Auch wenn Eissplitter noch den ganzen Tag über seinen Traum nachgedacht hatte, war er nun fest entschlossen Winter zu befreien. Primelschweifs Worte machten Sinn und es klang nach einer guten Lösung.
Nach einer erfolgreichen Jagd ruhte er sich am Nachmittag aus und gab sich mit Kristall, Eisvogel und Yuki die Zunge.
Sowie es dämmerte und Polar von ihrer Jagd zurück kehrte, kam sie ohne Umschweife auf den Kater zu.
»Es wird wohl wieder Zeit«, meinte sie zu ihm und Eissplitter stand entspannt auf.
»Ja, ich weiß was ich zu tun habe«, entgegnete der Kater ruhig.
Polar kniff die Augen zu und sah ihn ernst an.
»Wenn du ihn nicht tötest ziehe ich dir das Fell über die Ohren!«, knurrte sie.
»Wenn du ihn tötest, ist eine Zeit lang keine Gefahr, die von ihm ausgeht. Es ist die beste Lösung!«
Doch Eissplitter ließ sich von ihrer Drohung keineswegs beeindrucken und noch während er den Gang betrat, spürte er mehr und mehr Blicke aus dem Lager, die ihm hinterher sahen.Als er den Gang durchquert hatte und wieder in der Kammer war, schien er schon von Winter erwartet zu werden. Der Jahreszeitengeist stand deutlich nah an der Wand des Kristalls und sah Eissplitter direkt an.
»Und? Hast du deine Entscheidung gefällt?«, fragte er den Krieger, welcher nickte.
»Und? Wirst du mich nun töten?«, fragte er weiter.
»Nein. Nicht nur, dass es eine temporäre Lösung wäre, es wäre eigentlich sogar das Dümmste, was ich tun könnte. Ich werde dich befreien«, antwortete der Kater und trat näher an das Kristallgefängnis des Winters.
»Woher denn der plötzliche Sinneswandel?«, fragte er skeptisch.
»Ich habe begriffen, dass es ein großes Unrecht war dich hier einzusperren. Das Gleichgewicht zwischen den Jahreszeiten ist schon viel zu lange gestört und es ist an der Zeit es zu beenden«, erklärte Eissplitter.
Er konnte erkennen, das Winter in seinem Gefängnis anerkennend nickte.
»Schön, dass du verstanden hast, um was es hier eigentlich geht.«Noch während Eissplitter überlegte, wie er das Gefängnis zerstören sollte, legte er instinktiv seine Pfote auf den kühlen Eiskristall. Es knackte und krachte. Risse begannen sich durch das Eis zu ziehen. Erst ganz große, dann immer kleinere und feinere, bis das Gefängnis schließlich in feinen Eisstaub zusammenbrach und zu Boden fiel.
Vor Eissplitter stand nun eine große, muskulöse, strahlend weiße Katze mit glitzernden, tiefdunkelblauen Augen, die ihn anerkennend ansah.
»Ich danke dir, Eissplitter. Ich werde deine Tat nicht vergessen«, sprach der Winter und ehe der Krieger antworten konnte, sah er, wie sich das Eis aus der Kammer um den Jahreszeitengeist sammelte. Plötzlich kam ein eisiger Wind auf. Schneeflocken wirbelten wild umher und Eissplitter musste sich fest die Augen zukneifen.
Plötzlich war es wie totenstill. Als der Kater die Augen aufschlug stand er alleine in der nun vom Eis befreiten Kammer. Nichts erinnerte mehr daran, dass hier bis vor wenigen Augenblicken ein Gefängnis aus Eis war. Es sah alles aus, wie eine eine normale Höhle.
Schweigend trat Eissplitter seinen Weg durch die stille Dunkelheit des Ganges an.Als er wieder beim Lager ankam, wurde er schon erwartet. Während ihn andere Kätzen eher ehrfürchtig und ein wenig ängstlich ansahen, sprühte Polars Blick Funken vor Wut.
»Was hast du getan?!«, fauchte sie angespannt.
»Ich habe ihn frei gelassen«, antwortete Eissplitter darauf entspannt.
»Habe ich dir nicht befohlen ihn zu töten?!«, schrie Polar ihn an und kam bedrohlich auf ihn zu.
»Wir haben versucht ihn zu stoppen, aber keiner von uns war auch nur in der Lage irgendetwas zu tun!«
»Polar, lass mich bitte erklären, was los ist«, versuchte der Kater die wütende Kätzin zu beruhigen.
»Polar bitte«, sprach Glacier und trat neben Eissplitter.
»Eissplitter hat nicht umsonst diese Entscheidung gefällt. Lass ihn sich bitte erklären.«
»Es ist mir egal, was er zu erklären hat! Er hat die jahrelange Arbeit, die wir darein gesteckt haben den Dämonen in seinem Gefängnis zu halten, zunichte gemacht! Wir haben so lange dafür gesorgt, dass der Winterdämon nicht entkommt, und Eissplitter lässt ihn einfach frei! Für mich gibt es da nichts zu erklären! Und jetzt geh mir aus dem Weg, damit ich ihm das Fell über die Ohren ziehen kann!«, fauchte die Anführerin die Seherin an.
Diese blieb jedoch unbeeindruckt stehen.»Ich gehe nicht zu Seite«, sagte die Seherin ernst.
»Ich stehe auf Eissplitters Seite.«
»Glacier du...!«
»Hör ihn bitte an! Lass ihn seine Entscheidung erklären!«, forderte sie.
Gerade wollte Polar wieder wütend etwas erwidern, als sich eine weitere Katze neben Glacier stellte: Kristall.
»Ich verstehe deine Wut, Polar. Aber lass uns Eissplitter gegenüber fair bleiben. Er hatte, im Gegensatz zu uns allen, den Mut in die Kammer zu gehen. Niemand von uns ist vorher auf die Idee gekommen dorthin zu gehen, geschweige denn den Winterdämon zu töten. Wir waren steht's auf unsere Aufgabe fokussiert. Wir haben unser Schicksal nicht selbst in die Pfoten genommen. Erst als Glacier einen Traum hatte, in dem Eissplitter das Gefängnis des Dämons zerstörte, hat sich hier etwas geändert. Wenn uns die Geister schon einen Krieger schicken mussten, dass hier eine neue Zeit anbricht, dann sind wir es diesem Krieger schuldig, dass er seine Entscheidung erklären kann, warum er nicht so gehandelt hat, wie wir es erwartet haben.«
Es war kurz still zwischen ihnen. Man merkte Polar an, dass sie sich Kristalls Worte wohl zu Herzen nahm.»Nun gut«, seufzte sie.
»Ihr habt mich überzeugt. Es war, wohl erneut, nicht richtig von mir, wie ich gehandelt habe. Verzeiht meinen Wutausbruch. Eissplitter, erkläre bitte deine Entscheidung.«
Und so begann der Kater zu erzählen, was er im Traum von Primelschweif und Weißfleck erfahren hatte. Das die Hüter aus dem vierten Clan, dem TropfenClan, entstanden sind, als sie ohne Heimat in dieser Höhle den Jahreszeitengeistern begegnet sind und das Winter und die Blattleere nur so stark werden konnten, weil es kein Gleichgewicht zwischen den Jahreszeiten mehr für die Erde gab.
»Du hast das alles getan, damit es wieder ein Gleichgewicht gibt?«, fragte Polar ungläubig und Eissplitter nickte.
»Es tut mir leid. Ich habe dir und deiner Entscheidung zu unser aller Wohl unrecht getan. Bitte verzeih mir«, entschuldigte sich die Anführerin und sah ein wenig beschämt zur Seite.
»Es ist schon in Ordnung. Du wusstest es ja nicht besser«, vergab der Kater ihr.
»Darf ich dir eine Frage stellen?«, fragte die Kätzin ihn und er nickte.
»Was soll jetzt aus uns werden?«Na? Was denkt ihr wird mit den Hütern geschehen?
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Warrior Cats - Eiseskälte [Adventskalender 2020]
Fanfiction»Die Geister haben ihn geschickt, Polar! Nur er kann die ewige Kälte besiegen!« Eine kalte, stürmische und schier endlose Blattleere sucht die Clans heim. Doch Eissplitters Mutter scheint die Wurzel dieses Übels zu kennen. Der junge Kater macht sich...