18| Drugs

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𝕻𝖆𝖚𝖑 𝕭𝖊𝖓𝖏𝖆𝖒𝖎𝖓 𝕬𝖚𝖘𝖙𝖊𝖗(* 3. 𝕱𝖊𝖇𝖗𝖚𝖆𝖗 1947 𝖎𝖓 𝕹𝖊𝖜𝖆𝖗𝖐, 𝕹𝖊𝖜 𝕵𝖊𝖗𝖘𝖊𝖞] 𝖎𝖘𝖙 𝖊𝖎𝖓 𝖀𝕾-𝖆𝖒𝖊𝖗𝖎𝖐𝖆𝖓𝖎𝖘𝖈𝖍𝖊𝖗 𝕾𝖈𝖍𝖗𝖎𝖋𝖙𝖘𝖙𝖊𝖑𝖑𝖊𝖗. 𝖅𝖚𝖉𝖊𝖒 𝖆𝖗𝖇𝖊𝖎𝖙𝖊𝖙 𝖊𝖗 𝖆𝖑𝖘 𝕽𝖊𝖌𝖎𝖘𝖘𝖊𝖚𝖗, 𝕶𝖗𝖎𝖙𝖎𝖐𝖊𝖗 Ü𝖇𝖊𝖗𝖘𝖊𝖙𝖟𝖊𝖗 𝖚𝖓𝖉 𝕳𝖊𝖗𝖆𝖚𝖘𝖌𝖊𝖇𝖊𝖗. 𝕾𝖊𝖎𝖓𝖊 𝖂𝖊𝖗𝖐𝖊 𝖘𝖎𝖓𝖉 𝖎𝖓 ü𝖇𝖊𝖗 𝖛𝖎𝖊𝖗𝖟𝖎𝖌 𝕾𝖕𝖗𝖆𝖈𝖍𝖊𝖓 ü𝖇𝖊𝖗𝖘𝖊𝖙𝖟𝖙 𝖜𝖔𝖗𝖉𝖊𝖓. 𝕬𝖚𝖘𝖙𝖊𝖗 𝖎𝖘𝖙 𝖎𝖓 𝖟𝖜𝖊𝖎𝖙𝖊𝖗 𝕰𝖍𝖊 𝖒𝖎𝖙 𝖉𝖊𝖗 𝕾𝖈𝖍𝖗𝖎𝖋𝖙𝖘𝖙𝖊𝖑𝖑𝖊𝖗𝖎𝖓 𝕾𝖎𝖗𝖎 𝕳𝖚𝖘𝖙𝖛𝖊𝖉𝖙 𝖛𝖊𝖗𝖍𝖊𝖎𝖗𝖆𝖙𝖊𝖙.

[Lilith Green]

"Magst du Paul Auster?", frage ich und ziehe ein Buch aus meiner Tasche. Der Braunhaarige sieht mich irritiert an.

"Ein Autor?", fragt er und zeigt auf das Buch. Ich nicke.

"Ich werde dir jetzt etwas vorlesen"

Shawn sieht mich gespannt an.

"Es war der Sommer, in dem zum ersten Mal Menschen den Mond betraten. Ich war damals noch sehr jung, glaubte aber an keinerlei Zukunft. Ich wollte gefährlich leben, bis an meine Grenzen vordringen und sehen, was mich dort erwartete. Wie sich herausstellte, ging ich daran fast zugrunde", beginne ich mit dem ersten Kapitel.

"Wieso machst du das, ich meine mir etwas vorlesen?", fragt Shawn nachdenklich, während er mich durchdringend ansieht.

"Weil ich ihn verstehen kann. Er trifft keine Entscheidungen. Er lebt einfach drauf los. Es ist einfacher, das denke ich mir zumindest immer. Es ist mein Lieblingsbuch", erkläre ich und klappe es zu.

"Lies ruhig weiter. Es klingt gut", fordert er mich auf. Ich lese weiter, während ich ab und zu wieder zu Shawn linse.

Als ich meinen Blick von meinen Büchern hebe, die auf den Boden gefallen sind, erkenne ich zwei mir nur allzu bekannte Schuhe. Ich lasse meine Augen weiter hoch wandern und bleibe an dem Gesicht meines Philosophielehrers hängen.

"Wir müssen reden", sagt er schließlich. Ich nicke. Damit verschwindet er. Vermutlich weiß er, dass ich wieder in dem Klassenraum sitzen bleiben werde.

Wahrscheinlich will er sich entschuldigen. Ich will nicht, dass er es tut.

Ich blicke auf meine Hände, die zittern. Ich kann sie nicht gerade halten. Schnell, damit niemand mein Zittern bemerkt, schiebe ich meine Bücher zusammen und packe sie mir in meinen schwarzen Rucksack. Ich seufze und bewege mich schnell auf das Badezimmer zu.

Ich brauche Metamphetamin. Jetzt. Jetzt oder ich halte das nicht aus.

Ich presse die Tür so schnell und heftig auf, dass ich fast das Mädchen, das dahinter steht, umhaue. Verängstigt sieht mich die Rothaarige an. Ihre Augen liegen auf meinen, wobei sie kurz zusammenzuckt und schnell auf den Boden blickt.

Ich kenne sie und ich verstehe nicht, weshalb sie solche Angst vor mir hat, sie macht Judo. Das weiß ich, weil ich sie ein paar Mal in dem weißen Kittel gesehen habe. Sie könnte mich locker platt machen. Doch das ist es nicht.

Niemand kreuzt meinen Weg freiwillig. Es ist, als seie ich giftig und meine Berührung toxisch. Vermutlich denkt jeder, dass man durch die Berührung eines Drogensüchtigen ebenfalls süchtig wird.

Sie tritt einen Schritt zur Seite und verschwindet.

Ich mache ein paar Schritte zu dem Spiegel und wasche mir mein Gesicht bei dem Waschbecken darunter.

Ein Geist blickt mir entgegen. Metamphetamin sorgt nicht nur für einen Gewichtsverlust, sondern auch für aufgeplatzte Wunden im Gesicht. Ich streiche mit meiner Hand über eine Stelle mit Schorf. Dann wende ich meinen Blick ab und greife nach den Tabletten.

"Nach und nach sah ich mein Geld schwinden; ich verlor meine Wohnung; am Ende lebte ich auf einer Straße. Ohne ein Mädchen namens Kitty Wu wäre ich wohl verhungert. Ich hatte sie erst kurz vorher kennengelernt, doch ich sehe diesen Zufall im Nachhinein als eine Art Bereitschaft, mich durch den geistigen Einsatz anderer Leute retten zu lassen", fahre ich mit dem Buch fort, wobei ich das Bedürfnis verspüre mich hinzusetzen. Ich sehe mich um, lasse es jedoch bleiben, da ich mir vorstelle, wie viele Bakterien sich wohl auf dem Stuhl hinter mir befinden.

Mein Blick liegt auf meinem Lehrer. Sein Bart ist nicht rasiert und stoppelig. Ohne, dass ich es will,  stelle ich mir vor, wie sich seine Lippen angefühlt haben.

"Es tut mir leid", sagt er schließlich und stützt sich von dem Lehrerpult ab, um aufzustehen. Seine langen Beine tragen ihn innerhalb weniger Sekunden zu mir.

"Wie heißt du eigentlich mit deinem Vornamen?", spreche ich meinen Gedanken laut aus, während sich meine Finger in den Tisch krallen.

"Es ist falsch, was ich gemacht habe. Es ist und war falsch", murmelt er.

"Du hast mir meine Frage nicht beantwortet", sage ich.

"Du hast mir auch nicht geantwortet", kontert er.

"Was soll ich denn sagen? Nur weil etwas falsch wirkt, muss es nicht unbedingt falsch sein", sage ich und lehne mich in meinem Stuhl zurück.

Er dreht sich um, wirbelt aber wieder herum, "Und das hier ist nicht falsch? Ist es etwa richtig seine Schülerin zu mögen? Sie und nur sie anders zu mögen, als alle anderen? Nennst du das richtig, Lilith?"

"Fühlt es sich denn falsch an? Hat es sich gestern falsch angefühlt?", stelle ich die Gegenfrage. Ich beiße mir auf meine Lippe. Mit meinen Zähnen fahre ich über Hautfetzen, da meine Lippen aufgesprungen sind.

Er seufzt.

"Ich heiße David"

Ein kleines Schmunzeln schmiegt sich um meine Lippen. Etwas sehr, sehr seltenes.

"Liest du gerne?", frage ich und sehe zu Shawn, der mich die ganze Zeit mustert. Seine Augen gleiten über jeden Zentimeter meiner Haut.

"Ich habe nie wirklich die Zeit dafür", antwortet er schließlich.

"Du bist ziemlich beschäftigt oder?", frage ich und sehe ihn an. Er nickt. Eine seiner braunen Locken hängt ihm ins Gesicht.

"David", wiederhole ich. Mir gefällt der Name.

"Fuck, sag das nicht so", brummt er. Ich blicke irritiert auf.

"Was?", frage ich und blicke durch meine langen, schwarzen Wimpern zu ihm auf.

"Du machst mich verrückt. Wenn du meinen Namen sagst... auf diese Weise, will ich dich nur noch küssen. Es ist so schon schwer genug", antwortet er. Ich stehe auf, lehne mich über den Tisch und blicke ihm direkt in die Augen.

"Wie kann es falsch sein, wenn ich solche Auswirkungen auf dich habe?"

Sein heißer Atem streift meine Lippen.

 drugs [s.m] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt