Kapitel 26

138 18 8
                                    

Wir haben beschlossen ins Kino zu gehen. Beziehungsweise hat es Jane am Mittwoch vorgeschlagen und ich war noch so benebelt von meinem Traum, dass ich einfach nur genickt habe. Und alle anderen auch. Also sind wir dieses Wochenende alle im Internat geblieben, da das Kino hier scheinbar besser sein soll, als das in welchem ich mit Luke und Aaron war.

Ich stehe vor unserem Kleiderschrank und kann mich nicht entscheiden, was ich anziehen soll, obwohl es mir völlig egal ist, was ich anhabe. Allerdings habe ich keine Lust und will Zeit schinden. Lieber würde ich im Bett liegen bleiben und wie gestern ein Gespräch mit Luke über Aliens führen, welche zu einer hitzigen Diskussion wurde. Er ist fest davon überzeugt, dass es Aliens gibt, während ich das für Schwachsinn halte. Etwas, was von der Buch – und Filmbranche erfunden wurde.

„Kannst du dich nicht entscheiden?“, fragt Luke, der gerade frischgeduscht aus dem Badezimmer kommt. Er lässt die Tür aufstehen und die stickige, heiße Luft kommt mir entgegen, vermischt mit dem Geruch von Lukes Shampoo.

„Nein, nicht wirklich“, erwidere ich, gehe nicht zur Seite als er sich neben mich stellt und in meinen Teil des Schrankes schaut.

„Meine Devise ist, dass man einfach immer das Oberste anziehen soll, aber-“, er holt das oberste T-Shirt und hält es vor mich, „-das passt irgendwie nicht zu dem heutigen Tag.“

Ich runzle die Stirn. „Kleider können zu bestimmten Tagen passen?“, frage ich und er nickt nur, völlig überzeugt. „Genauso, wie es Aliens gibt.“

„Also gar nicht?“, frage ich lachend, während er beleidigt das T-Shirt wieder verstaut. Dann zieht er ein anderes heraus und sieht es grinsend an. Auf dem roten Kleidungsstück ist ein Alien abgebildet.

Augenverdrehend nehme ich ihm das T-Shirt ab, schnappe mir eine dreiviertellange Hose und verschwinde mit meinem Häschenschlafanzug im Bad, um mich umzuziehen, bevor er die Möglichkeit hat mir irgendeinen dämlichen Spruch an den Kopf zu werfen. Als ich wieder komme hat Luke schon den Rucksack in der Hand, den ich gepackt habe und wartet auf mich. Zusammen verlassen wir das Zimmer und ich bemerke erst als er abschließt, dass ich meinen Schlüssel vergessen habe. Wie so oft.

„So wie du aussiehst, hast du gerade festgestellt, dass du deinen Schlüssel auf deinem Nachttisch vergessen hast, stimmts?“ Peinlich berührt nicke ich, dann kramt Luke in seiner Hosentasche herum und hält mir grinsend einen Schlüsselbund vor die Nase. Ich schnappe ihn mir und verstaue ihn im Rucksack, den Luke mir ebenfalls überreicht und brumme kleinlaut ein „Danke“, welches ihn nur zum Lachen bringt.

Als wir das Internatsgebäude verlassen, warten die Anderen bereits auf uns. Wir beschließen, dass wir zu Fuß gehen können, da es heute sehr bewölkt ist und somit auch angenehmer von den Temperaturen. So langsam gewöhne ich mich an das Klima hier und bin gespannt wie es im Winter sein wird.

Schnell gruppiert sich unsere Truppe in zwei Dreier-Gruppen, wobei die Jungs die besser gelaunten sind. „Ich hab gar keine Lust auf Kino“, gebe ich zu, damit die Stille endlich aufhört. Jane kickt mit ihrem Fuß gegen einen Stein, der auf die Straße rollt. „Hmm“, macht sie und ich sehe von Sam zu ihr und wieder zurück, runzle die Stirn doch Sam zuckt mit den Schultern. „Ist alles in Ordnung?“, frage ich sie und sie nickt kurz, bevor sie den Kopf schüttelt. „Mein Vater ist im Krankenhaus.“

„Schon wieder?“, fragt Sam bestürzt, aber dennoch einfühlsam und ich bin verwirrt. „Ja, er hatte wieder einen Anfall“, murmelt sie und Sam harkt sich bei ihr ein und legt im gehen ihren Kopf auf ihre Schulter. „Er wird das packen, wie er es auch sonst immer geschafft hat.“ Ihre Stimme klingt zuversichtlich und ich sehe nur auf den Boden, auf unsere Füße, weil ich nicht weiß, von welchem Anfall sie sprechen. „Ja, bestimmt.“ Ihre Stimme klingt gepresst, als müsse sie gleich weinen und dann sind wir alle wieder still.

Splitterseele Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt