So schlecht Minerva auch gelaunt war, ihre Augen begannen zu leuchten, als sie ihr Zimmer betrat. Während L durch die Tür gegenüber verschwunden war, hatte Watari ihr ihren Schlafraum gezeigt. Die Detektivin war hin und weg von ihm, da sie nicht nur ein riesiges Sofa vorfand, sondern auch einen hochwertigen Computer und eine Konsole, die an einem großen Bildschirm angeschlossen war. In einem Regal fand sie allerlei Videospiele, die sie zum Teil schon gespielt hatte und zum Teil schon immer spielen wollte.
"Dieser Raum gehört eigentlich zwei Bewohnern, doch die beiden werden bestimmt verstehen, dass du ihn in Anspruch nehmen musst", meinte Watari. "Brauchst du noch etwas, Minerva?"
Lächelnd schüttelte die Schwarzhaarige ihren Kopf, während sie sich um ihre eigene Achse drehte, um den Raum zu inspizieren.
"Nein, ich denke, ich bin vollkommen zufrieden", erwiderte sie.
Watari verschwand daraufhin. Minerva sah sich die Spiele etwas genauer an und wog ab, ob sie schlafen gehen, oder lieber die Nacht durchzocken sollte. Wenige Minuten darauf hockte sie vor dem großen Bildschirm und erschoss mittels Controller etliche Zombies. Sie hätte so oder so nicht schlafen können, redete sie sich ein, also ergab es definitiv mehr Sinn, einen neuen Highscore zu erreichen.Minerva wurde nicht von Sonnenstrahlen geweckt, wie sie es von Zuhause gewohnt war, sondern von lauten Stimmen vor ihrer Tür. Sie durchfuhr ein ziehender Schmerz in ihrem Nacken, als sie versuchte, sich zu bewegen. Der Boden war verdammt hart. Die Detektivin erinnerte sich, dass sie sich nicht auf ihrem geliebten Dachboden befand, sondern im Keller eines Waisenhauses. Sie war erst vor wenigen Stunden eingenickt. Die aufgebrachten Stimmen zogen Minervas Aufmerksamkeit auf sich.
"Es gibt hier reichlich leerstehende Räume! Warum dieser?", maulte ein Junge.
"Es ist vorteilhaft für M, in Ls Nähe zu sein. Des Weiteren sind die anderen Räume entweder Klassenzimmer oder in der Nähe von Schlafräumen von Kindern", sprach ein Mann beruhigend auf den Jungen ein.
Minerva erkannte Wataris Stimme sofort.
"Was ist so schlimm daran?", fragte ein anderer Junge mit einer tieferen Stimme.
Dieser wirkte zwar nicht begeistert, jedoch auch nicht so aufgebracht wie der erste Junge.
"Nun, M meidet Kinder, meines Wissens nach, soweit sie kann. Sie braucht viel Ruhe, um Fälle zu lösen."
"Sie meidet Kinder und kommt in ein Waisenhaus?", fragte der erste Junge.
Die Schwarzhaarige hörte belustigt, wie er sich ein 'Willst du mich verarschen?' verkniff. Müde zwang sie sich auf die Beine, um die Tür zu öffnen. Der aufmümpfige Junge war blond und knappe zwei Zentimeter größer als sie. Sie hatte nicht erwartet, dass dieser Teenager mit ihr auf einer Augenhöhe war. Der andere Junge hatte braunes Haar und war in etwa so groß, wie sie selbst.
"Ich konnte es mir nicht aussuchen, hier zu sein, Bürschchen", fauchte Minerva ihm entgegen.
"Dann verschwinde aus unserem Zimmer!", fauchte der Blonde ihr ebenso hitzköpfig entgegen.
"Mello, bitte", ermahnte Watari ihn.
"Wer von euch Möchtegern-Spielern hat den Highscore erzielt?", fragte Minerva beherrscht.
Der Braunhaarige hob verwundert die Hand. Die Detektivin sah ihn überlegen an.
"Ich hab ihn geknackt", fügte sie hinzu und sah amüsiert, wie seine Kinnlade herunterklappte.
Sie schmiss ihnen die Tür vor der Nase zu. Schmunzelnd suchte sie das anschließende Bad auf, um zu duschen und sich frische Kleidung anzuziehen. Sie war schnell wieder fertig und wollte ihr Zimmer wieder betreten, da erlitt sie beinahe einen Herzinfarkt. Die beiden Jungs hatten es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht. Der Braunhaarige spielte wie hypnotisiert das Videospiel, der Blonde, der den Namen Mello trug, sah ihm mit einer Tafel Schokolade in der Hand zu.
"Bei allen römischen Göttern, was macht ihr hier?", fuhr Minerva sie erschrocken an.
Überlegen grinste Mello, während der andere Junge, dessen Name Minerva noch nicht kannte, reagierte nicht.
"Das ist unser Zimmer. Die Frage ist, was du hier machst", entgegnete Mello.
Das Gemüt der Detektivin erhitzte sich schlagartig. Sie überlegte, welche Waffen sich im Raum befanden, woher sie welche bekommen könnte und welche Alternativen sie hatte.
"Verschwindet", hauchte Minerva bedrohlich.
"Wir sollen dir von Watari ausrichten, dass du zu L gehen sollst, sobald du fertig bist. Roger will dich empfangen", wich der törichte Junge aus.
Sie konnte es nicht leiden, sich einem Knirps unterzuordnen.
"Das werde ich", sagte sie, "sobald ich mit euch fertig bin."Keine fünf Minuten später saßen die zwei Waisen vor Minervas Zimmertür. Mello hielt seinen Bauch umklammert, der Braunhaarige rieb seinen Hinterkopf. Grinsend klopfte die Detektivin an Ls Tür und beachtete die Jungs hinter ihr nicht. Als Minervas Partner die Tür öffnete, wanderten seine schwarzen Augen zu Mello und seinem Freund. Minervas Grinsen wurde breiter, als sie den Blick ihres Gegenübers einfing. Sie erwartete eine Moralpredigt, doch L entschied sich offenbar, es zu ignorieren.
"Gehen wir", sagte er und ging an ihr vorbei.
Klug, dachte sich Minerva und explodierte beinahe. Seine Ignoranz war die größte Strafe, die sie hätte erhalten können, vor allem mit den Kindern als Zuschauer. Zähneknirschend folgte sie ihm in das Erdgeschoss hinauf. Als sie im Büro ankamen, hatte sich ihr Gemüt abgekühlt. Watari sprach mit einem unbekannten Mann, der wohl Roger war. Dieser erhob sich bei der Anwesenheit von den beiden Detektiven. Er streckte Minerva freundlich die Hand entgegen.
"Guten Tag, freut mich, Sie anzutreffen. Sie können mich Roger nennen. Ich führe dieses Waisenhaus", stellte er sich vor. Minerva musterte ihn von oben bis unten und entschied sich, die Hand nicht zu ergreifen.
"M", erwiderte die Schwarzhaarige, "aber mein richtiger Name ist ja kein großes Geheimnis. Suchen Sie es sich aus."
"Ihr richtiger Name wird hier nicht gebraucht, wenn Sie nicht danach verlangen. Ich wurde über Ihre derzeitige Situation aufgeklärt und möchte Ihnen gerne einen sicheren Unterschlupf bieten."
Minerva konnte nicht verstehen, wie der Mann so freundlich bleiben konnte, wenn sie es nicht war. Sie nickte dankbar, woraufhin Roger warm lächelte. Er schien zu verstehen, dass diese Geste das äußerste Maß an Dankbarkeit darstellte, dass Minerva aufbringen konnte.
"Wenn es Beschwerden gibt, werde ich mich persönlich so gut es geht darum kümmern."
"Ehrlich gesagt bevorzuge ich es, keine Mitbewohner zu haben", sagte Minerva.
"Sie sprechen von Matt und Mello. Ich dachte mir bereits, dass sie nicht widerstandslos ihren Raum überlassen. Ich werde nochmal mit ihnen sprechen."
"Im Alter von 13 bis 17 ist Trotz vollkommen normal", erhob L erstmals seine Stimme und durchbohrte Minerva mit seinen unendlichen Augen, sodass seine wahre Aussage auf der Hand lag. In Minervas Alter sollte man erwachsen handeln können, alles andere wäre laut dem weltbesten Detektiven abnormal. Die junge Frau fühlte sich verletzt und wollte im ersten Moment weinen wie ein kleines Kind, doch dann packte sie der Zorn. Er war doch selbst nicht besser. Minerva entschied sich nachtragend zu sein und wich seinem Blick von diesem Moment an aus.Minerva benötigte drei Versuche, um Matts neuen Highscore zu knacken. Sie saß, nachdem sie es endlich geschafft hatte, für einige Momente breit grinsend auf ihrem Sofa, doch nach und nach verebbte das Hochgefühl. Als wäre die Detektivin tot, starrte sie Löcher in die Luft und ertrank in ihren Gedanken. Die bunte, sorglose Welt, in die sie sich geflüchtet hatte, löste sich auf. Die junge Frau erinnerte sich wieder, weshalb sie überhaupt hier war. Sie schwebte in Lebensgefahr. Für einen Augenblick nur war sie kurz davor, die Nerven zu verlieren, doch schnell besann sie sich. Minerva schüttelte den Kopf und packte ihre Festplatte aus, um sie an dem Computer anzuschließen. Sie machte sich ehrgeizig an die Arbeit, welche schon viel zu lange geruht hatte.
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Minerva [L x OC]
Fanfiction[Dies ist der zweite Teil zu 'Black Flash'. Es ist vorteilhaft, mit dem ersten zu beginnen.] "Aiber?", fragte Minerva atemlos, sobald das Piepen aufgehört hatte. "Ist alles in Ordnung bei dir, Prinzessin?", fragte Aiber sofort. Er schien sie wirklic...