Samstag, 11.03.2018
"Yoongi? Baby?", flüsterte ich in sein Ohr und rüttelte sanft an ihm, obwohl er noch mitten in seinem wohlverdientet Schlaf war. Bei ihm ist zehn Uhr ja noch viel zu früh. "Was ist denn?", fragte er genervt mit seiner sexy Morgenstimme. "Ich hab noch ein Geburtstagsgeschenk für dich." - "Och ChimChim, nicht jetzt. Später gerne aber ich bin jetzt noch gar nicht in Form für Sex.", versuchte er mir mit immer noch geschlossenen Augen klarzumachen. "Das meine ich doch gar nicht. Ich hatte dir ein Versprechen gegeben und das möchte ich dir heute erfüllen. Es tut mir Leid, aber wir müssen jetzt aufstehen, sonst schaffen wir das zeitlich nicht mehr.", sagte ich und strich ihm durch die Haare. "Was für ein Versprechen?", wollte er wissen. "Das siehst du dann." Widerwillig richtete er sich auf und streckte sich, bevor er seine Augen öffnete und plötzlich nackt neben mir im Bett saß. Als ich an mir runter schaute merkte ich erst jetzt, dass ich ebenfalls ohne Kleidung geschlafen habe. Naja, wie hätte es auch anders sein sollen, wenn wir noch nichts zum Anziehen haben. Ich vermied den Blick zu seiner Mitte, weil ich ganz genau wusste, dass es sonst so enden würde wie gestern Abend. Und das will ich nicht, jedenfalls nicht jetzt.
Wir zogen uns unsere Klamotten an, die wir am Fenster über Nacht gelüftet haben und aßen danach jeweils ein Toast, bevor wir gegen halb elf die Wohnung verließen. "Okey, jetzt musst du mir helfen. Wo ist der Bahnhof, ich kenne mich diesbezüglich immer noch nicht aus.", fragte ich Yoongi nach Hilfe. "Wohin willst du? Es ist mir echt ein Rätsel... Folge mir einfach.", meinte er skeptisch und lief in eine Richtung.
- Yoongi POV -
"So, hier sind wir.", sagte ich als wir eine Viertelstunde später vor dem Eingang des Bahnhofes standen. Jimin ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen und schien nach etwas zu suchen. Dann lief er auf die Fahrpläne zu. "Ah, genau. Gleis 3, in 5 Minuten. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt.", murmelte er vor sich her. Ich schaute ihn einfach nur komisch an und versuchte irgendwas aus ihm lesen zu können. Er schien nur sehr konzentriert zu sein. "Los, wir müssen zu Gleis 3!", sagte er lautstark und zog mich hinter sich mit in die Unterführung. Ohne meine Hand loszulassen rannte er die Treppen hoch zum Bahnsteig und zog mich auch gleich in den schon wartenden Zug, wodurch ich auch auf den Anzeigen nicht erkennen konnte, wo der Zug hinfährt. Ich hoffe nur, dass er wenigstens in den richtigen Zug gestiegen ist. Wir setzten uns auf einen freien Doppelsitz und warteten auf die Abfahrt. "Jimin?! Hast du überhaupt Fahrkarten?!", rief ich erschrocken, woraufhin er lächelnd ein Blatt Papier aus der Hosentasche zog. "Gut."
Irgendwann fuhr der Zug los in Richtung Seoul, was mich stutzig machte. "Jimin... Du weißt, dass ich Seoul nicht mag und wenn du jetzt mit mir dort hin willst, dann ist das definitiv kein schönes Geburtstagsgeschenk.", erinnerte ich ihn. "Nein, nein, das weiß ich, Baby. Wir müssen leider nur durch Seoul durchfahren und dort umsteigen, aber wir bleiben da auf keinen Fall länger als eine Viertelstunde, das würde ich dir nicht antun.", meinte er sanft, was mich beruhigte. Und dann kam mir eine Idee, was er vor haben könnte. Aber hat er das jemals versprochen? Ja, da war mal irgendwas, ich habe keine Ahnung. Vielleicht sollte ich mich wirklich einfach überraschen lassen.
Nachdem wir in Seoul in den hoffentlich richtigen Zug umgestiegen sind, befanden wir uns jetzt auf dem direkten Weg zu einem Ziel, das bis jetzt nur Jimin kennt. Jetzt sitzen wir uns gegenüber und während er seinen Blick nach draußen auf die vorbeiziehenden Bäume lenkte, schaute ich ihm direkt in die Augen. Ich glaube ich habe in ihm wirklich die Liebe meines Lebens gefunden. Irgendwann werde ich ihn heiraten...
"Nächste Station: Goyang. Ausstieg in Fahrtrichtung links.", ertönte plötzlich die schallende Computerstimme durch den ganzen Zug und riss mich aus meinen Gedanken. Er hat es also wirklich getan. Er fährt mit mir zu dem Grab meines Vaters. "M-müssen wir d-da raus?", fragte ich mit zitteriger Stimme, weil es das erste Mal nach 15 Jahren sein wird, dass ich diesen Ort besuche. Er lächelte. "Ja. Wenn du nichts dagegen hast." - "N-nein, hab ich nicht."
Wir stiegen also aus und Jimin holte eine Stadtkarte aus seiner Hosentasche. "Da lang." Da ich hier selbst nur einmal war und ich zu dem Zeitpunkt auch erst 6 war, kannte ich mich hier absolut nicht aus, weshalb wir beide auf die Karte angewiesen waren. Ich folgte Jimin einfach. An jeder Menge Kiosks, Läden, Hochhäusern und Firmengebäuden vorbei, kamen wir dann in eine ruhigere Ecke der Stadt. Mehr Bäume, Einfamilienhäuser, Spielplätze und ein Park direkt neben uns. "Wir sind gleich da.", meinte er und mein Herz begann zu schlagen. Ich werde zwar gleich in Tränen ausbrechen, aber dann kann ich all das was sich 15 Jahre angestaut hat endlich mal rauslassen.
Und dann sahen wir beide das Friedhofsgelände. Mit einem fragenden besorgten Blick schaute mich Jimin nochmal an, doch ich nickte nur. Dann liefen wir durch die Reihen. Ich voraus, weil ich noch weiß, dass es irgendwo hinten rechts war. Kurz darauf stand ich davor, Jimin neben mir. Es sieht noch so aus wie am ersten Tag. Nichts kaputt, nichts aufgescharrt und wunderschöne Blumen. Meine Großeltern haben sich also immer darum gekümmert. "Ich bin da, ja? Damit du Bescheid weißt, du bist hier nicht alleine." - "D-danke, Jimin.", antwortete und spürte jetzt schon wie mir das Wasser in die Augen schoss. "Min Daehong", der Name meines Vaters, stand dort in den grauen Marmor-Grabstein eingraviert. Unten drunter die Daten. "Geboren am 17.09.1970; gestorben am 03.06.2003" Plötzlich hatte ich sein Gesicht wieder vor Augen. Szenen, wie er mit mir Fußball spielte, Beeren und Pilze suchte, das Klavierspielen beibrachte, tauchten in meinen Gedanken auf. Und wie ich es vorhergesehen hatte, sackte ich auf den Boden und fing unglaublich sehr an zu weinen. Alles musste einfach raus. "Yoongi, ich bin da.", sagte Jimin besorgt, doch ich war nicht in der Lage zu antworten. Stattdessen stand ich auf und zog ihn in eine Umarmung. Ich verkroch mich in seinem Nacken und schluchzte und weinte so sehr wie ich es vor 15 Jahren das letzte Mal getan habe. "Ich v-vermisse ihn so sehr!", schrie ich verzweifelt. "Ich weiß, Baby, ich weiß!", versuchte er mich zu beruhigen. Seine Hand verkroch sich in meinen Haaren, wo er mich streichelte. "Warum musste er sterben?!", schluchzte ich. "Irgendwann siehst du ihn wieder..." - "Ich will ihn aber jetzt wieder sehen!" - "Ich verstehe dich..." Er löste sich leicht von mir und schaute mir in die Augen. "Yoongi, hör mir zu. Er ist im Himmel und er würde nicht wollen, dass du dich so fertig machst. Er passt auf dich auf und vielleicht hat er es ja gewollt, dass ich dich im Wald finde. Er wird dich auch von da oben niemals vergessen. Und wenn du reden willst und irgendwas brauchst, dann bin ich immer für dich da, vergiss das nicht. Ich helfe dir wann immer du Hilfe brauchst, denn ich liebe dich so unglaublich sehr, Yoongi. Und das nicht umsonst." Mir rollte eine Träne nach der anderen über die Wange. Ich bin so froh ihn zu haben. Ich drückte ihn wieder an mich. "Ich liebe dich auch, Jimin. Mehr als alles andere!"
❥ THE END!
- x -
Oh. Mein. Gott. Danke danke danke an alle, die bis zum Schluss dabei waren. Danke an alle, die gevotet und kommentiert haben. Danke, dass überhaupt jemand mein Buch gelesen hat. Danke für 1,27k Leser bis jetzt. Ich hoffe natürlich, dass es noch mehr werden. :)) Seit Juli sitze ich an diesem Buch und ich weiß dass ich oft unaktiv war, sorry. Aber trotzdem hat mir das Schreiben Spaß gemacht. Auf meinem Profil sind noch ganz viele andere Bücker geplant, also wenn euch mein Schreibstil gefällt könnt ihr ja mal vorbeischauen. Ein letztes Mal für dieses Jahr und dieses Buch: DANKE! Und jetzt noch einen guten Rutsch in 2019! I LOVE YOU!
- Nika31. Dezember 2018
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[✓] lifesaver ❥ yoonmin
FanficWas ist wenn aus einem einfachen Spaziergang im Wald ein Überlebenskampf wird? Man gibt die Hoffnung auf, irgendwie sein Leben fortsetzen zu können und will einfach nur noch möglichst schmerzlos sterben. Doch das Glück begeleitet dich. Ist es Zufall...