Aus den Augenwinkeln bemerkte Victoria, wie ihre Mitbewohnerin im Türrahmen stand und sie beobachtete, sie schnaubte. Lena kochte nicht gerne, konnte es zwar, tat es aber nicht, wenn es sich vermieden ließ. Also hatten sie ein kleines Abkommen eingerichtet. Während Lena den Tisch deckte und später den Abwasch übernahm, würde die Braunhaarige kochen. Mit dieser Lösung waren dann Beide zufrieden.
"Kannst schon mal den Tisch decken", nuschelte die Jüngere, während sie die beiden Auflaufformen mit dem Nudel-Hackfleisch-Auflauf in den Backofen schob und noch einmal die Gradzahl kontrollierte. Sie wollten schließlich keine böse Überraschung erleben.
"Bin doch schon fast fertig", kam auch sogleich die Antwort von der Rothaarigen, die sich dennoch vom Türrahmen abstieß und eine der Schranktüren aufmachte und darin nach Geschirr kramte. "Für zehn Personen?"
"Ja, denke schon. Wird schon passen." Zufrieden mit der getanen Arbeit rieb sich Victoria die Hände aneinander und begann damit, das Chaos, welches sie in der Küche angerichtet hatte, ein wenig zu bändigen. Also zumindest das dreckige Geschirr stellte sie zusammen und in die Spüle, Lena würde sich ja darum kümmern.
Besagte Frau verschwand gerade wieder ins Wohnzimmer, von wo sie extra Stühle und Sitzmöglichkeiten herangeschafft hatten, damit auch Jeder einen Platz hatte. Es konnten zwar nicht Alle am Tisch sitzen, aber es würde irgendwie schon gehen.
"Meinst du so ist gut?" kam kurz darauf auch schon der Ruf aus dem Wohnzimmer.
Victoria, die ihrer Freundin gefolgt war, dachte kurz nach. "Keine Ahnung, wir werden es sehen", antwortete sie einfach und setzte sich auf die Couch. Für sie hieß es jetzt entspannen und darauf warten, dass der Handy-Wecker sich meldete und anzeigte, dass der Auflauf fertig war und herausgeholt werden konnte. Wobei der Wecker wahrscheinlich unnötig sein würde, denn laut ihrer Berechnung, würde das Essen um etwa Viertel vor neun fertig sein, also kurz nachdem ihr Besuch eintraf.
"Naja", Lena zuckte mit den Schultern, "ich hatte auch noch nie acht Spielmänner zu Besuch. Wir werden ja sehen, wie viel sie essen und trinken werden."
"Wir sind ja flexibel, also manchmal."
"Oder auch nicht", schüttelte die Rothaarige amüsiert den Kopf. Sie konnte es sich eigentlich gerade nicht erlauben zu trödeln, so wollte sie doch das angerichtete Chaos ein wenig bändigen.
Victoria allerdings, lehnte sich zurück und schloss entspannt die Augen. Der Abend würde noch anstrengend werden und wahrscheinlich auch sehr lang. Da musste man jede einzelne Sekunde auskosten, in der man Kraft tanken konnte.
Und während sie da so saß und sie hörte, wie das Wasser in der Küche plätscherte - Schüsseln machten ja leider die Spülmaschine immer so voll und da sie ja noch die Teller und das Besteck ihrer Gäste haben würden, mussten diese eben von Hand sauber gemacht werden - freute sie sich auch schon auf die Feier. Ganz besonders freute sie sich auf den Hünen, der ihnen mit dem Hochtragen geholfen hatte. Er schien nämlich wirklich nett gewesen zu sein und da sie Alea und Luzi ja jetzt schon ein wenig besser kannte - Lena hatte ihr so ziemlich Alles erzählt, was im Supermarkt geschehen war - hoffte sie, dass auch Lasterbalk so offen und eine so gute Gesellschaft war.
Sie atmete tief ein. Das konnte ja was werden.
Als es klingelt wusch Lena gerade noch die letzten Teile, beziehungsweise war dabei, sie abzutrocknen. Deswegen machte die Jüngere von beiden hüpfend und singend die Tür auf. Die Älterere war froh, dass ihre Freundin jetzt wieder so fröhlich war und sich auch wieder so 'kindlich' verhielt.
Nachdem sie auch das letzte Teil weggestellt hatte, ging auch die Rothaarige zur Tür, um ihre Gäste zu begrüßen.
Sofort wurde sie von Luzi in eine Umarmung gezogen, mit der Aussage: "Nie wieder geh ich von dir weg. Die Anderen mobben mich nur, aber du hast mich lieb so wie ich bin." Beide schauten sich nach der Umarmung an und lachten, wie eben im Supermarkt, laut drauf los.
Die anderen Männer sahen sich das Schauspiel belustigt an, während Victoria summend in die Küche ging.
"Na dann mal los. Herzlich willkommen im Reich zweier verrückter Weiber. Wir hoffen, ihr werdet viel Spaß haben. Ich bin Lena und die summende Fee, die gerade in die Küche verschwunden ist, heißt Victoria. Essen und Trinken ist genug da und wenn ihr Lust und Hunger habt, dann könnt ihr auch in die Küche gehen."
Der Größte meldete sich direkt zu Wort: "Wir bedanken uns für eure Einladung und hoffen auf einen schönen Abend. Als kleines Dankeschön gibt es einmal ein selbst gebackenes Brot und dazu noch einen guten Whisky."
Lena nahm die Geschenke dankend an und ging mit den Spielleuten im Schlepptau in die Küche zu Victoria, die gerade - jetzt singend - den Auflauf aus dem Backofen holte und auf den Tisch stellte.
"Lass uns zieh und wir sind endlich frei wie der Wind, mit den Vögel zieh wir weeeeit übers Meer" (Faun- Mit dem Wind)
"Eine schöne Stimme hat die Fee. Wenn das Essen nur halb so gut ist wie der Gesang, dann verhungert hier bestimmt keiner", Victoria erschrak etwas bei diesen Worten. Lena musste grinsen. Ihre Freundin war wieder in ihrer eigenen Welt gewesen und erst durch die Worte des älteren Herren mit den langen Haaren war sie daraus "erwacht".
"Da muss ich dir einmal Recht geben Mümmel. Sänger, du hast gerade ernsthafte Konkurrenz bekommen."
Die Spielleute setzten sich Alle an den provisorisch vergrößerten Tisch. Victoria hatte noch den Couchtisch aus dem Wohnzimmer geholt. Gespannt blickte Lena zur Kleineren, die auf den Boden schaute und grinsen muss. "Lena singt aber vieeel besser als ich..." Sie murmelte es so vor sich hin und sah dann wieder etwas auf.
Neben Luzi war noch ein Stuhl frei und, wie soll es anders sein, neben dem großen Hünen ebenfalls. Und da Lena ja schon den Kleinsten der Spielmänner ein wenig kannte, setzte sich Victoria neben Lasterbalk.
Dieser lächelte sie warm an und Lena, die noch schnell Getränke auf den Tisch gestellt hatte, hatte das natürlich gesehen und musste schmunzeln. Als sie sich dann endlich setzen wollte, wurde sie von einem gewissen Dudelsackspieler auf seinen Schoß gezogen."Holde Maid, bevor sie wieder fortlaufen möchte ich sie bei mir halten", meinte er.
Die Rothaarige grinste und sagte: "Edler Herr, so wollen wir doch Speisen, aber auf ihrem Schoße lässt es sich schlecht essen. Deswegen bitte ich Sie, mich runter zu lassen, auf das Ihre Kollegen nicht verhungern." Alle fingen an zu lachen und die 'holde Maid' wurde freigegeben und konnte sich auf ihren eigenen Stuhl niederlassen.
Trotz des Platzmangels am Tisch, hatten alle Anwesenden viel Spaß und unterhielten sich prächtig. Natürlich stellte sich der Rest der Band am Tisch erst einmal richtig vor. Danach erzählten sie aus ihrem Leben und Victoria taute immer mehr auf. Die Herren waren teilweise sehr erstaunt, dass dieses kleine Wesen welches ihnen als 'Fee' vorgestellt worden war, so eine große Klappe besaß. Für Lena war das jedoch nichts Neues. Ganz im Gegenteil, denn sie liebte diese Eigenschaft an ihrer Freundin sehr. Es beruhte auf Gegenseitigkeit. Beide sagten sich immer offen was ihnen passte und was nicht. Manchmal führte das zu Streit, aber im Nachhinein waren sie dankbar dafür, dass sie so ehrlich und offen zueinander sein konnten.
Till, der nun neugierig geworden war, was die Beiden gerne so machten und wie sie sonst so waren, stellte viele Fragen. Die Jüngere mit den grünblauen Augen, unterbrach ihn schnell mit den Worten: "Da wir alle fertig sind, könnten wir das Kennenlernen doch aufs Wohnzimmer verlegen. Dort hätten wir auch mehr Platz. Ich mache eben den Abwasch." Den letzten Teil flüsterte sie zu Lena, was diese sehr überraschte. Aber sie beschwerte sich nicht und zeigte den Jungs daraufhin einfach das Wohnzimmer.
Nachdem Jeder etwas Alkoholisches oder Nicht-alkoholisches in der Hand hielt, oder auf dem zurückgebrachten Tisch stehen hatte, redete Till wieder drauf los.
Nun wusste die Ältere auch, warum ihre Freundin den Abwasch machen wollte und sie bemerkte auch noch, dass Timo (Lasterbalk) nicht mit ins Wohnzimmer gekommen war. Die Rothaarige vermutete, dass der Bandpapa - so wie er Luzi ihn in sein Handy eingespeichert hatte - bei ihrer Freundin war, was sie sehr freute. Dann war Victoria auch nicht so alleine. Hoffentlich würden die Beiden sich gut verstehen.
Durch ein Pieken in ihre Seite, wurde Lena wieder ins 'Hier und Jetzt' zurückkatapultiert und sie funkelte Luzi, der grinsend neben ihr saß, böse an.
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Handbuch zur Haltung von Spielmännern
FanficSpielmännern? Lena und Victoria kannten bis zu ihrem Umzug diese Leute nicht. Noch nicht einmal wussten sie was das MPS ist. Ihr Leben verlief ruhig, chaotisch aber zurückblickend gesehen ruhig. Wenn sich acht Männer als Spielleute vorstellen, dan...