09| Drugs

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𝕯𝖆𝖘 𝖆𝖕𝖆𝖑𝖑𝖎𝖘𝖈𝖍𝖊 𝕾𝖞𝖓𝖉𝖗𝖔𝖒 𝖎𝖘𝖙 𝖊𝖎𝖓 𝕶𝖗𝖆𝖓𝖐𝖍𝖊𝖎𝖙𝖘𝖇𝖎𝖑𝖉 𝖎𝖓 𝖉𝖊𝖗 𝕹𝖊𝖚𝖗𝖔𝖑𝖔𝖌𝖎𝖊, 𝖉𝖆𝖘 𝖉𝖚𝖗𝖈𝖍 𝖘𝖈𝖍𝖜𝖊𝖗𝖘𝖙𝖊 𝕾𝖈𝖍ä𝖉𝖎𝖌𝖚𝖓𝖌 𝖉𝖊𝖘 𝕲𝖊𝖍𝖎𝖗𝖓𝖘 𝖍𝖊𝖗𝖛𝖔𝖗𝖌𝖊𝖗𝖚𝖋𝖊𝖓 𝖜𝖎𝖗𝖉. 𝕯𝖆𝖇𝖊𝖎 𝖐𝖔𝖒𝖒𝖙 𝖊𝖘 𝖟𝖚 𝖊𝖎𝖓𝖊𝖒 𝖋𝖚𝖓𝖐𝖙𝖎𝖔𝖓𝖊𝖑𝖑𝖊𝖓 𝕬𝖚𝖘𝖋𝖆𝖑𝖑 𝖉𝖊𝖗 𝖌𝖊𝖘𝖆𝖒𝖙𝖊𝖓 𝕲𝖗𝖔ß𝖍𝖎𝖗𝖓𝖋𝖚𝖓𝖐𝖙𝖎𝖔𝖓 𝖔𝖉𝖊𝖗 𝖌𝖗öß𝖊𝖗𝖊𝖗 𝕿𝖊𝖎𝖑𝖊, 𝖜ä𝖍𝖗𝖊𝖓𝖉 𝕱𝖚𝖓𝖐𝖙𝖎𝖔𝖓𝖊𝖓 𝖛𝖔𝖓 𝖅𝖜𝖎𝖘𝖈𝖍𝖊𝖓𝖍𝖎𝖗𝖓, 𝕳𝖎𝖗𝖓𝖘𝖙𝖆𝖒𝖒 𝖚𝖓𝖉 𝕽ü𝖈𝖐𝖊𝖓𝖒𝖆𝖗𝖐 𝖊𝖗𝖍𝖆𝖑𝖙𝖊𝖓 𝖇𝖑𝖊𝖎𝖇𝖊𝖓.

[Lilith Green]

Das bilde ich mir ein.
Sowas passiert doch nicht einfach so oder?
S

ie haben die Farbe von Karamell.
Karamell. Karamell. Karamell.

Ich stehe immer noch in seinem Zimmer. Meine Hände zittern. Ich glaube die Schmerzmittel, die ich bekomme, lassen nach. Die letzten Tage haben sie mich davon abgehalten zu bemerken, dass ich keine Drogen mehr nehme. Besser gesagt, meinen Körper davon abgehalten, es zu merken.

Jetzt befürchte ich, dass alles zurückkommt.

"Shawn?", frage ich und blicke ihn mit großen Augen an. Keine Reaktion. Mit ein paar Schritten nähere ich mich dem Bett. Es macht mich wahnsinnig nervös. Die ganze Situation ist einfach so seltsam. Wenn er gerade wirklich aufgewacht ist, sollte dann nicht seine Familie da sein?

"Shawn, kannst du mich hören? Bist du wach?", frage ich und blicke auf seine Hände. Ich will nach ihr greifen, doch dann zucke ich zusammen.

Keine Reaktion.

Verdammte Kacke. Wieso. Wieso hat er die Augen aufgeschlagen?
Ich sollte eine Ärztin rufen.

Doch wenn ich das tue, weiß jeder, dass ich mal wieder in seinem Zimmer war. Das... Verdammt.

Meine Augen huschen in dem Zimmer umher. Nach einer Weile entdecke ich das Ding, mit dem man die Krankenschwester rufen kann.

Schnell ziehe ich dran und drehe mich um. Ich komme mir vor wie bei einem Klingelstreich, während ich weglaufe.

Wahrscheinlich ist es dumm. Sehr dumm, aber es wäre noch dümmer keinen Arzt zu rufen.

"Wieso sind Sie das letzte Mal weggerannt?", mein Philosophielehrer sieht mich aus seinen blauen Augen an.

Keine Reaktion meiner Seits.

"Wieso tun Sie sich das mit den Drogen an?"

Mein Blick wird nervös und huscht zu ihm hoch. Angst. Ich habe Angst, dass er mich verpfeift und ich vielleicht nie wieder Drogen nehmen kann.

Das Einzige, was mich 'normal' werden lässt.

"Denken Sie wirklich, es würde mir nicht auffallen? Ihr aggressives Verhalten, das Zittern und die geröteten Augen?"

Mein Puls beschleunigt sich. Ich atme aus. Und wieder ein. Er weiß es. Er weiß, dass ich Drogen nehme. Jeder weiß es, doch niemand spricht es an.

Er tut es. Niemand sonst tut es, weil sie Angst vor mir haben. Meine Hände krallen sich in den Tisch vor mir. Er bewegt sich dadurch ein kleines Stück auf mich zu. Er kippt vorne über. Zumindest ein bisschen.

"Verdammt, ich will Ihnen doch nur helfen!", schreit er. Er steht auf - zuvor war er auf dem Tisch gegenüber gesessen.

Mit seiner Hand fährt er über seinen Drei Tage Bart.

Meine Fingernägel sind immer noch rot lackiert, doch der Lack blättert allmählich ab. Stück für Stück.

"Sie denken, Sie wären unantastbar. Allen überlegen. Dabei sind Sie einfach nur eine armselige Persönlichkeit. Niemand kümmert sich um Sie. Niemand interessiert sich dafür, wie es Ihnen geht", er läuft auf mich zu und lehnt sich über den Tisch.

Meine Nägel bohren sich in den Tisch. Wahrscheinlich brechen sie gleich ab. Schmerz fährt durch meinen Körper. Dadurch werde ich nur noch wütender.

"Wieso?"

"Verdammte Scheiße! Was wollen Sie von mir?", schreie ich auf einmal. Meine Haare fallen nach hinten, auf meinen Rücken. Zuvor hingen sie mir ins Gesicht. Haben das Meiste verdeckt.

"Ich will Ihnen helfen weil-", er hält inne.

"Weil?", meine Stimme klingt gepresst.

"Weil ich denke, dass jeder eine Chance verdient hat. Weil ich nicht zusehen kann, wie Sie Stück für Stück den Bach runtergehen. Ich weiß, dass mehr in Ihnen steckt"

Ohne ein Wort zu sagen stehe ich auf. Langsam, jede Bewegung ist bedacht.

Metamphetamin fließt immer noch durch meine Adern. Es macht mich stärker.

Kurz vor der Tür bleibe ich stehen und drehe mich um.

"Sie kennen mich nicht, also hören Sie auf so etwas zu behaupten"

Damit verlasse ich den Klassenraum.

-

"Er ist aufgewacht", gebe ich von mir, als die Krankenschwester mein Zimmer betritt.

"Woher wissen Sie das?", hakt Sie nach. Dann legt sie ihren Kopf schief.

"Weil... So eine Vermutung"

"Sie waren da. Sie waren da. Sie waren es, die den Knopf betätigt hat. Er ist gar nicht dazu im Stande. Er liegt im Wachkoma", gibt sie von sich.

"Was bedeutet das?"

"Das bedeutet, dass er von dem Zustand des Komas, in den Zustand des Wachkomas übergegangen ist. Wobei Wachkoma ein eher unglücklich gewählter Begriff ist, da der Patient nichts von seiner Außenwelt wahrnehmen kann. Dennoch kann er nun von alleine Atmen, der Hirnstamm übernimmt solche Funktionen nun wieder", erklärt sie unerwarteter Weise.

Genauso wenig habe ich die Spritze erwartet, die mir gerade Blut abnimmt. Ich bin es gewohnt mir selber Spritzen zugeben, dennoch ist das auf eine eigenartige Weise unangenehm. Nicht wegen der Nadel, ich kann es nicht einmal definieren, weshalb.

"Was bewegt einen so jungen Menschen, wie Sie, dazu Chrystal Meth zu sich zu nehmen?"

Ich mag dieses Wort nicht. Es klingt wie eine tatsächliche Droge. Metamphetamin klingt wie ein Medikament. Wie etwas, das man von seinem Arzt verschrieben bekommt.

"Hier ist mein Aufsatz", murmele ich und lege ihm einen Stapel mit Papieren hin.

"Wieso?"

"Weil sie uns aufgegeben haben, einen Aufsatz zu schreiben", antworte ich und ziehe meine Augenbrauen zusammen.

"Nein. Wieso, Miss Green?"

"Sie werden es nie verstehen. Wieso versuchen Sie es überhaupt?", frage ich und drehe auf den Absätzen meiner schwarzen Boots um, die schon ziemlich hinüber sind. Das mein Dad reich ist, sieht man mir nicht an.

Dass ich alles besitzen könnte, dass ich alles besitze, sieht man mir nicht an. Weil ich nichts habe. Gar nichts.

"Wieso versuchen Sie nicht, es mir zu erklären? Ich gebe die Hoffnung nicht auf"

"Ist ja ganz lieb von ihnen, dass sie versuchen mich zu retten. Aber ich kann nicht gerettet werden und ich will es auch nicht. Ich bin keines ihrer Projekte, also lassen Sie es gut sein"

"Wieso machen Menschen solche Dinge?"

 drugs [s.m] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt