins Bad und beuge mich gerade noch rechtzeitig über die Toilettenschüssel.
Nachdem ich etwas Mageninhalt losgeworden bin, lehne ich mich an die kühlen Kacheln, versuche gleichmäßig zu atmen und schließe die Augen. Ich spüre den Schweiß auf meiner Stirn und muss unweigerlich an Harrys verschwitzten Körper von letzter Nacht denken. Mein Magen rebelliert wieder und ich hoffe, beim zweiten Mal alles loszuwerden.
Erschöpft, aber nicht mehr ganz so übel, stehe ich nach einer Weile auf und putze mir die Zähne. Währenddessen rufe ich mir noch ein paar Erinnerungen ins Gedächtnis und gestehe mir ein, dass die letzte Nacht mit ihm einfach unglaublich war. Auch wenn ich sturzbetrunken war, will ich behaupten, dass es auf jeden Fall zu den Top 3 auf meiner Sex-Liste gehört.
In Gedanken versunken laufe ich die Stufen der Wendeltreppe hinunter, auf der ich auch meine Hose finde. Am Fuße der Treppe schaue ich direkt in die Küche und bleibe wie erstarrt stehen, als ich Harry am Esstisch sitzen sehe. Er muss aufgestanden sein, als ich im Bad war. Es ist allerdings nicht seine Anwesenheit, die mich so schockiert, sondern der Anblick seines Rückens. Dunkelrote Striemen verzieren diesen und beweisen damit die Aktivitäten letzter Nacht. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, so einen festen Griff gehabt zu haben.
Ansonsten trägt er nur seine Boxershorts, während seine Haare perfekt zerzaust sind. Er sitzt vorgebeugt und massiert sich, wie auch ich vorhin, die Schläfen. Jetzt kommt wohl der unangenehme Teil: der Morgen nach dem Sex. Noch einmal atme ich tief durch und trete dann ebenfalls in die Küche. Ich sehe nun sein Gesicht, welches mit dunklen Ringen und bleicher Haut seine Müdigkeit unterstreicht. "Hey, ist... alles okay bei dir?", frage ich ihn. Harry zieht eine Grimasse, bevor er zu mir hochsieht. "Ja, aber kannst du bitte nicht so laut sprechen."
"Entschuldige. Kaffee?", flüstere ich nun die Worte, um seinen Kopfschmerz nicht allzu sehr zu strapazieren. Er senkt den Kopf, nickt aber. Während ich mich daranmache, Kaffee aufzusetzen, schaue ich neugierig zu ihm herüber. Ich bin ja selbst verkatert und kann daher absolut nachempfinden, wie es ihm geht. Mein Vorteil ist jetzt gerade wahrscheinlich, dass ich mich übergeben habe, dann geht es mir meistens schon besser.
So lange der Kaffee durch die Maschine läuft, sehe ich mich in der Küche um und entdecke auch gleich unsere Shirts. Sie liegen noch immer an jener Stelle auf dem Boden, wo wir sie letzte Nacht fallen gelassen haben. Schluckend hebe ich meines auf und ziehe es mir über den Kopf, bevor ich auch zu Harrys greife und es über einen Stuhl hänge.
Vielleicht war es doch keine so gute Idee, mit Harry Matratzenmambo zu tanzen. Denn irgendwie ist es merkwürdig, jetzt hier so in der Küche mit ihm zu stehen. Meine bisherigen Sexpartner habe ich entweder noch direkt in der Nacht verlassen, ich habe sie rausgeschmissen oder wir haben es gleich woanders getan. Aber jetzt kann ich schlecht verschwinden, noch Harry rausschmeißen.
Ohne darüber nachzudenken, greife ich zu den benutzten Gläsern, um sie in den Geschirrspüler zu stellen. Stöhnend lässt Harry den Kopf auf die Tischplatte sinken, als sie ein klirrendes Geräusch machen und schuldbewusst zucke ich zusammen. "Sorry", murmle ich und schmeiße dann noch rasch die Zitronenscheiben in den Müll.
Ich kümmere mich wieder um den Kaffee und warte, an die Arbeitsplatte gelehnt, darauf, dass er fertig wird. Aus dem Schrank hole ich so leise wie möglich zwei Becher, als Harry irgendwann wieder die Stille durchbricht. "Ist bei dir alles in Ordnung?", fragt er langsam.
"Ja, alles gut", antworte ich und gieße den hoffentlich helfenden Kaffee ein. "Bei mir bitte mit Jackie." Ich rümpfe die Nase beim Gedanken an Alkohol, kenne aber selbst dieses Hausmittelchen und da auch Harrys Stimme ernst klingt, weiß ich, dass er keinen Spaß macht. So geräuschlos wie möglich, krame ich eine Flasche des Whiskeys hervor und gebe einen Schuss in seine Tasse.
Ich setze mich zu ihm an den Tisch und sehe dabei zu, wie Harry einen großen Schluck des dunklen Gebräus zu sich nimmt. "Und... ist bei uns", ich zeige abwechselnd auf ihn und mich, "alles in Ordnung?"
"Alles bestens."
"Gut, denn ich möchte nicht, dass das irgendwie zwischen unserer... gerade erst wieder aufbauenden Freundschaft steht", gebe ich erleichtert von mir. Er nimmt noch einen weiteren Schluck Kaffee und schaut mich dabei ausdruckslos an, bevor er antwortet. "Keine Sorge. Es war eine einmalige Sache. Es war lediglich Sex." Mein Magen zieht sich etwas zusammen. "Wenn auch ziemlich geiler Sex", fügt er noch bei und will grinsen, verzieht allerdings sofort wieder das Gesicht vor Kopfschmerzen. Oh ja Baby, ich fand den Sex auch ziemlich heiß, denke ich mir und wackle anzüglich mit den Augenbrauen, was Harry zum Kopfschütteln bringt.
Stillschweigend trinken wir unseren Kaffee weiter und schon bei der zweiten Tasse wünscht Harry keinen Alkoholzusatz mehr.
Etwas später klingelt es an der Wohnungstür und da Harry auf der Couch vor sich hin vegetiert, laufe ich, um sie zu öffnen. Liam steht dort und erkundigt sich nach unserem Wohlergehen. Er sieht nicht ganz so zerstört aus, wahrscheinlich war der Tequila einfach zu viel. Sein Blick liegt die ganze Zeit misstrauisch auf mir, denn anscheinend glaubt er mir nicht wirklich, dass es mir so gut geht. Als ich ihm dies jedoch auch ein fünftes Mal bestätige, gibt er sich zufrieden und läuft zu Harry ins Wohnzimmer. Während die beiden dort quatschen, husche ich ins Badezimmer, um mich endlich zu duschen.
____
Scheint ja alles ganz easy zwischen den beiden zu laufen oder? ;)Ich kann euch im Übrigen nicht versprechen, dass die nächsten zwei Wochen regelmäßige Updates kommen. Zwar bin ich einige Kapitel im Voraus, aber ich werde es kaum zum Schreiben schaffen, sodass wir bald auf dem Trockenen sitzen. Ich werde mich aber bemühen :)
DU LIEST GERADE
Zatago - [Larry-AU]
FanfictionTeil I Verzweiflung. Laut dem amerikanischen Webster-Wörterbuch ist das der Zustand völliger Hoffnungslosigkeit. Und was macht man, wenn man keine Hoffnung mehr hat? Richtig - Dummheiten. Aber sagt man nicht auch, dass dumme Ideen die besten Ideen s...