Entgegen meiner Erwartungen passiert die nächsten zwei Wochen nur eine Sache... nämlich nichts. Mr. Sexappeal lässt mich ständig alleine, weil angeblich irgendwelche wichtigen Dinge dazwischen kommen und ich fühle mich eher wie in kleines Kind und nicht wie ein... ja, was bin ich eigentlich hier? Mitarbeiter? Mitbewohner? Komplize? Ich habe keine Ahnung. Es ist merkwürdig, unentgeltlich bei Fremden unterzukommen, die einen so freundlich behandeln, als wäre man schon ewig befreundet.
Mein angeblicher Job fängt noch nicht an und ich hänge tagsüber nach wie vor nur in Tylers Wohnung herum. Ab und zu gehe ich mal raus zum joggen, aber die restliche Zeit verstreicht quälend langsam.
Liam tut, was er kann und kommt ab und zu vorbei und vertreibt sich ein wenig mit mir die Zeit. Wir zocken gemeinsam Fifa oder GTA, er plaudert mit mir bei einer Tasse Kaffee, versucht mir vergeblich Schach beizubringen und hört mir zu, wenn ich mich mal wieder über meinen ehemaligen Vermieter aufrege.
Als die Essensvorräte zu Neige gehen und ich Tyler einen Gefallen tun will, fährt Liam mit mir zum Supermarkt, was großen Spaß macht. Entspannt schiebe ich den Einkaufswagen durch die Gänge, während Liam leise den Text der schmalzigen Songs mitsingt, die im Hintergrund laufen. Tatsächlich kennt er alle. Er wirft ständig Sachen in den Wagen und kommentiert jedes Teil damit, dass Tyler es gerne mag. Ich beobachte lächelnd sein amüsiert grinsendes Gesicht. Was habe ich letztens nur für ein Glück gehabt, dass ich so tolle Menschen kennenlernen durfte.
Kurz vor Ende kommen wir in den Gang mit dem Waschmittel, als das Lied, das Liam summt, plötzlich ein Duett ist. Erwartungsvoll sieht er mich an, was mich lediglich zum Lachen bringt. Rückwärts marschiert er vor mir her und gestikuliert in meine Richtung, als bringe er mir gerade ein Ständchen. Mehrere Kunden betrachten uns bereits lachend, was er vollkommen ignoriert. Und weil ich das Lied nicht kenne, zucke ich nur entschuldigend mit den Schultern, sodass er dann auch den zweiten Part des Songs laut mitsingt. Seine Augen glitzern dabei vor Vergnügen. Grinsend schüttle ich mit dem Kopf und schiebe den Einkaufswagen zur Kasse, damit wir unseren Einkauf beenden können. Liam bezahlt mit einer Kreditkarte und insgeheim frage ich mich, wann ich wohl wieder eigenes Geld zur Verfügung haben werden.
Als wir wieder zu Hause ankommen und lachend durch die Wohnungstür stolpern, kommt uns bereits ein verwunderter Tyler entgegen und schaut uns mit einem merkwürdigen Blick an. Bei genauerer Betrachtung gilt der komische Blick jedoch Liam und nicht mir. Schnell schnappe ich mir zwei vollgepackte Tüten und schleppe sie in die Küche.
"Warum hast du eigentlich so wenig Sachen im Kühlschrank, auch keine Dinge, die länger haltbar sind?", erkundige ich mich nebenbei bei dem attraktiven Tyler, den ich leider immer noch nicht im Bett hatte. Aber wie denn auch, wenn er immer unterwegs ist? Erst bekomme ich keine Antwort und als ich zu ihm schiele, seufzt er. "Das liegt daran, dass ich fast nie hier bin. Mein Hauptwohnsitz ist woanders."
"Oh", antworte ich lediglich und drehe mich wieder zu den eingekauften Sachen. Hoffentlich habe ich jetzt nicht zu viel gekauft und hoffentlich ist er auch nicht genervt, dass er jetzt immer hier schläft. Eine ganze Weile spüre ich noch seinen Blick in meinem Rücken, ehe er die Küche verlässt. Mehr bekomme ich heute nicht von ihm mit, denn er kommt nicht mehr aus seinem Schlafzimmer heraus.
Erst am nächsten Morgen, als ich im Wohnzimmer sitze und durch die Fernsehprogramme zappe, bekomme ich ihn wieder zu Gesicht, als er sich zwischen mir und dem Fernseher aufbaut. "Komm mit", sagt er nur und streckt mir die Hand hin. Verwirrt sehe ich zu ihm hoch: "Wohin?"
"Ich möchte dir etwas zeigen. Also zieh dich um", lächelt er und ich rühre mich nicht von der Stelle, weil er so merkwürdig fröhlich ist. Er muss lachen und ich bin wieder einmal fasziniert davon, wie wunderschön er doch ist. Zugegeben, das ist keine besonders männliche Beschreibung für einen Kerl, aber es ist das Wort, welches mir in diesem Moment in den Sinn kommt.
"Okay", seufze ich und ignoriere seine noch immer ausgestreckte Hand, weil er mich in den letzten Tagen auch so häufig links liegen gelassen hat. Mit übertriebener Langsamkeit schlürfe in das Gästezimmer, welches aktuell als mein Schlafzimmer dient und schlüpfe in eine kurze Shorts sowie ein luftiges Tanktop. Tyler schaut zu mir, als ich wieder auf den Flur trete und wendet dann lächelnd den Blick ab. "Fertig?", fragt er und greift nach Portemonnaie und Schlüsselbund. "Ja." Ich habe zwar keine Ahnung, wo es hingeht, aber hier vergammeln will ich auch nicht.
Das erste Mal sehe ich, dass es unter diesem Gebäude auch noch eine Tiefgarage gibt und Mr. Sexy läuft schnurstracks auf einen schwarzen, nur leider etwas dreckigen, Dodge RAM zu. Was für ein Monster! Ein wenig verzweifelt bleibe ich vor der Beifahrertür stehen und höre auch direkt Tylers Lachen: "Na, soll ich dir eine Leiter besorgen?" Haha, sehr witzig! Ohne dass er es sieht, verdrehe ich die Augen.
Du kannst mir gerne etwas anderes besorgen, Baby.
Aber nur weil du wahrscheinlich genauso groß bist, wie diese Karre, musst du mich nicht aufziehen.
Er schließt den Wagen auf und zu meiner Erleichterung, gibt es tatsächlich einen kleinen Tritt, der den Einstieg vereinfacht. Ich fühle mich, wie in einem Bus, als ich in dem superbequemen Ledersitz Platz nehme. Natürlich ist auch dieser Wagen genau wie der von Zayn auf dem neusten Standard. Alles ist aus hochwertigem Material, bei dem man Angst hat, es überhaupt zu berühren. Was jedoch nicht hier rein passt, ist der Duft. Ich rümpfe die Nase, als mir wieder einmal der Gestank nach Kuhmist oder so in die Nase kriecht. Da ich mich aber auch nicht beschweren will, halte ich liebe die Klappe.
Tyler lenkt den Wagen gekonnt aus der Garage und im Nu befinden wir uns auf dem Highway 101 Richtung Norden. Auch wenn es schon ewig her ist, dass ich hier das letzte Mal war, weiß ich, wo uns die Strecke lang führt. Weil ich die Aussicht so sehr liebe, hoffe ich inständig, dass wir nicht vorher die Straße verlassen.
Und ich habe Glück. Nach nur wenigen Minuten überqueren wir die Golden Gate Bridge und ich grinse beim Anblick des Wassers. Die Kulisse ist wunderschön und der typische Orangeton der Brücke passt hervorragend in das Landschaftsbild. Es ist ein fast windstiller Tag und die hellen Sonnenstrahlen lassen den Golden Gate traumhaft glitzern.
Ich bin fast schon ein bisschen traurig, als wir am anderen Ende ankommen, halte mich jedoch auch jetzt mit einem Schmollen zurück. Tyler sagt kaum etwas während der Fahrt und ich bilde mir ein, dass er fast schon ein wenig nervös wirkt. Aber wie gesagt, das bilde ich mir mit Sicherheit nur ein.
Wir fahren noch ein Stückchen weiter und bereits jetzt ist das Bild der Umgebung anders, als noch eben auf der anderen Seite der Brücke. Pure Natur, Büsche, Felder, Hügel und Berge malen sich in die Landschaft, durch die sich die kurvige Strecke schlängelt. Die Straße wird immer verlassener, bis wir schließlich in einen Privatweg abbiegen. Hier befindet sich kein Asphalt mehr, sondern wir befahren einen leicht steinigen Sandweg, bis wir am Ende auf einer Art Parkplatz zum Stehen kommen.
Stirnrunzelnd blicke ich mich um und sehe ein riesiges zweistöckiges Gebäude zu meiner Linken, während geradeaus so etwas wie Scheunen stehen. Zu unserer Rechten sehe ich eine weitläufige Koppel mit einigen Pferden, die mir wirklich nicht geheuer sind und verwundert blicke ich zu Tyler. Dieser schaut zu mir und ich sehe ein klitzekleines bisschen Unsicherheit, ehe er sich wegdreht und zu den Pferden blickt.
"Willkommen auf Zatago, Louis."
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ZATAGO! Here we go ;)Ist Tyler wirklich nervös und unsicher gewesen oder hat Louis sich das nur eingebildet?
Und was wohl Louis von Zatago hält?
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Zatago - [Larry-AU]
FanfictionTeil I Verzweiflung. Laut dem amerikanischen Webster-Wörterbuch ist das der Zustand völliger Hoffnungslosigkeit. Und was macht man, wenn man keine Hoffnung mehr hat? Richtig - Dummheiten. Aber sagt man nicht auch, dass dumme Ideen die besten Ideen s...