Einige Tage darauf
Elsa stand keuchend und zitternd vor Jack. Wieder einmal hatten sie an Elsas Fähigkeiten gearbeitet. Inzwischen war sie relativ gut geworden, doch trotzdem kam es immer noch vor, dass ihr bei schwierigen Aufgaben die Kontrolle entglitt. Jack nickte. «Für heute ist es genug, denke ich.» Elsa schaute überrascht. «Wir haben doch gerade erst angefangen zu trainieren.» Jack schüttelte lächelnd den Kopf. «Els, wir trainieren schon seit mindestens zwei Stunden. Für heute belassen wir es dabei. Deine Eismagie ist zwar weiter fortgeschritten, doch trotz allem bist du ein Mensch. Menschen frieren.» Elsa wiedersprach: «Nein ich frie-» doch ein Niesen unterbrach sie. Grinsend meinte Jack: «Natürlich. Du frierst nicht.» Prüfend blickte er zu einem nahgelegenen Wald. «Komm mit. Ich habe eine Idee.» «Was für eine denn?» «Das wirst du schon merken» Elsa seufzte. «Wenn du meinst. Aber wehe du beginnst, mich wieder mit Schneebällen zu bewerfen.» «Nein, das werde ich nicht», lachte Jack. Jack griff nach Elsas Hand und zog sie durch den Winterwald.
Nach einiger Zeit kamen sie an einer heissen Quelle an, die tief im Wald lag. Das Eis und der Schnee in der Umgebung der Quelle war geschmolzen, sodass dort das Gras nass glitzerte. Elsa starrte fasziniert das Naturschauspiel an. «Das ist wunderschön.» Jack nickte lächelnd. Dann entfernte er sich von ihr und verschwand zwischen einigen kleinen Fichten. Gerade als Elsa nach ihm rufen wollte, kam er zurück. Elsa errötete und wandte den Blick ab. «Ist was?», fragte Jack und legte fragend den Kopf schief. «Deine... deine Kleider», stotterte Elsa leise. «Ach das. Keine Sorge, so nackt bin ich auch wieder nicht. Es sind ja Damen zugegen.» Elsa hob den Kopf. «Aber dein Pullover...» Jack verdrehte lachend die Augen. «Natürlich. Denkst du, ich will damit baden gehen?» «Baden?» «Selbstverständlich. Was denkst denn du, wofür diese Quelle gut sein könnte?», lächelte Jack. «Na los, ich warte im Wasser auf dich.»
Es hatte Elsa einiges an Überwindung gekostet, sich bis auf die Leibwäsche ihrer Kleidung zu entledigen. Doch schliesslich hatte der verlockende Dampf, der Wärme versprach, gesiegt. Nun kam sie zögernd hinter einigen Felsen hervor und trat errötend zur Quelle. Jack musterte sie kurz und konnte nicht verleugnen, dass sie gut aussah. «Komm», meinte er jedoch nur. Er wusste, dass ein Kommentar zu ihrer Figur sie nur dazu brächte, sich wieder zurückzuziehen. Zögernd trat sie näher, blieb aber an den Steinen, die die Quelle umgaben wie einen Wannenrand, stehen. «Komm», wiederholte Jack und winkte sie näher. Misstrauisch musterte sie den Dampf, der aufstieg. «Es ist garantiert nicht so heiss, dass du dich daran verbrennen könntest. Nun komm schon.» Langsam machte sie einen Schritt ins Wasser. Doch gerade, als sie gänzlich ins Wasser steigen wollte, rutschte sie von einem der Steine weg und fiel nach vorne. Laut platschend landete sie im Wasser und begann sofort, heftig mit den Armen zu rudern. Jack schwamm zu ihr. Rasch griff er unter ihre Arme und zog sie hoch. «Du musstest natürlich genau dort ins Wasser fallen, wo das Becken zu tief zum Stehen ist», murmelte Jack belustigt. Erschrocken zitternd umfasste Elsa ihn bei den Schultern. Jack verspannte sich.
Elsa hatte das Gefühl zu ertrinken. Gerade, als ihr Kopf erneut unter die Wasseroberfläche kam, wurde sie an den Armen hochgezogen. Sie hörte Jack irgendwas murmeln, verstand es aber wegen dem rauschenden Geräusch in ihren Ohren nicht. Erschrocken umfasste Elsa seine Schultern. Plötzlich verspannte sich Jack. Elsa runzelte die Stirn. Sie hatte gerade eine leichte Erhebung auf seiner linken Schulter berührt. Neugierig, doch sanft fuhr sie mit den Fingerspitzen der Narbe entlang. Sie verlief eine kurze Strecke neben dem Rückenwirbel und folgte dann Jacks Seite hinunter, bis sie vorne direkt unter der untersten Rippe endete. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie gerade in das Privatleben von Jack vorgestossen war. Rasch zog sie die Hand zurück. «Entschuldige», murmelte sie und liess ihn los. Jack nickte nur, sagte jedoch nichts. Als Elsa leicht den Kopf hob, sah sie, dass er mit unbewegter Miene in den Nachthimmel sah.
Jack blinzelte mehrere Male und senkte den Blick von den blinkenden Sternen und dem blassleuchtenden Mond. Elsa hatte sich etwas von ihm entfernt und folgte mit den Augen den aufsteigenden Dampfschwaden, um seinem Blick zu entgehen. Leise seufzte Jack. «Es ist schon gut. Ich war nur überrascht, dass ist alles.» Elsa fixierte Jacks Schulter und fragte leise: «Woher hast du sie?» Jack überlegte kurz, als ob er sich zuerst daran erinnern müsste und zuckte mit den Schultern.
«Als Mensch... ich meine, als ich noch lebte, hatte ich die Narbe noch nicht. Ich vermute, dass sie entstand, als ich zwischen das Eis brach.» «Aber hast du mir nicht gesagt, dass du an deinen Händen keine Verletzungen hattest, nachdem du das Eis zerschlagen hattest, um aus dem See zu kommen?», fragte Elsa verwirrt. Jack fuhr sich mit den Händen durchs Haar. «Ich verstehe es auch nicht so ganz. Die einzige Erklärung, die ich habe, ist, dass diese Narbe entstand, als ich starb. Ich denke, alle Wunden, die ich vor meinem Tod hatte, heilten nicht, da sie ein Teil von mir, meinem Leben sind. Alle Wunden, die ich seither bekommen hätte, hinterliessen keine Spur.»
«Vielleicht verschwand diese Narbe auch aus einem anderen Grund nicht», überlegte Elsa halblaut. «Wie meinst du das?», fragte Jack. «Nun, du hast mir erzählt, dass du deine Schwester vom See geholt hast und selbst in die Risse gekommen bist, als du sie ans Ufer ziehen wolltest. Es klingt vielleicht dämlich...», sie unterbrach sich.
«Würdest du es mir trotzdem erzählen?», fragte Jack. Sie seufzte und sagte: «Was, wenn sie deshalb nicht verschwand, weil du in diesem Moment ihre Sicherheit über deine gestellt hast? Was, wenn genau dieses Handeln dafür sorgte, dass du... nun ja... immer noch hier bist?» Jack riss leicht die Augen auf. An so etwas hatte er noch gar nie gedacht. Er hatte es einfach hingenommen, dass er eine Narbe besass, ohne genau zu wissen, wie sie entstand. Auch wenn er erst nicht begriffen hatte, dass er tot war, hatte er sich bald damit abgefunden und versucht, das beste aus dieser Situation zu machen.
Und nun kam dieses Mädchen und brachte ihn dazu, die Geschehnisse von damals zu überdenken. War es möglich, dass genau das passiert war?
Leicht schüttelte Jack seinen Kopf. Er wollte sich in diesem Moment darüber keine Gedanken machen. Wenn er alleine in seinem Teil des Schlosses war, würde er sich damit auseinandersetzen. Nun wollte er einfach den Moment geniessen und einfach vergessen.
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Schneezauber
FanfictionJack rettet Emma das Leben, bezahlt aber mit seinem eigenen. Die Sneedronningen nimmt ihn bei sich auf und verlangt dafür seine Dienste. Dabei begegnet er Elsa und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Kann er den Fluch, welcher auf Elsa lastet brechen u...