- Chapter 13

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- Yoongi POV -

Gegen Mittag liefen wir zu dritt los in die Stadt. Von der Feuerstelle haben wir alles mitgenommen, was uns gehört, nicht dass mein Stiefvater dort aufkreuzt und was mitgehen lässt. Aus Höflichkeit nahm ich Jimin seinen Rucksack ab und trug ihn selbst.

Langsam schlenderten wir durch die Straßen von Samri und gingen nochmal durch, was wir alles holen wollten. "Schokolade, Sandwiches und Obst.", zählte ich meine Wünsche nochmal auf. "Ich wollte Pizza.", sagte Kookie lächelnd. "Ob wir das so hinkriegen, wie du dir das vorstellst, weiß ich nicht. Aber ich hol mal eine mit. Welche Pizza darf's denn sein?", fragte Jimin. "Ähm... Magherita?", antwortete Kookie und fragte mich mit seinem Blick ob, das okey ist. Ich nickte.
"Und zum Trinken wieder Wasser und Eistee?" - "Ja, aber bring mal ein paar Flaschen mehr mit." - "Wie ein paar Flaschen mehr? Ich muss klauen, das wäre viel zu auffällig, da 20 Flaschen in meinen Rucksack zu stopfen." - "Dann gehen wir halt mal in zwei oder drei Geschäfte und nicht nur in eines.", schlug ich vor. "Hm... Okey."

Nach dem ersten Geschäft, in dem Jimin erstmal nur Schokolade und Eistee holte, gingen wir erstmal in die Stadt zu einer alten Statue und wollten da nur kurz chillen. Dort angekommen, setzten wir uns auf eine Steinmauer nebenan und beobachteten die Leute, die mit ihren schweren Einkaufstüten an uns vorbei hetzten.

"Mama, darf ich das haben?", fragte ein kleiner Junge seine Mum und zeigte mit seinem Finger auf ein kleines Flugzeug im Schaufenster eines Spielzeugladens. Mit einem irgendwie verzweifelten Blick wechselte sie zwischen dem Spielzeug und ihrem Sohn. "Nein, heute nicht. Du hast gestern erst von Oma deine Auto-Rennbahn bekommen.", beschloss sie und strich ihm entschuldigend über die Haare. "Komm her.", forderte sie ihn lächelnd auf, an seine Hand zu kommen, was er auch tat. Trotzdem war er traurig und ließ seinen Kopf hängen. In den nächsten Momenten verschwanden die zwei in einer Nebengasse.

Das erinnert mich an jemanden. An mich - und meinen Dad. Meinen richtigen Dad. Wir waren auch immer zu zweit in der Stadt unterwegs. Teilweise damals auch viel in Seoul. Mittlerweile bin ich kaum in Seoul, weil die Stadt für mich einfach einen schlechten Flaire hat, seit mein Vater dort erschossen wurde. Ich fühle mich im Wald zu ihm verbunden, aber nicht in Seoul. Meinen Bruder interessiert es nicht wirklich, weil es ja eigentlich auch nur mein Halbbruder ist, also das Kind von meinem Stiefmonster. Und außerdem war er damals noch gar nicht auf der Welt - noch nicht mal annähernd. Trotzdem hätte er lieber einen anderen Dad, als seinen leiblichen. Vollkommen verständlich. Zum Glück hat Jaemin nichts charakterliches von seinem Vater geerbt, jedenfalls noch nichts ersichtliches.

"Fuck!", wurde ich von Kookie aus meinen Gedanken gerissen. "Dein Stiefvater!", rief er und warnte somit mich und Jimin. Mein Blick fiel sofort dahin, wo auch Kookie's hinfiel und schon von weitem erkannte ich ihn. Wenn man vom Teufel denkt. Sofort entdeckte er uns und sein Gesicht würde auf der Stelle aggressiv. Mit einem Mal fing er an zu rennen, und zwar direkt auf uns zu. Wohin auch sonst? Wir sprangen alle drei auf und sprinteten in die Richtung, aus der wir hergekommen sind, davon. Gott sei Dank konnte ich wieder alleine rennen. Die Verfolgungsjagd begann also auf's Neue. Jimin voraus, ich als zweites und Kookie nur knapp hinter mir hetzten wir durch die Straßen. Aus Angst, wertvolle Zeit verlieren zu können, traute ich mich nicht zu schauen, wo mein Stiefvater ist. Aber ich hörte, dass er hinter uns her jagte. "Ihr Dreckskerle!", beschimpfte er uns laut. Die Passanten, an denen wir vorbeisausten, schauten uns an wie die Hühner auf der Stange. "Ruft jemand vielleicht die Polizei?!", schrie Jimin genervt durch die Gassen. Nur einzelne Menschen zückten das Handy. Ob sie das jetzt als Schaulustige filmen wollen oder wirklich die Polizei rufen, weiß ich nicht.
Mein Stiefvater machte keine Anstalten uns in Ruhe zu lassen, sondern jagte uns hinterher, wie Katze und Maus. Jimin bog in eine Straße nach rechts ab und Kookie und ich schafften es nur noch knapp, auch mit abzubiegen. Einen kleinen Blick wagte ich nach hinten, doch ich sah, dass er immer noch rannte. Plötzlich stolperte Kookie über seine eigenen Füße, könnte sich aber zum Glück noch fangen, bevor er auf dem Boden landete.
Am Ende dieser Straße Bogen wir wieder nach rechts ab, sodass wir wieder in Richtung der Statute liefen. Langsam konnte ich mein Atmen nicht mehr so ganz kontrollieren und ich bekam Seitenstechen.

"Haaalt! Stopp! Polizei!", riefen drei Männer in Uniform, als wir wieder auf den Platz mit der Statue rannten. Jimin, Kookie und ich huschten noch schnell hinter die Ecke, damit die Polizei meinen Stiefvater gut erwischt. Vollkommen erschöpft lehnten wir unsere Hände auf die Knie und atmeten tief durch. Während die Polizisten damit beschäftigt waren, dieses Monster endlich festzunehmen, nahm Jimin seinen Rucksack ab. "Hier.", sagte er und drückte ihn einem fremden jungen Mann in die Hand, der ihn fragend anschaute. "Bitte halt den kurz!", flehte Jimin ihn an. Der Mann huckelte ihn auf und lehnte sich gechillt gegen eine Wand. "Danke.", sagte Jimin lächelnd. Was sollte das denn jetzt?

"Fuuuuck!", fluchte mein Stiefvater laut, als er Handschellen angelegt bekam. Der Polizist forderte seinen Ausweis. "In meiner Hosentasche.", sagte er emotionslos. "Bitte mal das Strafregister von Cho Jongil überprüfen.", forderte der eine Polizist in sein Funkgerät, als er den Ausweis in der Hand hielt. Cho Jongil, das ist sein Name. Mein Halbbruder heißt leider ja auch nicht Min Jaemin, sondern Cho Jaemin.

Ein anderer Polizist kam zu uns. "Warum verfolgt der euch?", fing er an uns auszufragen. "Das ist mein Stiefvater und er will, dass ich zurück nachhause komme. Warum, weiß ich nicht. Weil ich bin volljährig.", erklärte ich. Dann sollten auch wir unsere Ausweise zeigen. Kookie und ich hatten sie. ChimChim nicht. "Ich hab keinen Ausweis mehr." - "Wie Sie haben keinen Ausweis mehr?" Jimin erklärte kurz seine Geschichte mit dem obdachlos sein. Auf die Frage, wie er sich versorgt, antwortete er, er würde Pfandflaschen sammeln. Deshalb hat der den Rucksack abgegeben. Schlau.

"Was passiert jetzt mit ihm?", fragte ich. "Kommt drauf an.", antwortete der Polizist. Der andere Beamte tippte ihm auf die Schulter. "Hm?" - "Er ist vorbestraft. Er war 2003 Mittäter bei der Schießerei in Seoul. Weil er selbst niemanden getötet hat nur 4 Jahre Gefängnis und 2007 ist er wieder rausgekommen.", erzählte ihm sein Kollege. Ich spürte, wie mir die Farbe aus dem Gesicht entwich. "Die Schießerei bei der... 4 Menschen getötet wurden?", stotterte ich. "Ja.", gab mir der Polizist Bestätigung. Er war beteiligt. Dieses Schwein. Mein Stiefvater war mit schuldig, dass mein leiblicher Papa gestorben ist! Wie ich ihn hasse! Meine Tränen liefen und ChimChim erzählte dem Beamten alles, da ich gerade nicht in der Lage dazu war. "Mein Stiefvater rastet zuhause immer komplett aus.", sagte ich. "Sie müssen ihn einsperren - und diesmal für immer bitte!", flehte ich den Polizisten an. Ich kann es nicht glauben. Wenn meine Mutter das gewusst hätte, hätte sie ihn noch nicht mal angeschaut. Aber woher soll sie das wissen?

"Wie können wir Sie erreichen?", fragte der Polizist. "Wir sind immer im Wald hinter dem Theaterhaus zu finden.", antwortete Kookie. "Wir geben Bescheid.", sagte der Polizist und verabschiedete sich dann.

Ich weinte so stark wie schon seit Jahren nicht mehr. Jimin nahm mich in den Arm. Meine Tränen tropfen, nein fließen, in seine Jacke. Ich presste ihn ganz nah an meinen Körper. Ich muss jetzt irgendwo diese Nähe zu einer männlichen Person hernehmen. Meine Vorstellungen ließen Jimin zu meinem Dad werden. Ich umarmte meinen leiblichen Vater.

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1259 Wörter omg, Heiliges. xd Ich wollte das Kapitel jetzt nicht mittendrin abschneiden. Das wäre doch unfair euch gegenüber... ;)
- Nika

28. Juli 2018

[✓] lifesaver ❥ yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt