29. Wer bin ich?

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Langsam erhob sie sich. «Aber was, wenn ich schon nicht mehr weiss, wer ich bin? Wer bin ich Jack?», fragte sie leise und sah ihn an. «Ich bin nicht mehr das Mädchen, das mit ihrer kleinen Schwester über die Flure rennt und Fangen spielt. Ich bin nicht mehr das Mädchen, mit dem du auf dem Ball getanzt hast. Ich bin nicht mehr das Mädchen, dass du hierhin mitgenommen hast.»

Jack sah sie an. «Nein, du bist nicht mehr dieses Mädchen. Du bist sie alle. Sie alle sind ein Teil von dir. Sie gehören zu deiner Vergangenheit und machen dich aus. Das kann meine Herrin dir nicht nehmen. Fokussiere dich nicht nur auf das, was jetzt ist, sondern auch auf das, was du erlebt hast...» Jacks Stimme wurde immer leiser. Diese verdammte Eisscherbe!

Er wünschte sich nicht zum ersten Mal, er wäre niemals auf den Handel seiner Herrin eingegangen. Heute wusste er, dass er damit, dass er dem Handel zugestimmt hatte, einen Pakt mit dem Teufel eingegangen war. Ein Pakt, aus dem es kein Entrinnen gab. Es wäre erträglich gewesen, wäre nur er davon betroffen. Doch auch Elsa zahlte einen Preis dafür. Auch wenn die Sneedronning diese Schneeflocke erschaffen hatte, so hatte doch er selbst diese Scherbe zu Elsa gebracht. Selbst wenn es nicht Elsa wäre, irgendjemand musste ebenso unter seiner Dummheit leiden.

Elsa ging langsam auf ihn zu. «Ich versuche es ja, Jack. Ich versuche es wirklich. Doch wie du selbst gesagt hast, ich werde immer mehr wie deine Herrin. Mit jeder Stunde verliere ich einen Teil von mir an diese Kälte. Jeden Morgen spüre ich weniger Emotionen. Wir wissen beide, dass diese Verwandlung bald kein Entkommen mehr möglich macht. Vielleicht...» «Vielleicht was?» «Vielleicht wäre es besser, wenn wir akzeptieren, dass ich so werde.»

Sie hob den Kopf. Über ihre Wangen liefen Tränen, doch sie wurden immer härter und blieben schliesslich als Eisperlen an ihrem Kinn hängen. Jack griff nach ihren Händen. Eine dünne Schicht Eis überzog nun auch ihre Handgelenke und kroch langsam ihren Unterarm hinauf. Wie er dieses Eis hasste!

«Nein», antwortete er. Elsa sah ihn verwirrt an. «Nein, ich akzeptiere es nicht, dass du so werden könntest wie sie. Ich werde bis zum Schluss eine Möglichkeit suchen, es zu verhindern. Die Trolle haben zwar...» Jack hob den Kopf. «Was haben die Trolle?», fragte Elsa leise. Jack antwortete nicht. Sollte er es wagen? Konnte er es?

Entschlossen trat er einen Schritt vor, legte eine Hand in Elsas Nacken und küsste sie. Als sie nicht reagierte, zog er den Kopf etwas zurück. In Elsas Gesicht spiegelte sich Überraschung. Er wollte gerade zurücktreten, als sie seinen Kopf packte und nun ihrerseits ihn küsste. Ihre Hände fuhren über seinen Nacken zu seinen Schultern. Langsam zeichnete Elsa mit den Fingerspitzen seine Narbe nach, bis ihre Hand auf seinem linken Schulterblatt lag.

Jack spürte die Eiseskälte, die von Elsas Fingern ausging, trotzdem erwiderte er den Kuss. Als er den Kuss unterbrach, um Luft zu holen, spürte er, wie Elsa zitterte. Besorgt sah er zu ihr hinunter. Ihre Schultern bebten leicht und sie vergrub ihren Kopf in seinem Oberteil. «Was ist denn los Els?», fragte er leise.

«Ich... ich hätte das nicht tun sollen.... ich...» Ein Hicksen unterbrach sie und hinderte sie daran weiterzusprechen. «Weshalb hättest du das nicht tun sollen?», fragte Jack leise nach und strich ihr beruhigend übers Haar. «Diese Gefühle... sie werden verschwinden. Du wirst verschwinden.» Ihre Schultern bebten immer stärker. «Weshalb sollte ich denn gehen?»

Doch statt einer Antwort riss sie sich los und wandte sich um. Jack packte sie beim Handgelenk und zog sie wieder zu sich. «Lauf nicht weg Els. Rede mit mir.» «Du kannst ein Monster nicht...», kurz zögerte sie, «du kannst ein Monster nicht lieben.» Jack stockte der Atem.

«Du bist kein Monster Elsa.» «Aber ich werde eins!», schrie sie und riss sich erneut los. «Nein. Du wirst kein Monster. Du bist und bleibst Elsa, das Mädchen, in das ich mich verliebt habe!», antwortete Jack laut. «Was?», fragte Elsa leise. «Du hast mich schon verstanden Elsa. Ich liebe dich. Egal was oder wer du bist oder was noch passieren wird. Nichts auf der Welt wird daran etwas ändern, hörst du?»

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