21.

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Jetzt habe ich mich doch tatsächlich hinreißen lassen, eine Fortsetzung zum letzten Imagine zu schreiben und mein Kopf sprüht vor weiteren Ideen. Würde jemand eine Kurzgeschichte darüber lesen? Ich würde dann die beiden Teile noch ein bisschen verbessern und noch etwa drei neue Teile schreiben (Das wird wahrscheinlich viel Zeit in Anspruch nehmen).

Ich entspanne mich langsam und lasse mich von seinen Armen festhalten. "Are you okay, Y/N?" Er löst sich ein wenig von mir, dennoch nur so viel, dass er mich zwar umarmt, aber auch mein Gesicht sehen kann.

Ich nicke. "I am." Diesmal lüge ich nicht. Ich fühle mich tatsächlich um einiges besser. Sogar so viel, dass ich ihn ohne Bedenken anlächeln kann. Er erwidert mein Lächeln ohne zu zögern und lehnt sich näher zu mir.

"Everything will be okay." Er berührt mit seinen Fingern meine Lippen und wandert meine Wangen entlang, die fast zeitgleich einen Rotton annehmen. Ich habe Mühe, den Blickkontakt mit Shawn zu halten, weil seine braunen Augen mich intensiv mustern.

Ehe ich mich versehe, landen seine weichen Lippen auf Meinen. Ich lasse meine Hände instinktiv in seine Haare fahren, während sich Seine sanft an meine Wangen legen. Er küsst ungemein zärtlich, aber trotzdem mit einer gewissen Menge an Dominanz. Ich verliere mich in unserem Kuss und überlasse ihm die Führung.

Als er sich wenig später von mir löst, rast mein Herz schneller, als es sollte. Ich bin überwältigt von seiner Aktion und nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Und das, obwohl wir uns schon mehr als des öfteren geküsst haben.

Ich bin auf sonderbare Art und Weise wie gelähmt. Meine Gedanken drehen sich nur um unseren fantastischen Kuss und meine Sicht verschwimmt kurz.

Ich nehme nur am Rande wahr, wie er mir einige Dollarscheine in meine bewegungsunfähigen Finger legt. Ich nicke kurz und zwänge mich umständlich zurück in mein Kleid. Mehrere Male verfehlen meine Finger den Stoff oder den Reißverschluss. Ich kann aus dem Augenwinkel erkennen, wie Shawn meine Bewegungen genau beobachtet.

Er hält mich wider Erwarten aber nicht auf, als ich in Richtung Haustür laufe und mir meine graue Jacke überwerfe.

Nachdem er mir die Tür öffnet, murmelt er sein obligatorisches "Bye". Ich verabschiede mich ebenfalls kurz von ihm, drehe mich noch einmal um und trete dann aus seinem gemütlichen Appartement in den Gang, dessen kalte, einfache Wand im Kontrast zu den Wohnungen steht, zu denen er führt.

Die Tür wird zugezogen und ich stehe alleine und ein wenig verloren im Flur. Da ich den Weg zum Fahrstuhl schon in und auswendig kenne, habe ich keine Schwierigkeit ihn zu finden. Die Tür öffnet sich und gewährt mir Einblick in den modernen Innenraum. Ich drücke auf den noch neu aussehenden Knopf, der mich in das Erdgeschoß bringen wird.

Als sich die Tür schließt und der Fahrstuhl in Bewegung kommt, atme ich tief durch. Mein Herz hämmert immer noch schnell in meiner Brust. Viel zu schnell. Ich kann mir nicht erklären, warum ich plötzlich so auf ihn reagiere. Bin ich dabei, Gefühle für ihn zu entwickeln? Ich weiß es nicht und diese Ungewissheit bringt eine Unsicherheit mit sich, die mir ein bisschen Angst einjagt.

Ich darf mich nicht verlieben. Tue ich das überhaupt? In meinem Kopf herrscht Chaos, als sich die Fahrstuhltür mit einem 'Pling' öffnet und aus dem Lautsprecher 'first floor' ertönt.

Mein Weg führt mich durch den Eingangsbereich, durch den ich vorhin in genau entgegengesetzter Richtung gekommen bin. Der Boden weist keinen einzigen Kratzer auf und ist wie jedesmal blitzblank poliert.

Ich trete nach draußen und lasse das Gebäude hinter mir. Es wäre mittlerweile stockdunkel, wenn die Straßenlaternen nicht hell erleuchtet sein würden. Es ist ungewöhnlich still für eine Großstadt wie Toronto, aber es ist schließlich auch schon sehr spät.

3:30 am.

Nur vereinzelt treffe ich auf Menschen, die wohl gerade in den Klubs unterwegs waren. Mir wird erst jetzt bewusst, dass ich die Geldscheine immer noch in meiner Hand halte und stopfe sie mit einem Fluchen in die Jackentasche.

Ich betrete die vertraute Atmosphäre des Klubs.

"Hey, Y/N. You back?", begrüßt mich Thy freundlich. Er ist gerade dabei die frisch gespülten Gläser zurück in das Regal zu stellen, damit sie erneut befüllt werden können.

Ich setze mich auf einen der Barhocker und lehne meine Arme auf den hölzernen Tresen. Thy hält in seiner Arbeit inne und betrachtet mich stirnrunzelnd. Er sieht sofort, wenn etwas nicht stimmt. "Did one of the clients hurt you?", erkundigt er sich besorgt. Ich schüttele stumm den Kopf.

Er lässt die Gläser Gläser sein und läuft um den Tresen, um sich neben mich zu setzen. Ich sollte froh sein, dass mein Zuhälter einer der netten und fürsorglichen Sorte angehört. Ich weiß nicht, ob jeder von ihnen für alles ein offenes Ohr hätte.

Der Ire streicht behutsam über meinen Handrücken, während mein Blick weiterhin auf den Tresen gerichtet ist.

"I think I'm catching feelings", lasse ich die Bombe platzen. Wird er mich jetzt wegschicken?

"Hey, this isn't something bad yet natural. Don't worry about it. What is supposed to happen, will happen. No matter if or how much you want it and there is always a purpose why things work out in this or that way. Talk to him", gibt er mir mit sanfter Stimme einen Rat, sein irischer Akzent ist nicht zu überhören.

Ich will etwas entgegenhalten, weiß aber nicht was, weil ich ihm tief in meinem Inneren Recht geben muss.

Er lächelt mich aufmunternd an. "Okay", antworte ich also, "But I don't..." Thy fuchtelt energisch mit seinen Händen, um mich zum Schweigen zu bringen. "Psch, don't say it and just do it."

Ergeben nicke ich. "Thank you, Thy."

"Don't thank me, Y/N. Just go home now and have a catnap. You need to ease everything down." Als ich noch ein wenig verwirrt keine Anstalten mache aufzustehen, macht er mir mit deutlichen Handzeichen klar, dass er es ernst meint.

Als ich den Klub gerade verlassen will und den Türgriff schon fast in der Hand habe, ruft mir der Ire hinterher: "I don't want to see you until Friday!" Ich drehe mich zu ihm um und sehe ihn breit grinsend mit einem Tuch winken. Ich schüttele schmunzelnd den Kopf und trete an die frische Luft.

Thy hat absolut Recht. Ich muss mit Shawn reden und herausfinden, ob er es auch spürt. Aber ich kann doch nicht einfach klingeln und ihn fragen, ob und was er für mich empfindet, oder doch? Würde er mich rauswerfen und nie wieder sehen wollen?

Mit meinen nicht zu beruhigenden Gedanken schimpfend, überquere ich die nächste Straße.

Wann ist überhaupt der richtige Zeitpunkt dafür? Ich seufze erschöpft und lehne mich an die nächstbeste Hauswand. Warum passiert das eigentlich immer mir?

Jetzt bräuchte ich meine beste Freundin oder wenigstens jemanden, der mir mental zur Seite stehen kann. Dummerweise lebt besagte Freundin sechs Zeitzonen entfernt in Deutschland. Und unter den Bekanntschaften, die ich in der Uni gemacht habe, befindet sich keiner, mit dem ich darüber reden will, weil wir uns einfach nicht nah genug stehen.

Übrig bleibt nur noch Emma, meine Mitbewohnerin, die ich dank meines Jobs und den unterschiedlichen Vorlesungszeiten kaum sehe.

Dennoch fasse ich den Entschluss, morgen meine erste Vorlesung zu schwänzen, um sie einzuweihen. Gestärkt bringe ich die letzten hundert Meter zu unseren Appartement hinter mich, um Thys Aufforderung zu folgen, über die ganze Sache ersteinmal zu schlafen.

Shawn Mendes ImaginesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt