Schneezauber

10. bye bye

Leise pochte es an der Tür. Elsa straffte die Schultern. «Herein!» Zögernd öffnete sich ihre Zimmertür und Jack in Begleitung von Elsas Mutter und Schwester betrat das Zimmer. Elsas Mutter hatte Anna an der Hand. Doch kaum sah Anna, dass Elsa ihren Koffer gepackte hatte, riss sie sich los und rannte weinend zu ihrer grossen Schwester. «Du darfst nicht gehen! Wer baut dann mit mir Schneemänner?» Elsa schluckte schwer, und legte behutsam den Arm um Anna. «Ich muss gehen, Anna. Aber ich bin sicher, dass Grete sich gerne Zeit nimmt, mit dir Schneemänner zu bauen» Sie blickte zu ihrer Mutter, welche sie mit einer Mischung aus Trauer und Furcht ansah. Elsa seufzte und schob Anna sanft zurück. Zögernd trat sie zur Königin. Ihre Mutter versteifte sich kurz, zog dann jedoch ihre ältere Tochter in die Arme. «Es tut mir leid, Elsa.» «Ich weiss, Mutter», flüsterte Elsa zurück und machte sich los. Schmerz zuckte über das Gesicht ihrer Mutter. «Leb wohl Elsa, ich hoffe, du findest was du dir wünschst» Elsa liess den Wunsch unkommentiert. Wie sollte sie etwas finden, was sie für immer verloren hatte? Jack sah sie an. «Seid Ihr soweit?» Elsa nickte.

Jack sah zu Elsa hinüber. Schon während der ganzen Reise hatte sie kein Wort gesprochen. Sie sass mit starrer Miene im Sattel ihres Pferdes. Nur einmal, als das Schloss ihrer Kindheit schon fast hinter den Wipfeln der Bäume verschwunden war, hatte sie zurückgeblickt. Seither hatte sie keine Mine verzogen. Das Mädchen, welches sie begleitete, hatte ebenso wenig ein Wort gesprochen. Jack kam sich trotz der Begleitung seltsam einsam vor. Beinahe so, als ob er wieder in den eisigen Gängen des Eispalastes der Sneedronningen wäre. Er seufzte. Just in diesem Moment trabte das Mädchen an Elsas Seite. Mitfühlend legte sie ihr eine Hand auf den Unterarm. Elsa lächelte gequält und straffte sich. «prinsesse Elsa? Dürfte ich Euch etwas fragen?» Elsa hob den bei der Ansprache den Kopf. «Ich bin verstossen, Jack. Du musst mich nicht mehr prinsesse nennen und auch nicht mit der Pluralis Majestatis ansprechen.» Jack schluckte. Gelinde war er etwas überrascht, hatte sich Elsa doch so zu einem nun, einfachen Bauernmädchen degradiert. «Wie Ihr.. ich meine, wie du wünschst. Würdest du mir in diesem Falle erklären, weshalb dieses Mädchen bis jetzt nicht gesprochen hat?» Elsa starrte ihn an. Jack hatte das unbehagliche Gefühl, in ein Fettnäpfchen von der Grösse eines Berges gestiegen zu sein. «Sie kann nicht sprechen. Zumindest nicht mit ihrer Stimme.» Jack schaute betreten. Beschämt wandte er sich an das junge Mädchen, welches ihn mit ausdrucksloser Miene musterte. «Es tut mir leid, ich wollte dir gewiss nicht zu nahe treten.» Das Mädchen fuchtelte kurz mit den Händen herum, was Jack allerdings keinerlei Informationen oder Sinn erschloss. «Sie sagt, dass es schon gut ist», warf Elsa, welche ihre Freundin genau beobachtet hatte, ein. Jack begriff, was Elsa vorhin gemeint hatte, dass das Mädchen nicht mit der Stimme spräche. Gleichzeitig empfand er Bewunderung für die beiden Mädchen, welche offenbar einen Weg gefunden hatten trotzdem miteinander zu sprechen. Er nickte dem Mädchen kurz zu und wandte sich wieder der Schneelandschaft vor sich zu. Je näher sie seiner Heimat kamen, desto kälter und unwirtlicher wurde die Umgebung. Elsa zitterte schon leicht. Jack seufzte. Seine Herrin war ganz offensichtlich äusserst schlechter Laune. Erfreut stellte er ausserdem fest, dass Elsa nun etwas ruhiger wirkte, etwas gefasster. Obwohl noch kleine Eiskristalle auf ihren Wangen glitzerten. Sie stammten sehr wahrscheinlich von ihren Tränen, welche stumm über ihr Gesicht gelaufen waren. «Kommt rasch, ihr beiden. Bald sind wir da.» Erneut übernahm Jack die Führung und geleitete die Mädchen immer tiefer in eine kalte, dunkle Welt, wissend, dass es sobald sie ankamen, kein Zurück mehr geben würde