Schneezauber

11. Bewegende Schneemänner?!

Jack stapfte missmutig durch die Schneegänge des Palastes. Weshalb musste es ausgerechnet die Königstochter treffen? Obwohl sie so tat, als ob es ihr nichts ausmachte, spürte er, wie es an ihr nagte. Gestern Abend waren sie im Schneepalast der Sneedronningen angekommen. Elsa hatte sowohl fasziniert als auch ängstlich dieses riesige Eisgebilde betrachtet. «Wer hat das gemacht?» Jack hatte unbehaglich zur Seite gesehen und sich schliesslich entschlossen, die Frage unbeantwortet zu lassen.

Er wurde etwas unsanft aus seinen Gedanken gerissen, als er in einen kleinen Schneemann lief,der vor ihm stehen geblieben war. «Hallo, mein Name ist Olaf und ich liebe Umarmungen», sagte der Kleine und schaute freundlich zu Jack hoch. Doch Jack brummte nur: «Wer hat dich gemacht?» Olaf überlegte. «Das Mädchen», antwortete er. Jack stutze. Elsa sollte ihn gemacht haben? «Bist du dir sicher?», hakte Jack nach. Der kleine Schneemann nickte. Wie konnte das sein? Elsa besass noch nicht lange ihr helles Haar, eigentlich sollte sie noch keine Eiskräfte haben. Denn inzwischen hatte die Sneedronningen ihn darüber aufgeklärt, was es mit den Eisscherben auf sich hatte. Je länger das Haar weiss war, so hatte sie erklärt, desto stärker wären die Eiskräfte, über die man gebiete. Gedankenverloren schaute Jack vor sich hin. Der kleine Schneemann kam näher und zupfte an seinem Pullover. «Was ist denn los?», fragte er. Jack schüttelte den Kopf. «Es ist nichts. Kannst du mir aber sagen, wo Elsa ist?» Olaf nickte. «In ihrem Zimmer. Das stumme Mädchen ist auch bei ihr.» Jack bedankte sich bei dem kleinen Schneemann und lief zu Elsas Raum. Er hoffte, dass die Sneedronningen Olaf noch nicht gesehen hatte. Sie würde ansonsten sofort damit beginnen, Elsa nach ihren Wünschen zu beeinflussen. Zögernd trat er an Elsas Tür und klopfte. «Herein!», ertönte sofort Elsas Stimme. Langsam öffnete Jack die Tür und trat ein. Elsa sass am Fenster und blickte in die eisige Landschaft. Dort, wo Elsa ihre Hände an die Scheibe gelegt hatte, bildeten sich kleine Eiskristalle, die immer grösser wurden. «Hallo Elsa», murmelte Jack. «Ach, hallo Jack», antwortete Elsa gedankenverloren. «Und, gefällt dir dein Zimmer?», fragte Jack schüchtern. Elsa nickte, sah allerdings weiter zum Fenster hinaus. Jack sah sich um. Hatte Olaf nicht etwas von Sophya gesagt? «Wo ist Sophya?» Elsa schreckte hoch. «Ich glaube... sie ist...ich weiss es nicht», gab Elsa nach kurzem Stottern zu. «Hat sie denn nicht gesagt, wohin sie wollte?» Elsa schüttelte den Kopf. «Vorhin hab ich einen Schneemann gebaut. Ich meine...», fügte sie trotzig hinzu, in der Annahme, Jack würde sofort etwas zu diesem kindischen Verhalten sagen. «Schnee ist ja genug da. Doch als ich fertig war, starrte Sophya den Schneemann an, wurde ganz blass und wich zurück. Als ich mich umdrehte, wackelte dieser schon zur Tür hinaus. Jack... bin ich eine Hexe geworden?» Jack musterte Elsa. Verunsichert zupfte sie an den Fingerspitzen. Er konnte sich denken, was geschehen war, nachdem ein vermeintlich lebloser Schneemann angefangen hatte, sich eigenmächtig durchs Zimmer zu bewegen. Vermutlich war Sophya ängstlich hinausgelaufen, vielleicht sogar über den Palasthof in die bittere Schneewelt, die ausserhalb der schützenden Mauern noch kälter und vorallem gefährlicher war. Mit Schaudern erinnerte er sich an die Wölfe, die in letzter Zeit immer näher ans Schloss gekommen waren. Sophya wäre ihnen hilflos ausgeliefert, könnte aufgrund ihrer Stummheit nicht einmal um Hilfe rufen. «Nein,Elsa. Du bist keine Hexe. Zumindest... denke ich nicht, dass es unter Hexerei läuft.» «Was ist es dann?», fragte Elsa misstrauisch. Jack zuckte nur mit den Achseln. «So genau weiss ich das nicht. Aber was ich weiss, ist, dass wir so schnell wie möglich Sophya wiederfinden müssen!» Elsa erbleichte. «Willst du etwa sagen... dass sie in Gefahr ist?» Jack nickte. «Wenn sie sich ausserhalb der Schlossmauern aufhält, ist es fast ausgeschlossen, dass sie sich in Sicherheit befindet.» Mit diesen Worten packte er Elsa am Handgelenk und zerrte sie aus dem Zimmer, durch die Flure und Gänge auf den verschneiten Hof.