10.

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"I miss you", ist meine Begrüßung, als das Gesicht meines Freundes auf meinem Handybildschirm erscheint. "I miss you too", klingt seine Stimme leicht blechern aus den Lautsprechern. Er lächelt. Sein Gesicht ist leicht verpixelt. Eine Weile sehen wir uns einfach nur schweigend an. 

Uns bleibt nichts anderes übrig, auch wenn ich jetzt einfach nur in seinen Armen liegen möchte. Das letzte Mal ist nun schon Ewigkeiten her. Ich starre auf sein Gesicht und seine Locken, durch die ich nur zu gerne streichen würde.

"Just two more weeks", versucht Shawn meine Laune zu bessern. "Two weeks to much", seufze ich. Ich weiß nicht, wie ich die restliche Zeit ohne ihn aushalten soll. Die letzten drei Monate haben mich ziemlich fertig gemacht. Wir skypen zwar jeden Tag, was aber nicht damit vergleichbar ist, wenn er wirklich bei mir ist. Die Zeitzonen erschweren alles noch mehr. Ich bin gerade erst aufgestanden,während Shawn schon den Großteil seines Tages hinter sich hat.

"How was your day?", frage ich meinen Freund. "We looked around the city and Josiah almost fell in the river cause he wasn't able to eat and walk simultaneously." Nun müssen wir trotz der Situation ein wenig lachen. " It's cool here but I wish, you'd be here", fährt Shawn fort. "I wish so too but you're at the other side of the world", antworte ich ihm niedergeschlagen. 

"We just finished the soundcheck", berichtet er weiter. "Have fun", wünsche ich ihm für das Konzert. "I will." Im Hintergrund hört man Andrew Shawn's Namen rufen. "I'm sorry. I think it's time." - "No problem, don't let your fans wait", sage ich, "I love you, Shawn." - "I love you too, Y/N. I love you to the stars and back", er wirft mir einen Kuss zu und wir lächeln beide. Sekunden später ist sein Gesicht verschwunden und mein Bildschirm wird schwarz.

Ich seufze. Ein weiterer Tag. Ohne ihn. Dass ich heute meinen freien Tag habe, ist nicht das beste, was der Tag zu bieten hat. Jetzt weiß ich nicht mal, was ich den Tag über anstellen soll. Ich raffe mich auf, um meine Jacke überzuziehen und frische Luft zu schnappen. Mein Atem schlägt kleine Wolken, als ich das warme Haus verlasse. Fröstelnd ziehe ich meinen Schal ein wenig höher und mache mich auf den Weg zum See. Ich könnte zwar auch seinem Konzert zusehen, aber die letzten Male bin ich immer in Tränen ausgebrochen, weil er mir so fehlt.

Ich lasse die Großstadt hinter mir und steuere einen einsameren Bereich des Sees an. Ich bin fast jeden Tag hier. Wie immer setze ich mich auf einen der emporragenden Steine und schaue auf das Wasser. Auf die kleinen Wellen, die nahe meinen Füßen auf Land treffen. Auf die Blätter, die der Wind von den Bäumen auf den See geweht hat. Ich schnappe mir einen greifbaren kleinen Stein, der mit einem leichten plop auf dem Wasser aufschlägt, als ich ihn werfe.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es schon früher Nachmittag ist. Was macht er wohl gerade? Schläft er schon? Ich weiß es nicht. Und diese Unwissenheit macht mich fertig. Wenn man nicht mal weiß, was der Freund gerade tut.

Ich tippe zweimal auf mein Armband. Es ist eines von diesen, die ein Signal an das identische Gegenstück schicken, welches dann leicht vibriert und aufleuchtet. Ich habe uns diese Armbänder gekauft, kurz bevor er auf Tour musste. Jetzt können wir uns jederzeit quasi stille Nachrichten schicken, um zu zeigen, dass wir aneinander denken. 

Einige Momente später leuchtet mein Armband auf und vibriert. Irgendwie fühlt es sich wie eine Berührung an. Er hat geantwortet, was mir sofort ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Glücklich starre ich das blaue Licht an, bis es erlischt. 

Eine kalte Windböe fährt durch meine Haare, holt mich ins Hier und Jetzt zurück und erinnert mich daran, dass es langsam Winter wird. Es fühlt sich sofort einige Grad kälter an, also stehe ich seufzend auf und mache mich auf den Weg nach Hause. Zu unserem zuhause. 

Immer noch mit einem Grinsen auf dem Gesicht schließe ich die Tür zu unserem Apartment auf. Vertraute Wärme umgibt mich. Auf meinem Weg in die Küche betrachte ich unsere gemeinsamen Fotos, die stehend und hängend den ganzen Flur verzieren. Wir, wie wir uns am Strand gegenseitig einbuddeln. Wir, wie wir gemeinsam durch die Stadt schlendern. Aber auch Bilder von uns, die wir heimlich geschossen haben. Ich, wie ich damals einfach eingeschlafen bin. Und Shawn beim Plätzchenbacken, Mehl in seinen Haaren.

Mein Magen macht sich bemerkbar. Nicht verwunderlich, es ist schließlich schon fast drei Uhr und ich hatte noch kein Mittagessen. Schnell habe ich die Zutaten für Nudeln mit Tomatensoße zusammengesucht und die Töpfe auf den Herd gestellt.

*****

Mit einem Stück Kuchen bewaffnet setze ich mich ans Fenster. Die Menschen von oben zu beobachten, ist immer spannend. Mütter mit ihren Kindern, die trotz der kalten Temperaturen um ein Eis betteln. Studenten, die schnell über die Straße hasten. Männer in Anzügen, die geschäftig telefonieren.

"Hey, darling." Vor Schreck werfe ich den Teller mitsamt des restlichen Kuchens auf den Boden und schlage mit meinen Händen um mich, bis ich die Stimme erkenne. Seine Stimme. Ich halte inne. Überrascht und verwirrt schaue ich in Shawn's Gesicht. Ist er das wirklich? Perplex starre ich ihn einige Sekunden lang an, bis ich überglücklich in seine Arme falle und mir von ihm einen Kuss auf die Stirn drücken lasse. 

Seine bekannte Nähe umgibt mich. Sofort fühle ich mich geborgen und vergrabe mein Gesicht in seiner Brust, während er mich fest an sich drückt und über meinen Rücken streicht.

"How? What? Shawn?", ich bin immer noch zu verwirrt, um das alles zu realisieren.

"I somehow managed to get three days free", mein Freund grinst mich an, "And I needed to visit you." - "I love you, Shawn", zu einem komplexeren Satz bin ich momentan nicht imstande. "I love you too, Y/N." Nach einer kurzen Pause fährt er fort: "There is one thing I really missed the past months." 

Er kommt meinem Gesicht näher. Sein Grinsen ist unübersehbar. "I really missed...", flüstert er, fast so als wollte er, dass es niemand hören kann. Unsere Nasenspitzen berühren sich. "...to kiss you", haucht er, bevor er seine Lippen auf Meine legt...

Also, wie fange ich da jetzt an... Ich weiß, Rückmeldung geben nur die Wenigsten. Ich mache das auch nie. Ich stimme nichtmal für Geschichten ab, die ich super finde. Die packe ich einfach in meine Leseliste. Was ich sagen will, wenn ihr irgendwas nicht gut finden solltet, könnt ihr mir das gerne mitteilen. Ich kann mit jeglicher Art von Kritik umgehen und würde das dann auch, wenn möglich, verbessern und für die Zukunft berücksichtigen. Andersherum könnt ihr mir auch mitteilen, was ihr toll findet. Dankeschön.


Shawn Mendes ImaginesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt