- Chapter 17

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Samstag, 25.02.2018

Es ist der Tag, an dem entschieden wird, wie mein Stiefvater für seine Straftaten bestraft wird. Die Verhandlung beginnt um 12 Uhr. Jetzt ist es gerade 9 Uhr und wir sind gerade erst aufgewacht. Heißt, wir haben jetzt zweieinhalb Stunden Zeit, um zu frühstücken, uns irgendwie "fertig zu machen" und zum Gericht zu laufen.

Los ging es logischerweise mit dem Frühstück. Wirklich fertig machen konnten wir uns danach nicht, aber wir beschlossen, vorher noch in eine Drogerie zu gehen, um Parfüm zu verwenden. Unsere Kleidung mussten wir wohl oder übel so lassen. Aber eigentlich wissen die Leute dort ja, dass wir kein Dach über dem Kopf haben.

Da ich der einzige war, der sich in der Stadt noch gut genug auskennt, musste ich uns dann zum Gericht führen. Währenddessen gingen mir so einige Dinge durch den Kopf...

Wo ich gerade erst daran dachte war, dass meine Mutter ja auch dort sein wird, genau wie Jaemin. Und ansprechen und mich umarmen wird sie mich auch. Verständlich, wenn der Sohn von jetzt auf gleich von zuhause verschwindet. Immerhin bin ich mittlerweile schon seit einer Woche ohne wirkliches Lebenszeichen weg. Mit Sicherheit wird sie mich auch wieder mit nachhause holen wollen. Was ich darauf sagen werde, weiß ich auch noch nicht. Sicher ist nur, dass ich nicht mitgehen werde.

Die "wichtigste" Person, die natürlich anwesend sein wird, und die für das ganze überhaupt verantwortlich ist, ist natürlich mein Stiefvater. Wenn ich dort an diesem Zeugentisch bin und vom Anwalt meines Stiefvaters mit irgendwas konfrontiert werde, was sage ich dann? Oder wie soll ich mich verhalten? Sobald ich den Noch-Ehemann von meiner Mutter sehe, denke ich an das Attentat von damals. Ich werde kein Wort rauskriegen. Aber irgendwie muss ich ja bei der Sache bleiben, schließlich ist es mein Ziel, den Dreckskerl so lange wie möglich in den Knast zu stecken.

Nächstes Problem: Die Atmosphäre generell. Ich meine, das ist ein verdammtes Gericht. Das ist ein Ort, an dem schlechte Taten besprochen werden. Ich könnte dort selbst bald sitzen, wenn das mit dem Klauen auffliegt. Die ganze Umgebung und Situation könnte mich einschüchtern.

Oh man, über sowas mache ich mir doch sonst auch keine Gedanken?!

Vor lauter Nervosität bekam ich gar nicht mit, dass wir schon davor standen. "Yoongi?" Ich schüttelte meinen Kopf, um alle Gedanken abzuschütteln und drehte mich zu Jimin. "Wir schaffen das! Wir bringen diesen ekelhaften Mistkerl hinter Gitter!", sprach er mir Mut und Zuversicht zu. Ich lächelte dankend.

Dann betraten wir das Gebäude und setzten uns vor unseren Gerichtssaal. In zwanzig Minuten wird die Verhandlung beginnen. Wann wir reingerufen werden, weiß ich nicht. Ich als Geschädigter werde wahrscheinlich gleich zum Anfang mit reingeholt, und Jimin und Kookie müssen hier draußen auf ihren Auftritt warten.

Mit der Zeit kamen ein paar Leute dazu, die ich kannte. Ein Kumpel meines Stiefvaters, den ich eigentlich ganz nett fand. Und auch Herr Kim, der leitende Kommissar war da, um die Vernehmung wiederzugeben.

Fünf Minuten vor Beginn kamen dann die Staats- und Rechtsanwälte und der Richter. Und dann kam das Stiefmonster. Ich vermied den Blickkontakt so gut es ging. Nicht viel später folgten Jaemin mit meiner Mutter, bei denen ich auch mit rein laufen sollte. Das Gesicht meiner Mum verwandelte sich zu einem erleichterten, als sie mich sah. Nachdem sie allerdings an mir runter schaute, war sie eher skeptisch. Ich werde ihr alles in der Pause erklären, denn jetzt geht erstmal die Verhandlung los.

Der Richter nannte die Anklagepunkte und konfrontierte meinen Stiefvater dann damit. Der leugnete nichts und starrte nur mit seinem eiskalten Blick in den Saal. Auch sein Anwalt scheint nichts einwenden zu wollen oder können. "Dann rufen wir den Zeugen Wan Sihyung herein.", beschließt der Richter. Der Kumpel meines Stiefvaters trat herein und nahm auf dem Stuhl in der Mitte des Raumes Platz. "Was können Sie zu dem Fall der häuslichen Gewalt und des Attentates sagen?", fragte der Richter, nachdem er die Personalien überprüft hatte. "Zur häuslichen Gewalt kann ich leider nichts sagen, da ich nie etwas mitbekam, als ich zu Besuch war. Was das erste Attentat betrifft kann ich sagen, dass ich damals von Jongil ziemlich abgeschoben wurde. Als wir abends immer mal einen trinken gehen wollten, meinte er immer, er hätte besseres zu tun. Und als ich zu ihm nachhause kam, um ihn abzuholen, saß er ständig vor dem Computer. Und ich bekam mit, dass er sich mit jemand anderem ständig traf, der sich ja später dann als der Hauptattentäter entpuppte.", erzählte er. Meiner Mum lief eine Träne die Wange runter. "Danach hab ich nichts mehr von ihm gehört. Erst als er aus dem Knast raus kam, hab ich ihm irgendwie verzeihen können und wir haben uns halt ganz normal weiter als Kumpels gesehen. Von dem geplanten Attentat wusste ich nie was.", sagte Sihyung. Nachdem sich der Richter einiges notierte, hatte er trotzdem noch eine Frage. "Warum haben Sie der Familie Cho, beziehungsweise Min, nie davon erzählt, dass Cho Jongil in der Sache mit dem Attentat mit drin steckte?" - "Ich wusste selbst nicht, dass einer der Männer, die damals ums Leben kamen, der Mann von ihr war. Also ich kannte die Verbindung, die da bestand selbst nicht." Der Richter nickte, hatte keine weiteren Fragen und Sihyung konnte gehen.

[✓] lifesaver ❥ yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt