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Eigentlich wollte ich mit der Veröffentlichung bis zu den 9k reads warten, aber dann dachte ich mir: Scheiß drauf, jetzt hast du das Kapitel schon fertig, wieso denn noch warten? Et voilà.

Erschöpft lasse ich mich rücklings zurück auf das Bett fallen und blicke nach links. Shawns Brustkorb hebt und senkt sich hektisch, während ihm seine Haare strähnig ins Gesicht fallen. Gedankenverloren starrt er hoch auf die weiße Decke.

Gewissensbisse fahren durch meinen Körper. Ich sollte nicht hier sein. Es hätte einmalig bleiben sollen und trotzdem reagiere ich auf jeden seiner Anrufe und Nachrichten und denke überhaupt nicht daran, ihn zu blockieren. Trotzdem besuche ich ihn jede dritte Nacht. 

Shawns Arme schlingen sich um mich und drücken mich an seinen verschwitzten Oberkörper. "Shawn?", frage ich in die Stille. "Hmh", ertönt es gedämpft zurück. Mein Herz pocht schnell und ich weiß, dass er meine Anspannung spüren kann. "Why are you so tensed?" Er legt sich über mich und stützt sich mit seinen Unterarmen ab, sodass er minimal über mir schwebt, ich mich aber fast nicht traue zu atmen, da er mir wieder einmal so nahe ist.

Braune Augen mustern mich, untersuchen jeden Winkel meiner Mimik. Würde ich ihn nicht so gut kennen, wäre ich definitiv eingeschüchtert. Seine Hand greift nach einer meiner Haarsträhnen, die seine Sicht auf mein Gesicht verdecken, und streicht sie sanft hinter mein Ohr. "I'm not the one of us who studies psychology  but I can tell that you're not hundert percent comfortable. Tell me what's wrong."

Er kennt mich viel zu gut, aber da ich nicht weiß, wie ich mit ihm über dieses heikle Thema sprechen soll, antworte ich nicht. "You're scaring me, Y/N", er klingt besorgt, fast schon als hätte er Angst um mich, "Did it hurt?"

Ich atme tief aus. "No, I would've told you."

"Talk to me." Ich schüttele entschieden den Kopf, ich darf mir meine Unsicherheit nicht anmerken lassen. Deshalb nutze ich den einen Moment seiner Unachtsamkeit und drehe ihn zurück auf den Rücken, sodass ich mich auf seinen durchtrainierten Oberkörper legen kann. Er sieht mich überrascht an und zieht seine Augenbraue skeptisch nach oben.

"I'm totally fine", lächele ich ihn möglichst ehrlich an, obwohl ich weiß, dass er mich viel zu gut kennt, um mir diese Lüge abzukaufen. 

Er seufzt, während ich mit meinem Finger die Konturen seines markanten Gesichts nachmale. Ehe ich mich versehe, hat er uns wieder umgedreht und hält meine Handgelenke fest. "I entrust my problems to you, so you could tell me about yours, too. So let me ask you one question and you better not lie to me", setzt er mich unter Druck und unterstreicht seine Drohung indem er mich mit seinen hellbraunen Augen versucht zu erdolchen. 

"Are you okay?" Ich sollte froh sein, dass sich jemand um mich sorgt und mir Hilfe anbietet. Vor allem, weil ich am andere Ende der Welt studiere und hier quasi niemanden wirklich kenne, selbst mit meiner Mitbewohnerin rede ich kaum. Trotzdem schlage ich sein Angebot aus. Es tut weh, ihn erneut belügen zu müssen.

"I am, please don't worry." Erstaunlicherweise fällt es mir leicht, ihn anzulächeln. Bevor er es sich anders überlegt und mir nicht glaubt, lege ich meine Beine um seine Hüfte. Meine Hand fährt durch seine Haare, die durch unsere vorherigen Aktivitäten völlig verwuschelt sind. Er entspannt sich, als ich leicht an seinen braunen Locken ziehe.

Ich weiß, welche Knöpfe ich drücken muss, bis er seinen Kopf auf meine Brust legt und zufrieden seufzt. 

"You know that I'm leaving in two months, don't you?", frage ich ihn möglichst beiläufig. Mein Blick ist starr auf den leuchtenden CN Tower gerichtet, den man aus seinem Fenster perfekt beobachten kann. "I do", murmelt er leise, "I keep wondering what would've happened if I hadn't met you. Is it wrong that I need you?"

"You should find someone you don't have to pay." Er setzt sich kerzengerade auf und blickt mich entsetzt an. Ich schiebe ihn bestimmt von mir. "But...", er unterbricht sich selbst, "You..."

Er legt eine Hand an meine Wange. "No", sage ich mit Nachdruck und weiche zurück bis ich auf die kalte Wand treffe. Shawn lässt seine Hand wieder sinken und sieht mich enttäuscht an.

"Shawn, I'm an escort. You should have someone who you don't need to pay to listen to you."

Er schluckt, antwortet jedoch nicht.

Ich stehe auf und sammele meine Unterwäsche ein. Shawns Blick liegt immer noch auf der Wand, an der ich bis gerade eben gelehnt habe.

Ich wende mich von ihm ab, bis eine Hand nach meinem Arm greift und mich herum wirbelt, sodass ich fast gegen seinen Oberkörper pralle.

Er sieht mich entschlossen an. "No, you're not going to leave." Er verstärkt seinen Griff, um seine Aussage zu unterstreichen. Ich bleibe bewegungslos stehen, selbst als er meinen Arm loslässt.

Ich sehe ihn abwartend an, aber er bleibt einige Momente lang stumm. Nur seine Augen durchbohren mich.

"I know", er seufzt, "My friends just ordered you to make me relax and forget about my problems for a short time. Sometimes it feels like they don't know me well enough, since they didn't even ask me if I wanted an escort to ring at my door." Er lacht verbittert, sodass mein Puls vor Nervosität in die Höhe schießt.

"It's kind of funny that you became a very close friend of mine in just a couple of weeks. You know all my fears, which is kind of scary but I also know that you would never tell the press. Isn't it crazy that we talk much longer than we're actually having sex?"

"No, it's not", meine Augen schauen tief in seine Karamellfarbenen, "I don't feel comfortable when I leave right after it without saying a word and like I've never been there. And you're not the only one who feels lonely. So, yeah, I usually stay an hour longer to listen to them. It's kind of sad that all of them, you included, can't talk to their friends or don't even have ones."

"What are they about to do when you go back to Germany?" Ich weiche seinem Blick aus und fixiere mich auf den glänzenden Parkettboden. Er greift nach meinem Kinn und zwingt mich, in sein Gesicht zu sehen. Seine Gesichtszüge sind angespannt, dennoch kann ich keine Emotionen ablesen. "Nevermind, don't tell me."

Er atmet tief durch. "Would you at least visit me from time to time?" Er sieht mich mit hoffnungsvollen Augen an.

Ohne meinen Blick von ihm abzuwenden schüttele ich den Kopf. "You know that I didn't even plan to become an escort. You know how expensive an appartment in downtown Toronto can be. Sometimes I feel bad as I at first just did it for the money." Er sieht mich enttäuscht und gleichzeitig verständnisvoll an. Ich weiß nicht mal, warum ich mich vor ihm rechtfertigen sollte und dennoch tue ich es.

"Work at a Café or at a Diner, they said", ich schnaube sauer, "They didn't tell me that I needed to work all day to pay my appartment, all day and seven days a week. I work to pay an appartment I just visit to sleep. Like I didn't even had time to study."

"Hey", Ich werde in eine warme Umarmung gezogen, "I know, Y/N. I don't condemn you." Seine großen Hände streichen beruhigend über meinen blanken Rücken, während er meinen Kopf an seine Brust drückt. "I just want to thank you for the time you spent with me and I want to wish you good luck with your studies."

Ungewollt sammeln sich Tränen in meinen Augen und ich schniefe, was Shawn dazu bringt, mich noch fester an sich zu drücken und mir sanfte Worte ins Ohr zu murmeln.

Shawn Mendes ImaginesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt