❄ 20. Kapitel ❄

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Eissplitter sah den Dämon erst eine Zeit lang an, dann wandte er sich ab.
»Ich werde mir Rat ersuchen«, knurrte er und lief schon aus der Kammer hinaus in den Gang.
»Geh ruhig und hole dir deinen Rat. Ich erwarte dich morgen Abend wieder«, hörte er den Winter noch lachen, ehe seine Stimme bald im Gang verhallte.
Die Zeit der Stille tat Eissplitter gut sich wieder zu beruhigen und neue klare Gedanken zu fassen, bevor er Polar die Situation erklären musste.
Sie und ein paar weitere Katzen, darunter Glacier und Blätterrose, erwarteten ihn schon.
»Und? Ist es vorbei? Hast du ihn besiegt?«, fragte die Anführerin der Hüter des Polarnebels den Kater.
»Noch nicht«, verneinte er.
»Es hat sich nämlich eine Zwickmühle aufgetan.«
So erklärte er ihnen was vorgefallen ist.

»Ich kann ihn nicht eingesperrt lassen, das würde die Hüter früher oder später vernichten. Aber ihn freilassen oder töten würde letztendlich im selben enden: Winter wäre frei«, sagte er abschließend.
»Ich bin dafür, dass du ihn tötest«, sagte Polar entschlossen.
»Wenn du ihn nicht eingesperrt lassen willst, töte ihn und wir haben eine Zeit lang unsere Ruhe.«
»Lass Eissplitter doch einfach mal eine Nacht drüber schlafen. Ich finde, er muss die Entscheidung selbst fällen wenn er es schon ist, der diese Bürde tragen muss«, meinte die Seherin dazu.
Mit einem Schnauben drehte Polar sich um und verschwand in Richtung ihres Baus.
»Gute Nacht«, wünschte Glacier ihnen, ehe auch sie ging.
Eissplitter und Blätterrose gingen zu ihren Nestern. Die Schüler schliefen schon tief und fest und sobald der Kater lag, überrannte auch ihn die Müdigkeit.

Eissplitter war in einem Traum, das erkannte er sofort. Er war auf derselben Lichtung, wo er mit Polar und Glacier Weißfleck getroffen hatte. Würden ihn die Ahnen der Hüter wieder besuchen?
Eine hübsche silbergrau getigerte Kätzin mit strahlend grünen Augen trat aus dem nebeligen Wald und neigte grüßend den Kopf. Auch sie hatte wie Weißfleck Sternenglanz in ihrem Pelz.
»Sei gegrüßt Eissplitter, Krieger des KiefernClans«, sprach sie mit ihrer sanften Stimme.
»Mein Name ist Primelschweif. Du suchst Rat, das spüre ich. Ich möchte dir auf den richtigen Pfad helfen.«
»Sei gegrüßt, Primelschweif. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir einen Rat geben könntest. Ich weiß nämlich nicht weiter. Ich trage mit meiner Entscheidung eine große Verantwortung«, erklärte der Kater.
»Ich bin am zweifeln, ob ich, egal was ich tue, ob es auch wirklich das Richtige ist.«

»Wie würdest du dich denn entscheiden?«, fragte ihn die Kätzin.
»Ich würde ihn befreien. Es läuft letzten Endes sowieso darauf hinaus, wenn ich mich anders entscheide, zögere ich das Unvermeidliche nur hinaus.«
Kurz war es still zwischen ihnen, dann nickte die Kätzin.
»Du tust das Richtige Eissplitter. Und soll ich dir auch sagen warum?«
Der Kater nickte aufmerksam.
»Wenn es den Winter, die Blattleere, nicht geben würde, hättet ihr es im ersten Moment viel einfacher, stimmt's?«, fragte ihn die Kätzin.
Doch sie fuhr fort, ehe Eissplitter nicken konnte.
»Es wäre nicht so kalt und es würde viel mehr Beute geben. Krankheiten würden es nicht so einfach haben und daraus folgend hätten eure Heiler nicht mehr plötzlich so viele kranke Katzen im Bau. Das wäre doch viel einfacher.«
Sie machte eine kurze Pause.
»Auch ich habe während meiner Lebzeit so gedacht. Aber ich habe im Alter begriffen, warum es die Blattleere gibt. Die Erde schläft und ruht sich aus, damit sie in der Blattfrische wieder Kraft hat, die in der Blattgrüne ihren Höhepunkt hat. Im Blattfall wird sie schwächer und in der Blattleere schläft sie. Das Ganze ist ein Kreislauf. Würde etwas davon fehlen, ist das Gleichgewicht gestört. Würdest du den Winter töten, würde die Erde eine Zeit lang nicht schlafen. Statt neue Kraft zu bekommen würde sie mehr und mehr Kraft verlieren, bis sie irgendwann keine mehr hätte. Winter würde stärker denn je zurück kehren und die Erde anschließend lange in den Schlaf zwingen. Es würde eine sehr lange und schlimme Blattleere geben. Schlimmer noch als jetzt.«

Eine Stille kehrte zwischen sie ein und Eissplitter ließ sich die Worte der Kätzin noch einmal beherzt durch den Kopf gehen. Langsam und verständnisvoll nickte der Krieger.
»Dann ist die Blattleere so schlimm, weil durch das Wegsperren von Winter das Gleichgewicht schon zu lange gestört ist«, schloss er und Primelschweif nickte.
»Genau. Es hat schon immer vier Jahreszeiten gegeben, so wie es auch schon immer vier Clans gegeben hat!«
»Warte, vier Clans? Zählst du den SternenClan mit?«, fragte Eissplitter verwundert, doch die Kätzin verneinte das mit einem Kopfschütteln.
»Kiefernnadel, Eulensee, Moorpelz und Tropfenherz waren die ersten Anführer der vier Clans, die nach ihnen benannt wurden. Der KiefernClan, der EulenClan, der MoorClan und der TropfenClan. Sie lebten viele Blattwechsel gemeinsam im Wald nahe einem See, ehe die Zweibeiner den See stauten und der See das Territorium des TropfenClans überflutete und dazu trieb, das Gebiet zu verlassen, da kein Clan die Kapazitäten hatte so viele Katzen zu ernähren. Sie gingen schweren Herzens und fanden hier ihr neues Zuhause.«

»Das waren also die Katzen von denen Weißfleck erzählt hat. Der TropfenClan wurde zu den Hütern des Polarnebels!«, schloss Eissplitter und Primelschweif nickte bestätigend.
»Ich starb leider während der Reise zu diesem Berg und habe nie erfahren wie es ist, ein Hüter zu sein. Ich war aber auch eine ältere Kriegerin und hatte meine Blütezeit längst hinter mir, ähnlich wie der TropfenClan, der kurz vor dem Ende stand. Vielleicht ist es aber Zeit, den Clan aus seinem langen Schlummer zu wecken und ihm eine neue Blütezeit zu geben. So wie es auch im Kreislauf der Jahreszeiten ist.«
»Wie kann ich das Gefängnis von Winter öffnen? Und was wird danach geschehen?«, fragte der Krieger aufgeregt.
»Nun, Eissplitter. Das kann ich dir leider nicht beantworten. Sicher ist nur, dass eine neue Ära anbrechen wird. Du wirst mit Sicherheit schon selbst herausfinden was du tun musst«, antwortete die Kätzin ihm mit einem Lächeln, bevor sie sich langsam auflöste und Eissplitter wach wurde.
Auch wenn schon die Sonne hell am Himmel stand, so fühlte sich Eissplitter, als wäre erst Abend gewesen. Doch er wusste nun, was er zu tun hatte.

So, das Kapitel habe ich eher geschafft als erwartet, habe aber gemerkt, dass ich zwei Kapitel in eins packen musste, da ich sonst nie auf die gewünschte Wortzahl gekommen wäre 🙈Das 23

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So, das Kapitel habe ich eher geschafft als erwartet, habe aber gemerkt, dass ich zwei Kapitel in eins packen musste, da ich sonst nie auf die gewünschte Wortzahl gekommen wäre 🙈
Das 23. Kapitel wird daher improvisiert, aber ich habe schon eine Idee 😂

Warrior Cats - Eiseskälte [Adventskalender 2020]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt