Ich warte noch ein paar Minuten, ehe ich einmal tief durchatme und mich schließlich aufrapple. Ja, ich gebe zu, das war wirklich ein schwacher Moment von mir. Jetzt heißt es aufstehen, Krönchen richten und weitergehen. Okay, das hört sich selbst für meinen Geschmack zu schwul an, aber im Prinzip meine ich genau das. Ich klopfe mir noch kurz auf die Wangen, kippe das restliche Wasser über den widerlichen Anblick meines Mageninhaltes und laufe wieder Richtung Ausgang.
Beim Hineinlaufen habe ich nicht auf den Weg geachtet, aber jetzt zeigt das Sonnenlicht, wie ich hier rauskomme. Warum wundert es mich nicht, dass ich Harry vor dem Haus auf einer Bank sitzen sehe. Er sieht nachdenklich aus und knetet nervös seine Hände in seinem Schoß, springt allerdings sofort auf, als er mich bemerkt. "Da bist du ja. Es tut mir wirklich, wirklich leid, Louis. Wenn du willst, kann ich dich sofort zurückfahren und...", er schluckt kurz, "und wenn du ganz weg willst, gebe ich dir Geld mit, dass du für die nächsten Monate genügend für deine Miete zur Verfügung hast."
Wow, er denkt wirklich, ich will jetzt gehen. Einen Moment ist es still zwischen uns und etwas unbehaglich schiebe ich Hände die Hosentaschen, während ich ihn mustere. Wir könnten also wirklich wieder Kumpels werden. Der süße kleine Harry ist inzwischen bestimmt 10 Zentimeter größer als ich und zur attraktivsten Sahneschnitte geworden, die ich je im Leben gesehen habe. Bis vor einer halben Stunde habe ich mir sehnlichst eine heiße Nacht mit ihm gewünscht und jetzt möchte er wieder eine Freundschaft aufbauen? Verdammt, wie soll ich meine wilden Gedanken in seiner Gegenwart abstellen? Wenn ich mir nur vorstelle, wie dieser perfekte Mund über meinen Oberkörper wandert und seine warme, feuchte Zunge sich zu meiner Körpermitte schlängelt, wird mir schon wieder ganz warm. Wie auf Kommando habe ich das Gefühl, meine Wangen würden in Flammen stehen und schnell räuspere ich mich: "Hast du schon gefrühstückt?"
"Ich... was?", fragt er verwirrt nach und blinzelt. Ich versuche meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu behalten und sehe ihn ernst an. "Ob du schon gefrühstückt hast." Absolute Verwirrung steht ihm ins Gesicht geschrieben, als er stumm den Kopf schüttelt. "Ist der Tisch denn noch gedeckt?" Jetzt ein stilles Nicken. "Na dann. Komm, ich habe Hunger." Ohne auf eine Antwort von ihm zu warten, mache ich kehrt und betrete durch den Haupteingang das Gebäude. Am knirschenden Geräusch des Sandweges weiß ich aber, dass er mir folgt.
"Der Tee wird wohl kalt sein, ich mache uns eben Neuen", murmelt Harry in einer ungewohnten Tonlage, als wir wieder in der Küche sind und ich bereits Platz genommen habe. Während er sich zur Küchenzeile dreht, wandert mein Blick ganz von allein zu ihm. Mit der verblichenen Jeans, dem engen T-Shirt, den zu ihm passenden Boots und den verwuschelten Locken sieht er heute wieder besonders umwerfend aus. Harry öffnet eine Schranktür über dem Kühlschrank und wühlt in einem Sammelsurium von Teeverpackungen herum. Dabei reckt er sich und zeigt einen kleinen Streifen Haut, über den ich nur zu gerne meine Finger tänzeln lassen würde. Mein Gott, er ist wirklich absurd heiß. Er findet die gesuchte Sorte und dreht sich wieder zu mir um. Ich seufze, weil das T-Shirt wieder zurückrutscht und mir so die Sicht verhindert. Wow, meldet sich der Teil meines Gehirns, der noch halbwegs funktioniert... das klappt wirklich super, ihn als Kumpel zu sehen.
Er gießt das aufgekochte Wasser in unsere Tassen und hängt dann die Teebeutel hinein, ehe er sich wieder mir gegenübersetzt. "Soll ich dich nach dem Frühstück zurückbringen?", fragt Harry leise ohne mich aus den Augen zu lassen. Am liebsten würde ich die Augen verdrehen, kann mich dann doch aber noch beherrschen. "Nein", antworte ich schlicht und greife zu einem Brötchen, welches ich direkt aufschneide. "Was möchtest du dann?"
"Ich weiß nicht? Du hast mich hergeschleppt, was hattest du denn vor?", frage ich und spüre schon meine Mundwinkel zucken, als ich mir Butter und Käse nehme und so tue, als hätte es die letzte halbe Stunde nicht gegeben. "Also, wenn du möchtest, kann ich dich etwas rumführen", sagt er und scheint noch immer ziemlich verwirrt zu sein. "Okay, dann machen wir das, solange wir den... den Pferden nicht zu nahe kommen." Mir liegt ein anderes Wort für Pferde auf der Zunge, aber weil ich ihn damals bereits so abgewiesen hatte, will ich es dieses Mal besser machen.
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Zatago - [Larry-AU]
ФанфикTeil I Verzweiflung. Laut dem amerikanischen Webster-Wörterbuch ist das der Zustand völliger Hoffnungslosigkeit. Und was macht man, wenn man keine Hoffnung mehr hat? Richtig - Dummheiten. Aber sagt man nicht auch, dass dumme Ideen die besten Ideen s...