Kapitel 13

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"Und du bist quasi der Boss hier oder wie?", frage ich nach einer Weile. Mit einem ziemlich arroganten, aber doch so unwiderstehlichem Grinsen nickt er. "Ganz richtig, das alles gehört mir." Jetzt kann ich mir ein Augenrollen nicht mehr verkneifen.

Oh man, ich will noch so viel mehr wissen, aber zunächst muss ich diese ganzen eben erhaltenen Informationen verarbeiten. "Danke... danke, dass du mir das erzählt hast", fange ich an. Harry öffnet den Mund, schließt ihn aber sofort wieder und runzelt die Stirn, als wäre ihm auch erst jetzt aufgefallen, dass er ziemlich in Plauderlaune ist. Bevor er passende Worte findet, fahre ich weiter fort: "Es tut mir leid, was damals passiert ist. Ich war ein furchtbarer bester Freund damals. Bitte verzeih mir das. Ich..."

"Vergessen wir das. Das ist doch Schnee von gestern, Louis. Lassen wir das, Schwamm drüber", grätscht er mir schnell dazwischen und macht dabei eine wegwerfende Handbewegung.

Na, das läuft ja super. Wenn er das so locker sieht, werde ich das auch tun. "Danke", sage ich trotzdem noch einmal lächelnd. Seine Lippen verziehen sich auch und mit seinem sexy Lächeln schaut er mir in die Augen. Ich erschauere unter seinem Blick und konzentriere mich schnell wieder auf mein Brötchen, welches ich mir nun in den Mund schiebe. Dabei fällt mir ein, dass ich mir gerne mal wieder etwas ganz anderes in den Mund schieben möchte... Wie Harry wohl schmeckt? Gott, dieser atemberaubende Mann kann einfach nur ein kulinarisches Highlight sein.

Zügig räuspere ich mich einmal und hebe kurz meinen Blick, nur um dann festzustellen, dass Harry mich auch interessiert mustert. Seine Augen huschen über mein Gesicht sowie über meinen sichtbaren Oberkörper und auf einmal frage ich mich, ob man mir in diesem Moment vielleicht meine unangebrachten Gedanken ansehen kann. Wobei... vielleicht wäre das gar nicht so schlecht. An Harrys Stelle würde ich dann einfach aufstehen, mit einer Handbewegung den Frühstückstisch abräumen, sodass alles scheppernd zu Boden fällt und mich dann ohne Umwege auf der Tischplatte durchvögeln. Rawr, das wäre so heiß. Und hallo? Wer würde sich von diesem heißen Feger nicht gerne nageln lassen?

Aber nein. Da jetzt raus ist, dass dies der süße kleine Harry von damals ist, habe ich wohl keine Chancen mehr auf eine abenteuerliche Nacht mit ihm. Das wäre irgendwie komisch, aber man wird ja wohl nochmal träumen dürfen. Kopfschüttelnd versuche ich das Bild aus meinem Kopf verschwinden zu lassen und widme mich schnell wieder meinem Brötchen.

Den ganzen restlichen Tag verbringen wir auf dieser merkwürdigen Ranch. Harry zeigt mir das Haus, welches wirklich riesig ist, wir erzählen uns ein bisschen, was in den letzten Jahren passiert ist und trinken den ein oder anderen Kaffee zusammen. Dass ich damals nicht zu hören bekommen habe, dass sein Vater gestorben ist, ist auch uns mehr als schleierhaft. Wir hatten damals allerdings auch einen unterschiedlichen Freundeskreis und sind auf verschiedene Schulen gegangen, da ist man sich einfach nicht mehr über den Weg gelaufen.

Meine Libido fängt an zu jammern, als Harry mir gesteht, dass auch er auf Männer steht. Warum? Warum zum Eichhörnchen muss dieser Hottie schwul sein und ich darf ihn nicht anfassen? Ja, es verbietet uns niemand, aber... das wäre so skurril.

Vor ein paar Minuten ist Harry zurück ins Haus gelaufen, um ein angeblich wichtiges Telefonat zu führen, während ich hier draußen auf einer Bank hocke und mit ausreichendem Abstand die entfernte Koppel mit großer Skepsis beobachte. Was findet der nur an diesen Viechern? Sie stinken, machen Arbeit und wenn sie wollen, könnten sie dich tottrampeln, so wie es bei mir damals fast passiert ist.

"Hi, ich nehme an, du bist Louis?", höre ich plötzlich eine fremde, aber doch freundliche Stimme neben mir und überrascht schaue ich auf. Harry scheint wirklich alle informiert zu haben, dass ich hier bin. Vor mir steht ein junger Mann mit blonden Haaren und blauen Augen - überhaupt nicht mein Typ. Er trägt ein weißes, mit Löchern übersätes, T-Shirt und eine merkwürdig aussehende schwarze Hose, die in dreckigen Gummistiefeln steckt, bei dessen Anblick ich am liebsten das Gesicht verziehen würde. "Ja, der bin ich. Und wer bist du?", erkundige ich mich. Der Kerl grinst, wischt sich seine Hand an seiner Hose ab und reicht sie mir dann. Ist das sein Ernst? Erwartet er jetzt wirklich, dass ich seine dreckigen Flossen anfasse? "Ich bin Niall." Innerlich fluchend überwinde ich mich und reiche ihm eine meiner wunderschönen Hände, da ich mir hier zwischen den ganzen Kriminellen wirklich keine Feinde machen möchte.

Einen Moment beäugt er mich und für den Bruchteil einer Sekunde denke ich, Sorge und Unschlüssigkeit in seinen Augen zu sehen. Doch es ist so schnell wieder verschwunden, dass ich mir sicher bin, mir das nur eingebildet zu haben. "Cool, dass du da bist. Tyler hat schon von dir erzählt." Schnell winke ich ab: "Sag ruhig Harry zu ihm, ich weiß schon Bescheid."

"Oh", sagt er überrascht, "damit hätte ich nicht gerechnet." Willkommen im Club. Seufzend nicke ich und zeige dann auf seine schmutzigen Stiefel: "Jap. Und du? Bist du so was wie der Stallbursche?" Er lacht. Er lacht laut und herzlich und hält sich den Bauch. Zwar muss ich auch grinsen, weil sein Lachen wirklich ansteckend ist, dennoch finde ich meine Frage gar nicht so lustig. "Stallbursche...", japst er, "Das klingt nach einem minderjährigen Sklaven, der für eine Scheibe trockenes Brot Tag und Nacht schuftet." Wieder prustet er los und kurz fühle ich mich wie bei der versteckten Kamera.

"Okay, okay... sorry", grinst er und holt einmal tief Luft, "So falsch ist das gar nicht. Ich bin hier Angestellter und kümmere mich um die Ranch. Allerdings bin ich mit meinem Chef befreundet und dieser bezahlt mir auch etwas mehr als zwei Dollar", erklärt er schmunzelnd und schielt einmal zur Wiese, auf der die Pferde grasen. "Ich muss auch wieder, tut mir leid. Sehen wir uns morgen Abend?", fragt er und verwirrt kräusle ich die Stirn. "Morgen Abend?"

"Du weißt noch gar nichts. Oh, dann... frag Harry einfach nochmal", sagt er entschuldigend und dreht sich dann um. Nachdenklich schaue ich ihm hinterher, bis er in der Scheune verschwunden ist. Ob er wohl von den kriminellen Machenschaften seines Chefs Bescheid weiß? Naja, also seinen Decknamen kennt er ja, also wird er wohl mindestens teilweise eingeweiht sein. Wie viele Angestellte Harry wohl nach hat? Bisher habe ich Eleanor und Niall kennengelernt und bei Zayn und Liam weiß ich noch nicht, ob sie auch irgendwie angestellt sind oder... keine Ahnung, wie das läuft. Es muss ja mit Sicherheit eine Regelung geben, wer wie viel Geld bekommt oder? Mich interessiert wirklich brennend, wie viel Kohle so auf deren Konten rumschwirrt, allerdings kann ich diese Frage nicht bringen - über Geld spricht man schließlich nicht. Ach, es ist einfach noch so viel ungeklärt.

Seufzend richte ich meinen Blick wieder zurück und entdecke sogleich auch Harry, der auf mich zugelaufen kommt und grinsend mit einem Kartenspiel hin und her wedelt.

Zatago - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt