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Ich musste viermal neu wählen, bis er endlich abhob. 

"Was willst du, Carol?", erklang seine typisch mürrische Stimme am andere Ende. 

Er klang müde. Vermutlich hatte ich ihn aufgeweckt.

"Tut mir leid, wegen der Störung.", knurrte ich sarkastisch. 

Nach der Aktion letzter Nacht war ich immer noch ein wenig sauer. 

"Aber ich brauche ganz dringend deine Hilfe. Bitte!"

"Worum geht es?", fragte er plötzlich etwas interessierter.

"Um einen Freund. Es ist etwas ganz Seltsames passiert und ich hab da einen Verdacht..." 

Also erzählte ich ihm alles über das Fieber, die plötzliche Genesung, das komische Verhalten, die blasse Haut und die glühenden Augen.

Anfangs hatte ich Angst, er würde mich nur für paranoid erklären, aber zu meiner Überraschung, schwieg er eine ganze Weile, eher er nachdenklich murmelte: "Ich kann heute nach Sonnenuntergang zu seiner Wohnung kommen und ihn mir selbst ansehen. Ich glaube ich weiß, was mit ihm los ist."

"Okay, ich schicke dir die Adresse und warte hier solange."

"Nein, Carol, geh nach Hause."

"Was!? Nein, wieso? Ich bleibe!"

Luke stöhnte genervt.

"Carol, tu einmal was ich sage und geh nach Hause, bis ich komme. Bitte."

Bitte

Er hatte noch nie Bitte gesagt.

"Okay.", flüsterte ich noch etwas ungläubig. "Okay, ich geh nach Hause."

Er legte auf und ich ging zur nächsten Haltestellte. Bo hatte mir vor Minuten gesimst, dass er die aufgelöste Sonja nach Hause gebracht hatte.

Eigentlich hätte ich meiner besten Freundin jetzt beistehen müssen, aber wenn wir Wayne nicht helfen konnten, wäre sie noch viel mehr am Boden zerstört.

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Während ich darauf wartete, dass die Sonne endlich unterging, durchforstete ich das Internet über Vampir. Konnte ja nicht schaden, sich ein wenig Grundwissen anzueignen.

Luke hatte zwar gesagt, dass nicht jeder Mythos über sie war wäre, aber manches schon. Natürlich gab es nur um die fünf Millionen Artikel. 

Ich las einen von einem angeblichen Biologieprofessor von einer Universität in England, in dem es um telepathische Kräfte von Vampiren ging, als mein Handy klingelte. 

Es war Luke. 

Ohne eine Begrüßung fragte ich: "Kannst du meine Gedanken lesen?"

Ich musste es einfach wissen.

Eine Weile lang herrschte Stille.

"Luke?"

"Wo hast du den Scheiß her? Carol, sag mir nicht, dass du Vampire gegoogelt hast!"

Obwohl er mich nicht sehen konnte, klappte ich den Laptop vor mir zu. 

"Kann sein."

Er seufzte. 

"Nein, kann ich nicht. Aber ich denke, dass du in fünfzehn Minuten bei deinem Freund sein solltest, wenn du meine Hilfe willst."

Dann legte er einfach auf. 

"Und ich denke, du solltest dir von jemandem Manieren beibringen lassen!", knurrte ich in die Stille hinein und zog mich an.

Als ich bei Waynes Wohnhaus ankam, lehnte Luke bereits an der Haustür. 

BlutrubinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt