23| Drugs

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𝕬𝖑𝖘 𝕾𝖊𝖊𝖑𝖊𝖓𝖛𝖊𝖗𝖜𝖆𝖓𝖉𝖙𝖘𝖈𝖍𝖆𝖋𝖙 𝖇𝖊𝖟𝖊𝖎𝖈𝖍𝖓𝖊𝖙 𝖒𝖆𝖓 𝖊𝖎𝖓𝖊 𝖁𝖊𝖗𝖇𝖎𝖓𝖉𝖚𝖓𝖌 𝖟𝖜𝖎𝖘𝖈𝖍𝖊𝖓 𝖟𝖜𝖊𝖎 𝕻𝖊𝖗𝖘𝖔𝖓𝖊𝖓, 𝖉𝖎𝖊 𝖘𝖎𝖈𝖍 𝖉𝖚𝖗𝖈𝖍 𝖊𝖎𝖓𝖊 𝖙𝖎𝖊𝖋𝖊, 𝖆𝖑𝖘 𝖓𝖆𝖙𝖚𝖗𝖌𝖊𝖌𝖊𝖇𝖊𝖓 𝖊𝖗𝖘𝖈𝖍𝖊𝖎𝖓𝖊𝖓𝖉𝖊 𝖂𝖊𝖘𝖊𝖓𝖘ä𝖍𝖓𝖑𝖎𝖈𝖍𝖐𝖊𝖎𝖙 𝖛𝖊𝖗𝖇𝖚𝖓𝖉𝖊𝖓 𝖋ü𝖍𝖑𝖊𝖓, 𝖜𝖆𝖘 𝖘𝖎𝖈𝖍 𝖎𝖓 𝕷𝖎𝖊𝖇𝖊, 𝕶𝖔𝖒𝖒𝖚𝖓𝖎𝖐𝖆𝖙𝖎𝖔𝖓, 𝕴𝖓𝖙𝖎𝖒𝖎𝖙ä𝖙, 𝕾𝖊𝖝𝖚𝖆𝖑𝖎𝖙ä𝖙 𝖔𝖉𝖊𝖗 𝕾𝖕𝖎𝖗𝖎𝖙𝖚𝖆𝖑𝖎𝖙ä𝖙 ä𝖚ß𝖊𝖗𝖓 𝖐𝖆𝖓𝖓.

[Lilith Green]

"Ich verstehe dich nicht", höre ich Shawn sagen. Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen.

"Musst du auch nicht. Niemand tut das", gebe ich mit einem Kopfschütteln von mir. Mein Blick fällt auf meine Hand, bei der ich ein Zittern nicht verbergen kann. Ich atme aus und lasse die Hand ganz vorsichtig auf das Ende des Bettgestells fallen. In meiner Nase ist der beißende Geruch von Desinfektionsmittel. Im Prinzip habe ich nichts gegen den Geruch, schließlich ist Sauberkeit immer gut. Dennoch kann ich Krankenhäuser nicht ausstehen. Man hat das Gefühl trotzdem aus jeder Ecke mit Bakterien verseucht zu werden und der Geruch des Desinfektionsmittels sei lediglich Ablenkung. Ekelhaft.

Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich daran denke.

"Alles gut?", fragt Shawn nach einer Weile, in der ich anscheinend ziemlich still war. Ich blicke den Braunhaarigen an.

"Wer bist du eigentlich? Ich meine, du scheinst ziemlich bekannt zu sein", formuliere ich meine Gedanken, die, wie eine Blase, über meinem Kopf hingen.

"Sag du es mir doch!", ist alles, was ich als Antwort bekomme. Ich hebe meinen Kopf und rümpfe meine Nase.

Schließlich antworte ich irritiert: "Wenn ich es wüsste, hätte ich dann so dämlich gefragt?"

Es ist keine Schwäche dumme Momente zu haben, es ist nur eine, wenn man sich dessen nicht bewusst ist.

"Wenn du es nicht wüsstest, was würdest du dann hier machen? Außerdem war es eher darauf bezogen, dass du mir sagst, wer du bist, geheimnisvolle Fremde", grinst er mit einem Zwinkern. Touché.

Ich laufe um das Bett herum, besser gesagt, schleiche, so langsam, wie ich laufe. Dabei lasse ich meinen Blick nicht von ihm ab.

"Ob du es mir glaubst oder nicht. Ich weiß wirklich nicht, wer du bist. Oder für wen dich alle halten", murmele ich mit einem Schulterzucken.

Verwirrt fragt er nach: "Für wen mich alle halten?"

"Ich wette mit dir, dass nicht alle dein wahres Ich kennen. Das meine ich nicht einmal böse. Was ich damit meine ist, dass niemand unser wahres ich kennt und ich denke eigentlich, dass man jemanden auch nie zu hundert Prozent kennen kann. Deshalb ist Seelenverwandtschaft auch völliger Bullshit", plappere ich drauf los. Bin ich vielleicht doch noch mehr drauf, als ich dachte? Meine üblichen Philosophiesstunden verteile ich normaler Weise nicht an irgendwelche aus dem Koma erwachten Fremden.

"Du glaubst also nicht, dass man einen Seelenverwandten hat? Das ist aber ziemlich pessimistisch, nicht?"

"Ich denke nicht, dass es pessimistisch ist. Lediglich wahr", antworte ich. Dafür ernte ich einen seltsamen Blick.

"Tja, also ich denke schon, dass man alles über eine andere Person wissen kann. Vielleicht nicht hundert Prozent, aber mindestens neunundneunzig. Wenn man eine Person so sehr liebt, dass man eine tiefe Verbundenheit spürt. Wenn man aus ihren Augen die tiefsten Bedürfnisse lesen kann und von ihren Lippen ihre Wünsche."

Ich schaue den Typen an, als hätte er mir gerade gesagt, dass er an dem zweiten Weltkrieg schuld war. Was er da faselt, das kann doch nicht sein Ernst sein.

Weiterhin schaue ich ihn nur verdutzt an, bevor ich antworte: "Ist das die Methode, wie du die Mädchen ins Bett bekommst und dir dann heimlich ins Fäustchen lachst, weil du eigentlich gar nicht an diesen Bullshit glaubst?"

Seine Augen weiten sich, ehe sein Blick zu dem eines pampigen Kleinkinder wechselt. Er verschränkt seine Arme vor der Brust, ehe er mir antwortet:"Man, muss es anstrengend sein, du zu sein. Wie pessimistisch muss man denn durch die Welt laufen? Ich meine das sehr ernst!"

Ich muss in mich hineingrinsen. Jetzt hab ich es! Er ist, wie in diesem einen Film, wo das Mädchen aus einem Märchen, ich glaub es war Cinderella, in die echte Welt gekommen. Nur das er halt Prinz Charming ist oder so. Oder er kann seine wahren Intentionen einfach nur sehr gut verstecken.

"Ja gut. Ich - Ich glaube ich sollte dann gehen, bevor sich dein Bett noch in einen Kürbis zurück verwandelt und du dich ins Märchenland flüchtest. Man sieht sich!"

Als Antwort bekomme ich nur ein dämliches Grummeln. Die Tür hinter mir schließe ich mehr oder weniger ziemlich ruppig, sodass ich es im nächsten Moment auch schon wieder bereue. Die Krankenschwester, die gerade den Gang entlang kommt, zuckt ängstlich zusammen und weicht dann im ein Zimmer aus, in das sie vermutlich sowieso musste.

Ich setze die Kapuze meines Hoodies, den ich unter meiner Lederjacke anhabe, auf und stecke meine Hände in die Jackentaschen. Damit sehe ich nun vollends wie der Tod aus. Nicht nur, weil ich leichenweiß bin, sondern auch, weil meine Augenringe fast bis zu meinen Knien gehen.

Seit ich Shawn angefahren habe, kann man nicht mehr davon reden, dass ich besonders gut schlafe. Viel geschlafen habe ich auch vorher schon nicht. Bis jetzt ist es mir ein Rätsel, warum die Frau mir ernsthaft diesen Modeljob besorgt hat. Immerhin tue ich alles, was als ungesund abgestempelt wird und genau das Gegenteil von dem ist, was man als Beauty Routine bezeichnen würde.

Zum Beispiel Schlafen, viel Trinken, zumindest keine alkoholischen Getränke und keine Drogen nehmen. Methamphetamin verursacht Hautunreinheiten und offene Stellen im Gesicht. Mein Blick ruht auf dem Boden, während ich mich mit jedem Schritt weiter von dem Krankenhaus weg bewege.

Als mein Handy klingelt schrecke ich zusammen.

"Ja?", frage ich in das Smartphone, als hätte mir jemand im Schlaf gegen den Schädel gehauen und ich wäre ganz neben der Spur.

Ich würde gerne sagen, dass ich nicht weiß, wie sich das anfühlt, aber leider werde ich schmerzlich an den letzten Sommer erinnert. Hardin schuldete irgendeinem Wichser noch Geld. Das nicht zu knapp. Es handelte sich anscheinend um einen ganzen Batzen Geld, denn der Dealer hatte sich beschlossen bei Hardin einzubrechen und mich mitten in der Nacht mit einem Schlag auf den Hinterkopf aus dem Schlaf zu reißen.

Ich hatte eine große Platzwunde. Es gab zum Glück keinen Narbe. Die, die ich aus eigener Dummheit verschuldet habe, reichen mir bereits.
Ich kicke einen Stein vor mir her, während ich die U-Bahn Station entlang laufe. Kein Motorrad mehr definitiv nicht.

 drugs [s.m] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt