- Chapter 6

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- Yoongi POV-

Es ist schon verdammt krass, was in Jimin's Leben schon alles passiert ist. Nicht zu wissen, wer die eigenen Eltern sind. Wahrscheinlich hat er nie gelernt wie es ist, geliebt und geschätzt zu werden. Wie muss es denn gewesen sein, keine Bezugsperson gehabt zu haben? Man hat doch bestimmt keine Freiheit, wenn man seine ganze Jugend entweder im Kinderheim oder in der Psychiatrie verbringt.

"Respekt, dass du das alles so geschafft hast bis jetzt.", drückte ich ihm meine Bewunderung aus und er kratzte sich verlegen am Nacken.
"Wir müssen jetzt irgendwo anders hin, sonst kriege ich Probleme mit dem Förster.", sagte er hektisch. "Ist das der mit dem Hund?", erinnerte ich mich an die letzte Nacht. "Ja, woher kennst du ihn?" - "Der ist gestern Nacht vor dir an mir vorbei gelaufen, hat mich aber nicht gesehen."

Jimin packte seine Sachen in den Rucksack und verdeckte die Feuerstelle ein wenig mit Laub.
"Und wie soll ich jetzt laufen? Mir tut wirklich alles weh.", klagte ich, worauf er mich bat, es einfach trotzdem nochmal zu versuchen. Ich schaffte es tatsächlich mich wenigstens hinzusetzen. Das erste Mal seit zwei Tagen. Weiter ging es aber nicht. "Mein Knie streikt.", sagte ich. "Gebrochen?" - "Glaub ich nicht, sonst würde es doch noch mehr weh tun.. Geprellt, denke ich."

"Und jetzt?", fragte er, doch ich zuckte die Schultern. "Ich muss vorallem mal auf Toilette.", entgegnete ich unschuldig grinsend. "Oh man.", flüsterte Jimin verzweifelt. Ohne groß zu überlegen kam er zu mir und hob mich so hoch, dass ich quer über seinen Armen lag. "Bin ich schwer?", fragte ich scherzend. "Nö." Er trug mich hinter den nächsten Baum, setzte mich dort ab und ging zurück zur ehemaligen Feuerstelle. "Dankee!", rief ich noch hinterher.

Als ich fertig damit war, im sitzen meine Blase zu entleeren, bittete ich Jimin wieder zu mir. Und auf dieselbe Art und Weise trug er mich wieder zurück.

"Du kannst mich doch tragen, dann können wir jetzt schon woanders hin.", schlug ich vor. "Willst du nicht zu deiner Familie zurück?", fragte er. "Nein?! Wenn ich da jetzt auftauche, dann will ich eigentlich nicht wissen, was mein Stiefvater dann anstellen wird... Kann ich nicht bei dir bleiben ein paar Tage?", entgegnete ich. "Also von mir aus, kein Problem. Aber bitte melde dich bei deiner Mum." - "Mein Handy ist kaputt." - "Dann irgendwie anders, an einer Telefonzelle in der Stadt oder so..." - "Hmm, okey."

Bevor wir uns auf den Weg machen wollten, ein anderes Nachtlager zu suchen, dehnte sich Jimin nochmal und machte sich warm, um nicht gleich keine Kraft mehr zu haben, wenn er mich trägt. Als er damit fertig war, schwang er den Rucksack auf den Rücken und nahm mich dann mit einem Mal hoch. "Tschüss, du dreckiger Mensch.", sagte er leise. "Nicht du, der Förster.", hing er an, als er mein verwirrtes Gesicht wahrnahm.
Erstmal wollten wir aus dem Wald raus und liefen deshalb in Richtung Waldrand. Aber nicht wo ich reinkam, sondern der gegenüberliegende.

Irgendwann sind wir dann also außerhalb des Waldes und standen auf einem leeren Feld. Da es höher lag als der Wald und die Stadt sowieso, wehte hier ein kalter Wind, der mir eine Gänsehaut verschaffte. "Ich brauche eine Pause.", sagte Jimin erschöpft und setzte mich auf dem Boden ab. "Ich fühl mich wie ein hilfloses Baby, das nicht laufen kann.", sagte ich und schämte mich irgendwie. "Bist du ja auch irgendwie.", lachte Jimin.

"So, weiter geht's.", meinte er motiviert nach einer kurzen Verschnaufpause und hob mich wieder hoch. "Hast du eigentlich einen Plan wo du hin willst?", fragte ich skeptisch. "Nicht wirklich. Vielleicht in Richtung des Theaterhauses. Dahinter ist auch nochmal ein kleiner Wald.", antwortete er. "Ist das nicht da, wo auch die Müllcontainer sind?", lachte ich. "Oh, stimmt. Naja, man wird das ja wohl nicht durch den ganzen Wald riechen. Wir können ja mal schauen...", entgegnete er.

- Yoongi's Mum POV -

"Der Junge ist seit zwei Tagen weg! Wenn der jetzt nicht bald zurück kommt, dann...", schrie mein Mann wütend durchs Haus. "Was dann?! Er ist 20, verstehst du das? Er ist seit einem Jahr volljährig und könnte eigentlich machen was er will! Und du führst dich als sein Stiefvater auf wie ein Diktator. Nochmal, du bist sein Stief-va-ter!! Jetzt hör mal endlich auf damit, bei jeder Kleinigkeit auszurasten!", rief ich extrem gereizt und riskierte somit einen weiteren Wutausbruch. Doch es wurde still.

Jaemin, mein kleiner Sohn verkroch sich in seinem Zimmer. Ich bin wirklich am Überlegen die Scheidung einzureichen. Eigentlich hätte ich das auch schon längst getan. Ich meine, ich liebe ihn nicht mehr und frage mich eigentlich, ob ich das überhaupt je richtig getan habe. Aber ich weiß genau, dass wenn er das mitkriegt, hier die Hölle los sein wird. Und wenn ich ehrlich bin, würde ich das sogar in Kauf nehmen. Immerhin ist das mein Haus und er kam neu dazu. Ich verstehe seine Denkweise nicht. Er liebt mich nicht und die Kinder erst recht nicht. Er hat nichts von dem Haus und von unserer Ehe, aber trotzdem führt er sich auf, wenn irgendetwas nicht nach seinem Willen läuft. Er hätte sich doch auch schon längst scheiden lassen können?!

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Falls ihr es mitgekriegt habt, ich habe das Alter nochmal geändert. Also Yoongi ist zum Zeitpunkt der Geschichte (Februar, 2018) 20 Jahre alt und Jimin 18. Hoffe, dass das nicht allzusehr verwirrt.
Für die neuen Leser müsste das Alter aber von Anfang an gepasst haben. :)
- Nika

17. Juli 2018

[✓] lifesaver ❥ yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt