»Unter uns! Sie müssen in dem alten Dachsbau gefangen sein!«, erfuhr es Blätterrose.
»Los! Wir müssen sie umgehend ausgraben!«, rief auch Eissplitter und wollte schon mit seinen Pfoten anfangen, den Schnee beiseite zu buddeln, wurde jedoch von Rotfeder aufgehalten.
»Nicht so stürmisch. Wir müssen vorsichtig sein beim Graben«, mahnte der zweite Anführer ihn.
»Wir stellen uns im Kreis und graben alle zusammen. So laufen wir am wenigsten Gefahr, dass noch irgendwas Schlimmeres passiert.«
Eissplitter sah sofort ein, dass er ein wenig panisch und überstürzt gehandelt hatte. Hätte er unüberlegt angefangen zu graben, wäre vielleicht noch mehr Schnee in die Höhle gestürzt.
Gemeinsam positionierten sie sich um die Stelle herum und fingen gleichzeitig mit dem Graben an. Schnell hatten sie den lockeren Schnee beiseite geschaufelt und drangen immer mehr zu dem Loch durch.Aschenbrand war es, dem der Durchbruch gelang. Unter ihnen war nun eine kleine Öffnung in den dunklen alten Dachsbau, wo ihnen zwei Augenpaare entgegen funkelten.
»Geht es euch gut?«, fragte Rotfeder, während sie die letzten Reste des Schnees entfernten, der die beiden vom Ausgang trennten.
»Uns geht es gut«, gab Rabenflug zurück.
»Wir haben ein Kaninchen nach hier unten verfolgt, aber als wir wieder hinaus wollten, gab es wohl eine Schneewehe und wir waren verschüttet.«
Als die Öffnung groß genug war kletterten die beiden heraus. Das Kaninchen, von dem Rabenflug gerade erzählt hatte, trug Narzissenpfote stolz im Maul, während dieser mit einem Rotkehlchen im Maul aus dem alten Bau heraus kletterte.»Narzissenpfote hat das Kaninchen hervorragend gefangen. Das Rotkehlchen hat er...«, fing der schwarze Kater an, als er jedoch lautstark von Rotfeder unterbrochen wurde.
»Hast du eigentlich eine Ahnung wie gefährlich das war?! Deinen Schüler in einer Höhle ein Kaninchen verfolgen zu lassen?! Es hätte Schlimmeres passieren können, Rabenflug! Man weiß nie, was im Dunkeln eines Erdlochs lauert! Jetzt stellt dir vor ein Fuchs hätte in diesem Bau Schutz vor dem Schnee gesucht! Narzissenpfote wäre im blindlings in die Krallen gelaufen! Du als sein Mentor hättest das nicht zulassen dürfen! Ferner noch hättest du auf Blätterroses und Eissplitters Rat hören sollen, als sie dir gesagt haben, du solltest lieber jetzt nicht mit Narzissenpfote jagen gehen! Aber du, der großartige Rabenflug, musstest ja wieder einmal unter Beweis stellen, was für ein grandioser Mentor du bist und hast deinem Schüler seine erste Jagd unnötig erschwert! Und nicht nur das, es hätte euch beiden das Leben kosten können! Wenn wir nicht gewusst hätten, in welche Richtung ihr unterwegs wart, und hätte Aschenbrand diese Stelle nicht gekannt, hätten wir euch vielleicht gar nicht gefunden!«Eissplitter war erstaunt darüber wie sauer Rotfeder werden konnte. Und er erwähnte einige Punkte in seiner Standpauke, an die er nicht gedacht hätte.
Narzissenpfote hatte sich ängstlich zusammen gekauert, während Rabenflug kühl dem aggressiven Blick vom Zweiten Anführer stand hielt.
»Wir besprechen das im Lager weiter. Die anderen sind sicher schon wieder zurück und Sichelstern wird dem, was ich gesagt habe, auch noch etwas hinzuzufügen haben«, fauchte Rotfeder und wandte sich ab, um auf dem Rückweg die Führung zu übernehmen.
Aschenbrand lief an seiner Seite während Rabenflug mit erhobenem Haupt hinter ihnen lief. Eissplitter und Blätterrose bildeten mit dem nervösen Narzissenpfote den Schluss.❄️
Kurz nach Mondhoch erreichten sie das Lager, wo ein wilder Aufruhr herrschte. Sämtliche Krieger waren wild diskutierend um Sichelstern versammelt, Rankenstreif und Wachtelpfote standen im Eingang zum Heilerbau und beobachteten das Geschehen, genauso wie die Königinnen und die Schüler. Rosenschatten, eine Älteste, sah ebenfalls neugierig aus dem Bau. Sobald die Gruppe das Lager betrat kehre Ruhe ein.
»Schön, dass ihr die Beiden gefunden habt. Wir wollten schon planen, wie wir weiter vorgehen sollen«, begrüßte sie der Anführer, während Rabenflug und Narzissenpfote ihre Beute auf dem Frischbeutehaufen ablegten.
»Du solltest mit Rabenflug noch ein Hühnchen rupfen«, knurrte Aschenbrand.
»Wir mussten die zwei aus einem alten Dachsbau frei graben, in den Rabenflug seinen Schüler geschickt hat um einem Kaninchen nach zu jagen«, fügte Rotfeder hinzu und fing an die Geschichte zu erzählen.Sichelstern nickte: »Es war wirklich keine kluge Entscheidung von dir, Rabenflug. Rotfeder hat dir bestimmt noch nicht gesagt, was sonst noch alles hätte passieren können. Geschweige denn, welche Sorgen sich Feuerblüte um ihr Junges gemacht hat. Hätten Pinienpfote und Akazienpfote uns nicht ihre Sorgen mitgeteilt, wären wir bestimmt erst viel später losgezogen um euch zu suchen. Ich möchte weder dir, noch deinem Schüler, eine weitere Strafe erteilen. Der Schreck war euch hoffentlich Lehre genug. Ich möchte aber, dass immer eine weitere Katze euch begleitet, wenn ihr das Lager verlasst. Ein erfahrener Krieger wie Windläufer, Aschenbrand oder Rotfeder. Oder ihr geht als Gruppe mit einem weiteren Mentor und dessen Schüler. Vorerst bis zur nächsten Versammlung. Das lehrt dir, Rabenflug, hoffentlich, dass es wichtig ist sich auf seine Clangefährten verlassen zu können und im Team mit anderen Kriegern zu arbeiten. Du bist kein Junges mehr, dass beim Spielen die meisten Blätter fangen will. Du musst auch nicht beweisen, dass dein Schüler besser ist, nur weil du ihm kompliziertere Aufgaben stellst, die er gerade so bewältigen kann. Als Mentor ist es zwar deine Aufgabe, deinem Schüler die bestmögliche Ausbildung zu geben. Die Bestmögliche ist jedoch nicht immer die Anspruchsvollste.«
Kurz war es still im Lager. Eissplitter hatte gebannt den Worten des Anführers gelauscht und war sichtlich beeindruckt davon, wie er mit dieser Situation umging.
»Ja, Sichelstern. Ich habe verstanden«, antwortete Rabenflug einsichtig und senkte demütig den Kopf.
»Nun gut. Genug der Aufregung. Geht nun alle schlafen, damit ihr morgen ausgeruht seid«, waren die letzten Worte des Anführers, ehe er sich vom Clan abwandte und in seinem Bau verschwand.
»Sichelstern hätte Narzissenpfote einen anderen Mentor geben sollen«, zischte Dohlenschrei, der neben Eissplitter stand, rüber zu Finsterlicht.
»Dem stimme ich zu. Rabenflug ist noch nicht dafür geeignet einen Schüler auszubilden«, knurrte dieser unzufriedenen.
»Ihr gebt Rabenflug ja nichtmal die Chance in seine neue Rolle hinein zu wachsen«, meinte Aschenbrand, der das Gespräch mitbekommen hatte.
»Was heute passiert ist, war doch nur ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn wir den falschen Kriegern einen Schüler geben!«, widersprach Finsterlicht.
»Du hast es viel eher verdient einen Schüler zu bekommen, Aschenbrand!«, stimmte Dohlenschrei zu.
»Früher oder später werde ich auch einen bekommen. Stattdessen werde ich Rabenflug die nächsten Tage unterstützen. Das habt ihr Sichelstern doch sagen hören. Ihr werdet sehen, im Nu wird Rabenflug ein anderer Mentor sein«, entgegnete der Kater nur, ehe die beiden anderen sich abwendeten und in den Kriegerbau gingen.»Ähm... Entschuldigung?«, mischte sich eine piepsige Stimme ein.
Narzissenpfote stand vor den Kriegern und schien etwas sagen zu wollen.
»Was gibt es denn?«, fragte Aschenbrand freundlich nach.
»Ich möchte mich bei euch bedanken, dass ihr uns aus dem Dachsbau geholfen habt«, miaute er.
»Ich hatte wirklich Angst nie wieder raus zu kommen.«
Danach verschwand der junge Kater bei seinen Geschwistern im Schülerbau.
»Rabenflug kann selbst von seinem eigenen Schüler noch etwas lernen«, lachte Aschenbrand und Eissplitter sah ihn ein wenig fragend an.
Der Krieger antwortete darauf nur: »Von Rabenflug kam kein Dank.«Haha, eigentlich hab ich mir vorgenommen, unter jedes Kapitel was zu schreiben. Hab ich aber die letzten Male vergessen 😅😂
Na, wie findet ihr die Geschichte bis jetzt? Rückmeldung ist gerne gesehen ^^
DU LIEST GERADE
Warrior Cats - Eiseskälte [Adventskalender 2020]
Fanfiction»Die Geister haben ihn geschickt, Polar! Nur er kann die ewige Kälte besiegen!« Eine kalte, stürmische und schier endlose Blattleere sucht die Clans heim. Doch Eissplitters Mutter scheint die Wurzel dieses Übels zu kennen. Der junge Kater macht sich...