Der Schneefall hatte im Verlauf des Tages stark zugenommen. Man konnte kaum den Sonnenuntergang durch das Wolkenmeer erahnen, so verhangen war der Himmel. Auf dem Boden hatte sich eine große Schicht Schnee angesammelt, die weiterhin mit weißen Flocken eingedeckt wurde. Es war dunkel und still im Wald geworden. Nur der Schrei einer jagenden Eule durchbrach diese.
Gemeinsam mit den anderen Kriegern hatte es sich Eissplitter im Bau gemütlich gemacht und erzählten vom Tag.
»Krähenherz und Kieselfluss waren mit ihren Schülern in der Nähe der Grenze jagen gewesen«, erzählte Platzregen gerade.
»Wir haben sie durch die Bäume hindurch gesehen. Ich bin wirklich beeindruckt von Krähenherz' Schüler Dreipfote. Er steht trotz seines verkrüppelten Hinterlaufs Schilfpfote in Nichts nach. Vor allem war ich beeindruckt, als er das Eichhörnchen gefangen hat, das gerade auf den Baum hinauf geklettert war.«
»Du wirst dich wundern wie viele Katzen es schon gegeben hat, die trotz einer Behinderung geschätzte Krieger geworden sind«, schnurrte Windläufer amüsiert.
»Uhuflugs Mutter war auf einem Ohr taub und auf dem anderen Ohr konnte sie nie stark hören. Aber den Dachs, der sich zur Kinderstube durchgraben wollte, den hat sie allemal mitbekommen und eine ordentliche Abreibung verpasst.«Begeistert hörte Eissplitter der Geschichte des älteren Kriegers zu, als ihm eine Bewegung am Eingang des Kriegerbaus auffiel. Im selben Moment schlüpften Pinienpfote und Akazienpfote durch die Flechten, die den Bau vor Wind schützten, hindurch.
»Was ist denn los ihr beiden?«, fragte Blätterrose, die die Schüler auch bemerkt hatten.
»Tut uns leid das wir stören, aber Rabenflug und Narzissenpfote sind noch nicht wieder da. Es schneit immer noch und es ist dunkel, wir fangen an uns Sorgen um sie zu machen«, miaute Pinienpfote kleinlaut, doch sofort hatte er die Aufmerksamkeit der Krieger.»Ich gehe sofort zu Sichelstern«, sagte Rotfeder ohne Weiteres und ging an ihnen vorbei aus dem Bau hinaus.
Die jungen Schüler sahen ihm sorgevoll nach und wanden sich wieder zu den anderen um.
»Eissplitter, denkst du ihnen könnte etwas passiert sein?«, fragte ihn Akazienpfote leise.
»Ich hoffe es nicht. Vielleicht sind sie ja auch schon auf dem Rückweg«, versuchte er seine Schülerin zu trösten.
Einen kleinen Moment später betraten auch Rotfeder und Sichelstern den Bau. Der zweite Anführer schickte die Schüler wieder in den Schülerbau, ehe Sichelstern das Wort ergriff.»Wer hatte Rabenflug und Narzissenpfote zuletzt gesehen?«
»Wir sind ihnen begegnet, als wir auf dem Rückweg zum Lager waren«, berichtete Blätterrose.
»Wir haben ihn davon abhalten wollen jetzt noch Jagen zu gehen, da es bald schneien würde. Allerdings hat er sich auf den Weg gemacht und unsere Warnungen in den Wind geschlagen«, ergänzte Eissplitter.
»In welche Richtung sind sie gegangen?«
»Es sah aus, als hätten sie zur großen Weide gewollt«, überlegte Blätterrose.»Dann könnten sie aber auch genauso gut an den Grenzen entlang gelaufen sein«, überlegte Feuerblüte.
»An der Grenze zum EulenClan haben wir sie aber nicht gerochen«, warf Heidebach ein und bekam ein zustimmendes Nicken von Platzregen.
»Wir suchen mindestens in Dreierteams. Ein Team soll nochmal zur Sicherheit mögliche Spuren in Richtung der EulenClan Grenze prüfen. Eins untersucht das Gebiet bei der großen Weide, eins die Grenze zum MoorClan und der Rest sucht innerhalb unseres Territoriums. Seid alle zu Mondhoch wieder im Lager, ob ihr sie gefunden habt oder nicht. Wenn dann kein Team sie gefunden hat oder sie hier aufgetaucht sind, müssen wir uns beratschlagen und weiter suchen«, bestimmte der Anführer und verließ den Bau wieder.»Wer möchte die Führung eines Teams übernehmen?«, fragte Rotfeder die Krieger.
Aschenbrand war einer der ersten der aufstand, gefolgt von Finsterlicht und nach einigem Zögern auch Windläufer.
Der zweite Anführer begann sie in Gruppen einzuteilen: »Windläufer untersucht mit Heidebach und Platzregen das Gebiet Richtung EulenClan Grenze. Finsterlicht, du nimmst Feuerblüte und Federherz mit. Ihr sucht bei der MoorClan Grenze. Blätterrose und Eissplitter gehen mit Aschenbrand. Dohlenschrei, magst du noch eine Patrouille anführen?«
Der Schildpattkater nickte still.
»Nimm Anisduft und Zedernhimmel mit und sucht sämtliche Jagdplätze innerhalb unseres Territoriums ab«, orderte der rotbraune Kater an, während sich die ersten Patrouillen schon auf den Weg machten.Auch Eissplitter und Blätterrose standen auf und waren bereit zu gehen, als Rotfeder noch etwas sagte: »Ich schließe mich eurer Truppe an, wenn ihr kein Problem damit habt.«
Aschenbrand nickte ihm zu.
»Die Führung ist aber immer noch mir.«
»Natürlich.«
Draußen schneite es immer noch dicke Flocken, aber es war deutlich weniger windig als noch am Mittag. Mit den Pfoten versanken die Katzen im kalten Weiß und rannten aus dem Lager.
»Ihr solltet uns zeigen, wo ihr die beiden zuletzt gesehen habt und wo sie entlang gelaufen sind«, empfahl Aschenbrand und überließ Blätterrose und Eissplitter die Führung, welche die Gruppe durch das Unterholz zum Trainingsplatz führen.»Genau hier war es«, sagte Eissplitter und brach aus dem Gebüsch.
»Und dann sind sie dort entlang in Richtung der großen Weide«, fügte Blätterrose hinzu und deutete mit dem Kopf in die Richtung.
Aschenbrand nickte.
»Dann weiß ich glaub ich auch wo sie sein könnten.«
»Sag, wo?«, forderte Rotfeder.
»Es ist nur eine Vermutung, aber in der Nähe des alten Dachsbaus treiben sich manchmal ein paar Vögel herum und in dem Bau selbst verstecken Eichhörnchen gerne ihre Nüsse. Wenn man eins abpassen kann ist das gefundenes Fressen und vor allem für Jagdanfänger gutes Gebiet, da es genug Gebüsch zum Schutz gibt, aber nicht zu viel, dass es hinderlich wäre«, erklärte der Kater beim Vorauseilen.
Kurz bevor sie die Lichtung mit der Weide erreichten bog der Kater ab zu einer kleinen Senke und blieb kurz darauf auch stehen.»Es muss hier irgendwo sein...«, murmelte Aschenbrand und begann zu suchen.
»Schaut mal, hier drüben im Busch hängt Fell!«, machte Blätterrose die Gruppe auf ihren Funde aufmerksam.
Eissplitter rannte zu ihr und erkannte ein braunes Fellbüschel.
»Es riecht nach Narzissenpfote«, fügte sie hinzu.
»Dann hatte Aschenbrand mit seiner Vermutung wohl recht«, stimmte ihr der Kater zu.
»Rabenflug! Narzissenpfote!«, rief Rotfeder laut.
Die anderen stimmten mit ein und warteten kurz auf Antwort. Gerade wollte Eissplitter erneut rufen, als er plötzlich inne hielt. Ein dumpfes, leises Geräusch hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Noch einmal rief er die Namen der Beiden und lauschte angestrengt. Es war schwer auszumachen, aber er war sicher, es kam von irgendwo unterhalb der Schneedecke. Mit gesenktem Kopf schlich er umher und versuchte die Quelle zu finden.Die anderen taten es ihm gleich und riefen in regelmäßigen Abständen nach Rabenflug und Narzissenpfote. Plötzlich winkte Rotfeder die anderen mit seinem Schwanz zu sich und sobald sie bei ihm standen riefen sie noch einmal. Und da hörten sie es: »Hilfe!«
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Warrior Cats - Eiseskälte [Adventskalender 2020]
Fanfiction»Die Geister haben ihn geschickt, Polar! Nur er kann die ewige Kälte besiegen!« Eine kalte, stürmische und schier endlose Blattleere sucht die Clans heim. Doch Eissplitters Mutter scheint die Wurzel dieses Übels zu kennen. Der junge Kater macht sich...