❄ 3. Kapitel ❄

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Am nächsten Tag gingen Eissplitter und Blätterrose mit ihren Schülern zeitig zur Trainingskuhle, um ihnen ihre ersten Jagdtechniken beizubringen. Die Geschwister Pinienpfote und Akazienpfote wuselten auf dem ganzen Weg aufgeregt zwischen ihren Pfoten umher und löcherten sie unaufhörlich mit Fragen, die die Mentoren geduldig beantworteten, bis sie an der moosigen Kuhle angekommen waren. Eissplitter ließ die beiden Schüler erst ein wenig spielerisch auf dem Moosboden raufen, ehe er das Wort erhob.

»So ihr beiden, dann wollen wir mit eurer ersten Jagdlektion beginnen.«
Sofort ließen die beiden voneinander ab und setzten sich aufmerksam vor ihre Mentoren, was Blätterrose und Eissplitter ein Schnurren entweichen ließ.
»Wir fangen zuerst mit ein paar grundlegenden Dingen an, die euch Blätterrose erklären wird.«
»Ihr müsst wissen, dass es wichtig ist, dass ihr euch nicht gleich an jede Beute anschleichen könnt, es aber einige Dinge gibt, auf die ihr immer achten müsst«, begann die Kätzin.
»Ihr müsst immer leichten Schrittes sein und ständig auf eure Umgebung achten, dass ihr nicht auf einen Zweig tretet und damit die Beute verjagt. Und auch auf den Wind müsst ihr Acht geben, nicht, dass er verrät, wo ihr euch befindet.«

Aufmerksam hatten die Schüler ihre Ohren gespitzt und sahen neugierig zu, wie ihnen Eissplitter ihnen die Techniken vor machte, während Blätterrose sie erklärte.
»So, dann sagt mal, welche Beutetiere ihr hier in der Umgebung riecht«, forderte der Krieger die Beiden anschließend auf.
Die jungen Katzen reckten ihre Nasen in die Luft.
»Spitzmäuse. Da drüben irgendwo bei den Buchen«, sagte Akazienpfote und schnippte mit dem Ohr in die besagte Richtung.
»Und ein Eichhörnchen, das riecht aber schon ein wenig schal«, ergänzte Pinienpfote.
»Sehr gut ihr beiden. Ich rieche von dort noch verschiedene Vögel, die dort wohl heute morgen waren. Wollt ihr euch mal an Spitzmäusen versuchen?«, bestätigte Blätterrose.
Ihrem Vorschlag stimmten die Schüler mit einem Kopfnicken zu.

Derweil hatte etwas Anderes Eissplitters Aufmerksamkeit geweckt. Während Blätterrose die Schüler begleitete, drehte sich Eissplitter um und schlich durch das Unterholz.
»Sehr gut, Narzissenpfote. Das Üben wir noch ein paar mal und dann gehen wir jagen!«, hörte er die Stimme von Rabenflug.
Eissplitter beobachtete, wie der Mentor seinen Schüler verschiedene Schleichtechniken üben lies. Narzissenpfote stellte sich sehr gut dabei an und es wirkte so, als würde der Schüler dies schon öfter getan haben, als nur heute Morgen. Eher, als hätte er schon tagelang geübt.
Ein wenig suspekt war es Eissplitter schon. Wenn Narzissenpfote doch zeitgleich mit seinen Geschwistern angefangen hatte zu trainieren, wie konnte er denn so einen großen Vorsprung haben? Oder hatte Rabenflug mit seiner Bemerkung doch Recht gehabt? War Narzissenpfote seinen Geschwistern doch überlegen?

Nein!
Eissplitter schüttelte den Gedanken von sich ab und zwang sich zum Gehen. Wie konnte er nur so etwas über Pinienpfote und Akazienpfote denken! Die beiden waren so wunderbare Schüler; stets bemüht, aufmerksam, neugierig und fleißig! Sie waren definitiv nicht weniger wert als ihr Bruder.
Eissplitter ging zu der Stelle, wo die Schüler Spitzmäuse fangen wollten, wo diese mit Blätterrose schon ganz ungeduldig warteten. Zu ihren Pfoten acht Spitzmäuse.
»Eissplitter! Da war ein ganzes Nest unter dieser Buche!«, jubelte Pinienpfote erfreut.
»Wo warst du denn? Du hast ja gar nicht gesehen, wie wir sie erlegt haben«, miaute Akazienpfote ein wenig enttäuscht.

»Tut mir leid, ich hab aber etwas gehört, was ich überprüfen wollte«, entschuldigte er sich.
»Sie haben das beide wunderbar gemacht!«, lobte Blätterrose die Schüler.
»Beim nächsten Mal bin ich dabei«, tröstete der Krieger die Schüler.
»Wollen wir eine kleine Pause machen? Jeder könnte eine Maus essen, was übrig bleibt überlassen wir dem Clan«, überlegte Blätterrose.
»Nein. Lass uns die Beute lieber gleich ins Lager bringen. Schau doch mal in den Himmel, bald wird es schneien. Lass uns lieber im Lager im Trockenen was essen«, widersprach der Getigerte.
»Stimmt, da hast du recht. Dann machen wir es so wie du es sagst«, stimmte Blätterrose zu, nachdem sie zum Himmel hinauf gesehen hatte.
Dunkle, dicke Wolken hatten die Sonne verdeckt und der Wind trieb sie unruhig über den Himmel.

Die kleine Gruppe wollte gerade durch das Unterholz schlüpfen, als ihnen Rabenflug mit Narzissenpfote entgegen kam.
»Geht ihr auch noch Jagen?«, fragte Blätterrose höflich und interessiert.
»Ja«, antwortete Rabenflug nur knapp.
»Bist du sicher, dass du das jetzt machen möchtest? Schau mal, bald schneit es. Da werdet ihr...«, versuchte die Kätzin ihm zu erklären, als der Kater sie plötzlich unterbrach.
»Pha! Das sind doch bloß ein paar Wolken. Von wegen Schnee! Ich gehe mit meinem Schüler auf die Jagd, egal ob laut euch die Sonne scheint, Regen fällt oder es stürmisch ist! Wegen den paar Wolken lasse ich meinem Schüler seine erste Jagd nicht entgehen! Er wird niemals hinter den euren hängen!«
Mit stolz erhobenem Kopf wandte sich Rabenflug von ihnen ab und verschwand mit Narzissenpfote zwischen dem nächsten Brombeerstrauch.

»Was im Namen des SternenClans ist denn mit Rabenflug los?!«, fauchte Blätterrose, als der schwarze Kater und sein Schüler außer Hörweite waren.
»Ich habe ihn freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass es bald schneien wird, und er faucht mich an! Er kann mit Narzissenpfote doch auch später oder morgen, wenn es nicht mehr schneit, auf die Jagd gehen! Was ist denn sein Problem?!«
Eissplitter konnte Blätterroses Wut verstehen. Am liebsten hätte er den Kater angefaucht, was das sollte.
»Seit Narzissenpfote sein Schüler ist, ist er auch ganz anders«, mischte sich Pinienpfote ein.
»Er war ja schon immer von sich überzeugt, aber niemals hatte er andere schlecht gemacht.«
»Und kaum ist er Schüler, kommt er Abends in den Bau, prahlt was er schon alles getan und erlebt hat, hört unseren Erzählungen nicht richtig zu und sagt dann Sachen wie ›Pha! Das ist doch gar nichts gegen meine Leistungen‹«, ergänzte Akazienpfote mit hängendem Kopf.

»Das kommt bestimmt von Rabenflug. Er prahlt ja auch immer damit, er habe den besten Schüler«, lästerte Blätterrose mit erhobenem Kopf.
»Von wem hat er das denn, dass Schüler ohne andere Schüler besser dran sind? Oder das man sich selbst so rühmen muss und andere dabei schlecht macht?«, fragte Eissplitters Schülerin ein wenig traurig.
»Immer, wenn er sowas sagt, fühle ich mich schlecht.«
»Das musst du nicht. Du machst das wunderbar. Genauso wie Pinienpfote, Ampferpfote, Schafgarbenpfote und Salbeipfote«, sicherte der Mentor seiner Schülerin zu.

Kaum hatte er das gesagt, sah die Gruppe schon die ersten Schneeflocken durch die kahlen Baumkronen nach unten auf den noch leicht mit Schnee bedeckten Waldboden gleiten.
»Rabenflug wird schon sehen, was er davon hat«, seufzte Blätterrose und zusammen setzten sie ihren Weg ins Lager fort.

»Rabenflug wird schon sehen, was er davon hat«, seufzte Blätterrose und zusammen setzten sie ihren Weg ins Lager fort

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